China setzt massives Arbeitsmarktprogramm auf
Im Kampf gegen die Konjunkturabkühlung legt China ein rund 14 Mrd. Euro schweres Arbeitsmarktprogramm auf. Mit dem Geld solle der Wegfall von Stellen im Zuge des Abbaus von Überkapazitäten in der Stahl- und Kohlebranche abgefedert werden, teilte das Industrieministerium am Donnerstag mit.
Grundsätzlich sollten zwar die Marktkräfte zum Tragen kommen, sagte Vizeminister Feng Fei. Die Regierung in Peking müsse den Provinzen allerdings dabei helfen, neue Stellen für gekündigte Arbeiter zu schaffen. Vor dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) in Shanghai verwies das Ministerium darauf, dass die maue Weltkonjunktur dem Exportgeschäft und der Währung zusetze.
Die Finanzminister und Notenbanker der G-20 dürften bei ihrer Konferenz, die am Freitag beginnt, auch über die Lage in China sprechen. In der Volksrepublik war das Wachstum mit 6,9 Prozent zuletzt so schwach wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Die Exporte stehen im Zuge der weltweiten Konjunkturflaute unter Druck. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert angesichts dessen ein gemeinsames Konjunkturprogramm von den G-20-Staaten.
Zombie-Firmen
Die chinesische Regierung treibt derzeit den Abbau von Überkapazitäten voran. "Die örtlichen Verwaltungen müssen damit aufhören, Zombie-Firmen, die seit Jahren Verluste schreiben, Kredite zu geben. Und die Banken müssen damit aufhören, ihnen Darlehen anzubieten", sagte Vizeminister Feng. In den kommenden drei bis fünf Jahren soll die Stahlproduktion um 100 bis 150 Mio. Tonnen gedrosselt, die Kohleförderung um 500 Mio. Tonnen gekappt werden.
Allein das Aus für die unprofitablen Stahlwerke könnte etwa einer halben Million Menschen den Job kosten. Allerdings dürften die nun vorliegenden Pläne nicht ausreichen, um die Branche auf Vordermann zu bringen: Schätzungen zufolge liegen allein die Stahl-Überkapazitäten bei 400 Mio. Tonnen jährlich, und der Branchenverband rechnet sogar mit einem Anstieg im laufenden Jahr. Die Kohleförderung wurde zuletzt massiv ausgeweitet. Die Regierung will die Wirtschaft umbauen hin zu einem größeren Binnenkonsum und einer geringeren Abhängigkeit vom Export. Sie nimmt dabei nach Jahren des Booms auch ein langsameres Wachstum in Kauf. Die Balance zwischen Reformen und wirtschaftlicher Stabilität müsse aber gewahrt bleiben, erklärte die Zentralbank.
Banken unter Druck
Auch die Banken sind unter Druck. Die Regierung genehmigte nun einem Insider zufolge sechs Kreditinstituten, faule Kredite als Wertpapiere zu verpacken und zu verkaufen. 2015 saßen die Banken auf einem Berg solcher vom Ausfall bedrohter Darlehen über umgerechnet 176 Mrd. Euro. Das ist so viel wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Diese Summe dürfte weiter steigen, wenn nun die "Zombie-Firmen" pleitegehen.
"China konsolidiert sich derzeit", betonte er am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Die chinesische Konjunkturdelle sei "Jammern auf hohem Niveau". Schließlich sei Chinas Wachstum auf knapp unter sieben Prozent zurückgefallen. Ein Wert, von dem Europa nur träumen kann.
Natürlich sei die Entwicklung am chinesischen Finanzmarkt und Chinas Schuldenproblem bedrohlich. Wobei die größere Nervosität in China selbst vorherrsche, nicht im Rest der Welt. Die chinesische Bevölkerung sei direkt betroffen. "70 Prozent der Bevölkerung sind an der Börse", erklärte der Delegierte. Auch die Rechtssicherheit in China sei "nicht so stabil", wohl aber die Wirtschaftsraten. Aber eine Kapitalflucht sei vorhanden, ausgelöst durch Antikorruptionsmaßnahmen der Regierung in Peking.
Österreichs Chancen
Derzeit gehen nur rund 2,5 Prozent der heimischen Exporte nach China. Inklusive der Sonderverwaltungszone Hongkong, dorthin wurden im Vorjahr Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 516 Mio. Euro exportiert, beliefen sich die Ausfuhren im Jahr 2015 auf mehr als 3,5 Mrd. Euro. China nimmt den zehnten Rang der wichtigsten Exportländer für österreichische Firmen ein. Demgegenüber stehen Importe aus China im Wert von über sieben Milliarden. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat sich dafür ausgesprochen, die heimischen Exporte bis 2022 zu verdoppeln. Derzeit sind rund 600 österreichische Firmen in China tätig, 240 davon sind in Hongkong aktiv.
Als Quellmarkt für Touristen für Österreich ist China ebenfalls von wachsender Bedeutung. Nahe Hongkong wurde etwa das berühmte heimische Tourismusdorf Hallstatt nachgebaut, was dem originalen Hallstatt eine unglaubliche Bekanntheit in China bescherte. Außerdem sollen im Jahr 2020 mehr als 230 Millionen aus der Volksrepublik sich auf Reisen rund um den Globus aufmachen.
Luxusartikel
Österreichs Chancen sieht Schierer neben dem traditionellen Bereichen Maschinen- und Automotiv, Abgas-, Abwasser- und Umwelttechnologien vor allem in Nischenbereichen. Luxusartikel aus traditionsbewussten Betrieben wie Swarovski oder selbst die Mühlbauer Hutmanufaktur hätten gute Aussichten, führt Schierer aus. China sei einer der wichtigsten Märkte für Luxusartikel. Im Vorjahr wurden einer Studie zufolge 31 Prozent der weltweiten Luxusgüter nach China verkauft. Im Vergleich hat Europa nur einen Anteil von 18 Prozent. Die Chinesen haben demzufolge im Vorjahr 42 Mrd. Euro für Luxusgüter ausgegeben. Swarovski besitzt bereits mehr als zwei Dutzend Verkaufsstellen in Hongkong. Von seiner Produktionsstätte in Jingshang hat sich der Tiroler Kristallkonzern aber 2015 verabschiedet.
Zeit der Billigwaren ist vorbei
China bereinigt seine Wirtschaft und versucht Weltmarktführer bei vielen neuen Technologien und innovativen Produkten zu werden. Dazu gehörten Umwelttechnologien genauso wie der Export von Atomkraftwerken. Mittlerweile kommt der weltgrößte Hersteller von Windturbinen, das Unternehmen Xinjiang Goldwind S&T, aus China. Auch die weltweit meisten Patente würden bereits in China angemeldet, betonte er.
Hinzu kommt, dass China bereits über Großprojekte im Transportwesen an der logistischen Verknüpfung des Landes mit dem Westen arbeitet. Dabei beruft es sich auf die Tradition der alten Seidenstraße. Es geht um den Aufbau von Handelswegen, die von China bis nach Europa reichen.
ie Zeiten der "Billigwaren" seien vorbei, so Schierer. Er zeigt sich überzeugt, dass in einem Zeitraum von fünf Jahren das Prädikat "Made in China" als Gütesiegel geführt werde.
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