Computer-Probleme verzögern Wechsel

Bis zu 100 Euro im Jahr sparen Kunden durch einen Versorger-Wechsel. Nur 1,5 Prozent der Stromkunden machten heuer davon Gebrauch
Stromversorger schaffen wegen EDV-Problemen die Beschleunigung des Lieferanten-Umstiegs nicht.

Drei Wochen und keinen Tag länger: So rasch sollte der Wechsel des Stromlieferanten, der derzeit noch sechs Wochen dauert, ab Jahreswechsel vor sich gehen. Doch der Wunsch der Energiemarktaufsicht E-Control, der gesetzlich fixiert ist, wird sich nicht erfüllen.

Die EDV-Dienstleister der Stromversorger bombardieren die Aufsicht mit Briefen, in denen sie um Aufschub für den schnellen Versorgerwechsel bitten. Denn die Umstellung der Computer auf einen vollautomatischen Austausch der Kundendaten lasse sich nicht bis Anfang Jänner bewerkstelligen.

„Wir befürchten ein Bank- Austria-Schicksal“, sagt ein Vertreter eines Stromversorgers. Wie berichtet war es bei der Bank Austria nach der Umstellung der EDV-Systeme auf jene der Mutterbank UniCredit zu massiven Problemen im Online-Banking und mit allen Web-Seiten gekommen. Die Bank kostete das Millionen von Euro.

Die Stromversorger monieren, dass die Aufsicht die Beschleunigung des Versorgerwechsels in einer Art Ho-Ruck-Aktion durchboxen wollte. So sei die vollautomatische Wechselplattform, über die alle Stromanbieter die Kundendaten austauschen, plötzlich online gestellt worden. „Wir wurden nicht rechtzeitig informiert“, ärgert sich ein Vertreter eines Stromlieferanten.

Wenig Umsteiger

Die Anzahl jener Stromkunden, die sich für einen neuen, billigeren Lieferanten entscheiden ist in Österreich gering und heuer sogar noch weiter gesunken. In den ersten zehn Monaten 2012 ist der Anteil der Strom-Wechsler an den gesamten Stromverbrauchern von 1,7 auf 1,5 Prozent zurückgegangen. E-Control-Chef Walter Boltz will daher 2013 für neuen Schwung beim Anbieter-Wechsel sorgen. Beratungsteams der E-Control sollen dann durch Gemeinden fahren und die Konsumenten über die Vorteile des freien Strommarktes aufklären. Immerhin könne sich ein durchschnittlicher Haushalt durch den Umstieg zum jeweils billigsten Versorger bis zu 100 Euro im Jahr ersparen, so Boltz. Auch die Beschleunigung des Lieferanten-Wechsels sollte mit dazu beitragen, die Kunden mehr für den Umstieg zu interessieren.

Boltz nimmt die Kritik der Versorger an der EDV-Vorbereitung der Aufsicht für den schnelleren Wechsel gelassen. Die vollelektronische Wechselplattform sei tatsächlich noch nicht ausgereift. Er geht daher auch davon aus, dass der Start des Schnell-Wechsels des Stromversorgers nicht per 1. Jänner 2013 stattfinden werde. Mit Beschwerden von Kunden rechnet er nicht. Wegen der Wechsel-Geschwindigkeit hätten auch jetzt schon Klagen eingehen können. Doch die gab es nicht. Kunden, bei denen der Versorgerwechsel länger als die vorgegeben Zeit dauert, könnten dies bei der Bezirkshauptmannschaft anzeigen. Dem säumigen Versorger würde in diesem Fall eine Strafe drohen.

Wichtiger für Kunden dürfte sein, dass beim automatischen Lieferantenwechsel alle ihre Daten – von der Adresse bis zum Stromverbrauch -– elektronisch zwischen den Versorgern ausgetauscht werden. Datenschützer haben ein Auge darauf.

Strom: Stromkunden, die zu einem günstigeren Lieferanten wechseln wollen, können sich im Internet (www.e-control.at unter „Tarifkalkulator“) den für sie besten Stromanbieter suchen. Oder sie rufen die Energie Hotline 0810 10 25 54 an. Sobald die Entscheidung für einen neuen Lieferanten gefallen ist, ist alles ganz einfach: Formular ausfüllen und abschicken. Den Rest erledigt der Versorger.

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