Chinesen drängen Europas Bahn-Industrie zurück
Der geplante Ausbau der Bahnstrecke von Budapest nach Belgrad zeigt genau jenes Bedrohungsszenario, vor dem sich nicht nur die österreichische Bahn-Industrie fürchtet: "Die Chinesen kommen mit dem großen Geldkoffer und sagen: Wir finanzieren das. Die Ausschreibung ist dann nur noch eine pro-forma-Sache", beschreibt Kari Kapsch, Präsident des Verbandes der Bahn-Industrie den Wettbewerb am europäischen Markt. Und wenn die Chinesen die Strecke bauen, dann kommen sie natürlich mit ihrem Personal und ihren Produkten.
Noch steht die österreichische Bahnindustrie im internationalen Vergleich gut da. Mit ihren knapp 10.000 Mitarbeitern erwirtschafteten die Unternehmen der Branche zusammen 2018 einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Die Gesamtwertschöpfung belief sich auf 1,53 Milliarden Euro, was 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Jeder Job in der Bahnindustrie generiere einen weiteren Arbeitsplatz in Österreich, erläuterte Christian Helmenstein, Autor der Studie, die der Bahn-Verband beim Economia-Institut in Auftrag gegeben hat.
Exportdynamik lässt nach
So gut die heimische Bahn-Industrie auch derzeit noch läuft, so besorgt ist sie über die Zukunft. "Die Entwicklung der Exporte zeigt eindeutig nach unten", betont Kapsch. Der Hauptgrund dafür sei die immer stärker werdende chinesische Konkurrenz. Kapsch fordert die europäische Politik zum Handeln auf. "Wir brauchen ein Finanzierungspaket, sagt er. So wie es die Chinesen machen, sollten auch europäische Bahn-Unternehmen bei Angeboten die Finanzierung mitbringen.
Zudem wünscht sich Kapsch eine Änderung im Vergabewesen. In Europa komme immer noch der Billigstbieter zum Zug, Qualität sei kein Thema. Er fordert die öffentlichen Stellen auf, "Mut zum vorteil der europäischen Industrie zu zeigen". Schon jetzt seien bei jeder Ausschreibung, Chinesen dabei. Bleibe Europa beim Billigstbieterprinzip, würden die europäischen Unternehmen gegen die chinesische Konkurrenz nur schwer bestehen können.
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