Commerzialbank: Hausdurchsuchungen an sechs Standorten
Im Skandal um die Commerzialbank Mattersburg hat es gestern, Freitag, Hausdurchsuchungen durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegeben. Danach ist Ex-Bankchef Martin Pucher einvernommen worden. Er ist auf freiem Fuß, sagte dessen Anwalt Norbert Wess am Samstagvormittag auf Anfrage der APA.
Die WKStA bestätigte Hausdurchsuchungen an sechs Standorten, mehrere davon in privaten Haushalten. U-Haften gebe es in der Causa keine, sagte ein Sprecher zur APA.
Puchers Anwalt rechnet damit, dass Pucher schon bald an Ort und Stelle bei der Bank und in Anwesenheit des Regierungskommissärs weiterbefragt werden wird. Gegenüber der Staatsanwaltschaft habe Pucher "die Geschehnisse aus der Vergangenheit, soweit das adhoc und ohne Unterlagen aus dem Gedächtnis heraus möglich war, umfassend dargelegt", hieß es zuerst in einer Aussendung von Wess.
Demnach wolle der Ex-Banker und -Präsident des Fußball-Bundesligisten SV Mattersburg "die volle Verantwortung übernehmen und sich nach Kräften bemühen, den Schaden nunmehr so gering wie möglich zu halten, indem er keine anderen Personen für sein eigenes Fehlverhalten verantwortlich macht und weiterhin an einer allumfassenden Aufarbeitung und Aufklärung der Geschehnisse mitwirken kann und wird."
Verdacht auf Bilanzfälschung
Pucher - er ist verdächtig, die Bankbilanzen seit etwa zehn Jahren verfälscht zu haben und es dürfte bis zur Hälfte der Bilanzsumme von zuletzt etwa 800 Mio. Euro nicht existieren - sei es "unmöglich in Worte zu fassen, wie sehr er die Vorkommnisse bedauert. Die Enttäuschung und Fassungslosigkeit über ihn selbst ist es, die es ihm unmöglich macht, dafür eine Erklärung zu finden. Jedes Wort der Entschuldigung oder des Ausdruckes des tiefen Bedauerns muss den Betroffenen - aus verständlichen Gründen - wie ein blanker Hohn vorkommen."
Die Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG (CMB) ist laut einem Bericht des "profil" bereits vor 2020 von der Oesterreichischen Nationalbank intensiv geprüft worden. Ungereimtheiten seien dabei nicht entdeckt worden. Aktuell wurde der Skandal bei einer laufenden "Vor-Ort-Prüfung" der Bankbücher durch die OeNB im Auftrag der Finanzmarktaufsicht offenbar.
Die Nationalbank hatte die CMB allerdings zuletzt auch 2017 geprüft, davor 2015, so das "profil". Da wie dort seien zwar Schwächen im Bereich der Organisation und der Kreditgestion festgestellt und beanstandet worden, Indizien für Bilanzfälschungen fanden die OeNB-Prüfer aber keine.
Anonyme Hinweise
Hinzu komme, dass der Finanzmarktaufsicht im Wege ihrer "Whistleblower-Hotline" in jüngerer Vergangenheit gleich zwei anonyme Hinweise auf Ungereimtheiten bei der CMB zugegangen seien. Einer sei vor der Prüfung 2015 eingegangen, ein zweiter während der anlaufenden Prüfung 2020. Beide Male seien die Prüfer der Nationalbank darüber informiert gewesen. Das wollte die OeNB aktuell nicht kommentieren, schreibt das Magazin.
Indes springt nun auch der Verbraucherschutzverein (VSV) von Peter Kolba Geschädigten bei, die mehr als die von der Einlagensicherung gesicherten 100.000 Euro auf der Skandalbank liegen haben. Das tun auch der Anlegeranwalt Ingo Kapsch und der Prozessfinanzierer Advofin, wie sie bereits angekündigt haben.
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