Chinas Wirtschaft schwächelt: Die fünf größten Baustellen

Chinas Wirtschaftsmotor stottert.
Kaum eine Woche vergeht ohne neue wirtschaftliche Hiobsbotschaften aus China.

Die chinesischen Aktienmärkte schlagen Kapriolen, die Währung steht unter Druck, die Verschuldung von Unternehmen steigt rasant. Die Regierung in Peking ist nicht nur mit dem langsamsten Wachstum seit 25 Jahren konfrontiert, sondern muss mehrere Brandherde gleichzeitig löschen. Ein Überblick:

Überkapazitäten

Chinas Wirtschaft schwächelt: Die fünf größten Baustellen
Chinese worker stand on the production line for Kadjar cars at France's Renault and China's Dongfeng Group factory in Wuhan, Hubei province on February 1, 2016. French car giant Renault opened its first car factory in China on February 1, the last major manufacturer to set up a plant in the world's biggest auto market. AFP PHOTO / JOHANNES EISELE
Es ist nach Einschätzung von Ökonomen derzeit das gravierendste Problem: Praktisch alle wichtigen Industriezweige des Landes leiden unter großen Überkapazitäten. Das bedeutet: Fabriken haben deutlich mehr Produktionsanlagen und Mitarbeiter als sie eigentlich brauchen. Laut einer am Montag veröffentlichten Studie der Europäische Handelskammer in Peking betrugen etwa die Produktionskapazitäten der Stahlindustrie im Jahr 2014 1,14 Mrd. Tonnen. Produziert wurden allerdings nur 813 Mio. Tonnen, womit die Überkapazitäten der Stahlproduzenten bei 327 Mio. Tonnen lagen. Peking stößt beim Abbau der Überkapazitäten auf großen Widerstand bei Lokalregierungen. Die Angst der Provinzen: Wenn Millionen Menschen ihre Jobs verlieren, könnte das zur Gefahr für die Stabilität werden.

Aktienmarkt

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Investors watch stock movements on a screen at a securities company in Beijing on February 17, 2016. The Shanghai market rose more than one percent on February 17 -- on top of the 3.3 percent gain on February 16 -- on growing hopes for fresh measures to kick-start the world's number-two economy. AFP PHOTO / GREG BAKER
Ab Mitte 2014 legte Chinas Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent zu, weil sich vor allem Privatleute im Börsenfieber verschuldeten und Aktien auf Pump kauften. Es passierte, was passieren musste: Die Blase platzte und seit den Hochständen im Sommer 2015 haben sich die Kurse fast halbiert. Experten sagen, Chinas Regierung hat bei der Bewältigung der Krise keine gute Figur gemacht. Mit Verkaufsverboten für Aktien, erzwungenen Handelspausen und Aktien-Aufkaufprogrammen in Milliardenhöhe versuchte Peking den Kursrutsch zu stoppen, erreichte aber das Gegenteil: Die Verunsicherung nahm weiter zu. Am Wochenende musste deshalb der bisherige Chef der Börsenaufsicht seinen Hut nehmen. Ob das reicht, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, ist jedoch fraglich.

Außenhandel

Chinas Wirtschaft schwächelt: Die fünf größten Baustellen
epa05167402 A worker walks before containers piled up at the Aomi International Container Terminal in Tokyo, Japan, 18 February 2016. According to data released by the government, Japan's exports dropped 12.9 percent from a year earlier to 5.35 trillion yen (46.9 billion USD) in January, the lowest in nearly two years despite a weaker yen. Japan's shipments to China, the country's largest trading partner, plunged 17.5 percent for the six straight month of decline amid a slowdown in the world's second-largest economy. EPA/FRANCK ROBICHON
Der Einbruch von Chinas Außenhandel setzt sich ungebremst fort. Die Einfuhren gingen im Jänner im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,6 Prozent zurück, die Ausfuhren sanken um 6,6 Prozent. Zu schaffen macht Chinas Exporteuren vor allem die schwächelnde Weltwirtschaft, wegen der die Nachfrage nach Produkten aus China sinkt. Peking versucht, die Wirtschaft auf ein neues Fundament zu stellen: Statt weiter die "Werkbank der Welt" zu sein, sollen die Unternehmen des Landes innovativer werden. Außerdem soll durch einen stärkeren Dienstleistungssektor der Binnenkonsum angekurbelt werden. Diese Reformen brauchen noch Zeit.

Währung

Chinas Wirtschaft schwächelt: Die fünf größten Baustellen
A staff member counts Renminbi (RMB) banknotes at a branch of Bank of China in Changzhi, Shanxi province in this September 16, 2008 file photo. Chinese stocks edged lower in early May 11, 2015 trade as an interest rate cut by the central bank failed to impressed investors who are becoming increasingly worried that the recent rally has been overdone. Money rates eased while the yuan steadied after the People's Bank of China said on Sunday it was lowering its benchmark one-year lending and deposit rates by 25 basis points, the third cut in six months, to help support an economy headed for its slowest growth in a quarter of a century. To match MARKETS-CHINA REUTERS/Stringer/Files CHINA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN CHINA
Binnen eines Jahres hat der chinesische Yuan um rund fünf Prozent zum US-Dollar an Wert verloren. Immer mehr Spekulanten wetten darauf, dass dieser Abwärtstrend weiter geht: Der US-Hedgefonds Kyle Bass prognostizierte Ende Jänner, dass Chinas Währung in den kommenden drei Jahren um 40 Prozent einbrechen wird. Ähnliche Töne schlug auch Investorenlegende George Soros an, der eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft "unausweichlich" nannte. Pekings Zentralbank versuchte zuletzt, den Yuan mit Verkäufen von Teilen seiner gewaltigen Devisenreserven zu stützen. In den vergangenen 12 Monaten schrumpften die Reserven im Rekordtempo um mehr als 500 Milliarden auf nun noch 3,3 Billionen Dollar.

Schulden

Chinas Verschuldung steigt in einem besorgniserregenden Tempo: Seit 2007 haben sich die Verbindlichkeiten mehr als verdoppelt. Bedenklich sind dabei vor allem die hohen Schulden staatlicher Unternehmen sowie der Provinzregierungen. Die haben sich seit der globalen Finanzkrise 2008 immer weiter verschuldet, um mit Infrastrukturprojekten die Wirtschaft am Laufen zu halten. Laut Ökonomen dürfte Chinas Gesamtverschuldung bis 2019 auf einen Wert von 283 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. Chinas Banken müssen sich deshalb in den kommenden Jahren auf eine steigende Zahl von Kreditausfällen einstellen.

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