Commerzialbank-Aufsichtsratsvizechef: "Wir sind jetzt die Depperten"
Das im Kreis Zeigen durch potenziell Mitverantwortliche im Commerzialbank-Skandal geht weiter. Nachdem Finanzprokuraturchef Wolfgang Peschorn den Aufsichtsrat in die Pflicht nahm, wehrte sich Commerzialbank-Vizeaufsichtsratschef Wilhelm Grafl. Man habe sich auf die Wirtschaftsprüfer von TPA und die Bankenaufsicht verlassen. "Wir sind jetzt die Depperten", beklagte Grafl im Ö1-Radio.
Peschorn hatte bei der Geschäftsleitung und beim Aufsichtsrat ein "rechtswidriges und schuldhaftes" Verhalten geortet. Grafl hingegen holt die "Profis" TPA, Nationalbank (OeNB) und Finanzmarktaufsicht (FMA) ins Boot. Diese hätten "immer eine weiße Weste bescheinigt. Und warum soll uns 'was auffallen, wenn nicht 'mal die Profis draufkommen, dass da kriminelle Machenschaften dahinter sind", weist Grafl eine Verantwortung des Aufsichtsrats von sich.
Bei den Prüfungen 2015, 2017 und heuer habe der Aufsichtsrat nichts davon erfahren, dass es Verdachtsmomente gebe. Man sei von "normalen Prüfungen" ausgegangen. "Dass da ein Whistleblower dahinter ist, haben wir nie erfahren. Wenn wir da nicht agiert hätten, dann wären wir wirklich die Blöden gewesen", so Grafl, vom Brotberuf her ein Gastwirt.
Zum Thema Schadenersatzklage gegen die Republik hieß es indes von einem Anlegeranwalt gegenüber Ö1, dass man "die Schleife über den Verfassungsgerichtshof" werde nehmen müssen, was die Sache freilich verlängere. Peschorn sprach ja vom Paragraf 3 des Finanzmarktaufsichtsbehördengesetzes (FMABG), wonach der Bund bei Fehlern der Aufsicht nur gegenüber Banken hafte, nicht aber gegenüber Anlegern. Der Anwalt hält das für potenziell verfassungswidrig.
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