Commerzialbank-Skandal: "Pyramidenspiel über 30 Jahre"
Österreichs Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann äußerte sich erstmals ausführlich zum Skandal um die Commerzialbank. Er vermutet hinter dem Kriminalfall eine Art Schneeballsystem. "Das ist ein Kriminalfall, bei dem mit höchster Energie und Finesse ein internes Pyramidenspiel geschaffen wurde, das 30 Jahre gelaufen ist", sagte Holzmann im Krone-Interview.
"Der Fehler war, dass die Wirtschaftsprüfer in überzeugender Weise getäuscht wurden. Nicht nur die Bankbestätigungen wurden gefälscht, auch die Poststempel hat man entsprechend geliefert", so der Nationalbank-Gouverneur.
Vorstand "kriminell"
Prüfer der Nationalbank hätten schon früher einmal aufgezeigt, dass der dortige Vorstand geschummelt habe: "Er hat behauptet, dass ein Betrag Eigenkapital sei, dieses Geld ist aber sofort wieder als Darlehen zurückgegeben worden. Das ist kriminell", so Holzmann zu der Tageszeitung: "Wir haben das der Staatsanwaltschaft Eisenstadt gemeldet, es ist dann aber von dort nicht weiterverfolgt worden." Schon seit 2015 habe es ja Vermutungen gegeben, auch ein Whistleblower sei hilfreich gewesen, auch wenn die Zahlen nicht genau gewesen seien.
"Das Böse ist immer und überall"
Die Prüfungskette sehe für jeden eine bestimmte Aufgabe vor - jene der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sei es nicht, die Wirtschaftsprüfer zu prüfen, argumentierte der OeNB-Gouverneur. Bei der Commerzialbank handle es sich um einen höchst speziellen Kriminalfall, ganz nach dem Song der Ersten Allgemeinen Verunsicherung: "Das Böse ist immer und überall."
"Bei der Autobank, die jetzt näher angeschaut wird, ist das ganz anders, da ist die Frage, ob ein Geschäftsmodell noch tragfähig ist, daher gibt es dort jetzt eine Art Aufpasser", erläuterte Holzmann.
Die Einlagensicherung habe bei der Commerzialbank-Pleite ausgezeichnet funktioniert, bis 100.000 Euro sei den Sparern ihr Geld flott zurückgezahlt worden. Holzmann könne sich aber eine Art Selbstbehalt für "gierige Sparer" vorstellen, die für höhere Sparbuchzinsen bewusst zu finanzschwachen Kleinbanken gehen. Aber dies sei eine politische Entscheidung, betonte der Nationalbank-Gouverneur.
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