Huawei drängt massiv nach Europa
Der chinesische Technologiekonzern Huawei will die Hauptrolle beim Ausbau der europäischen Internet-Infrastruktur spielen. Der Netzwerkbauer und Handy-Hersteller ist auf der Suche nach Verbündeten und nimmt für die Expansion seiner Forschungsaktivitäten in Europa viel Geld in die Hand.
5G-Technologie
Telekom Austria
Huawei arbeitet im F&E-Bereich eng mit den größten Telekom-Anbietern zusammen; T-Mobile, Vodafone, Telefonica und France Telecom zählen zu den wichtigsten Kunden und lagern ihren Netzausbau vermehrt an den Multi aus. In Österreich hofft Huawei auf zusätzliche Aufträge durch den Einstieg von Carlos Slim (America Movil) bei der Telekom Austria. "Wir arbeiten mit America Movil ausgezeichnet zusammen und beliefern das Unternehmen in praktisch allen Technologiebereichen", sagt Günter Haberler, Mitglied der Österreich-Geschäftsführung. Er sieht vor allem in der Osteuropa-Strategie von Slim noch "großes Potenzial". Dadurch rücke auch der Standort Wien stärker in den Fokus. "Wir wollen in nächster Zeit auf mehr als 100 Mitarbeiter aufstocken", kündigt Haberler an. Derzeit gibt es 75 Mitarbeiter, wobei ein Drittel aus China entsendet wird. Auch die Chance auf ein eigenes F&E-Zentrum in Wien schließt er nicht aus.
Damit Österreich als Standort attraktiv bleibt, wünscht sich Haberler, dass die gesamten Erlöse aus der Handy-Frequenz-Versteigerung (2 Mrd. Euro) für den Breitband-Ausbau verwendet werden. Derzeit ist sogar die versprochene Milliarde unsicher. "Der Breitband-Ausbau ist ein wesentlicher Faktor für den gesamtwirtschaftlichen Erfolg und die weitere Entwicklung des Landes", so Haberler.
Das starke Europa-Engagement hat auch einen politischen Hintergrund. In den USA sind die Chinesen von wichtigen Projekten ausgesperrt. Wegen des Naheverhältnisses zur chinesischen Führung stufte ein Kongress-Bericht Huawei als Sicherheitsrisiko für die US-Telekom-Infrastruktur ein und warnte Netzbetreiber davor, Huawei-Technologie einzusetzen. Die Chinesen kritisierten diese Entscheidung heftig und versuchen nun vor allem mit Forschungskooperationen in den US-Markt vorzudringen. In San Diego etwa gibt es ein eigenes Innovationszentrum. Wirtschaftlich nutzt die Marktabschottung vor allem einem: dem US-Mitbewerber Cisco.
150.000 Mitarbeiter in 100 Ländern
Multi Huawei mit Sitz in Shenzhen wurde 1987 von Ren Zhengfei gegründet und beschäftigt heute 150.000 Mitarbeiter in 100 Ländern, davon 7700 in Europa. 45 Prozent sind in der F&E tätig. Umsatz 2013: 28,6 Mrd. Euro
Produkte Das Portfolio reicht von Vermittlungs- und Netzwerktechnik bis hin zu Software-Lösungen, Tablets und Smartphones. Bei Smartphones ist Huwaei bereits die Nummer 3 hinter Samsung und Apple.
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