China: Ferrari-Affäre erschüttert KP-Elite

China: Ferrari-Affäre erschüttert KP-Elite
Weil er den Unfalltod seines Sohnes im Luxussportwagen vertuschen wollte, wurde ein Vertrauter des Präsidenten degradiert.

Es war am 18. März gegen vier Uhr Früh, als ein schwarzer Ferrari 458 auf Pekings vierter Ringstraße ins Schleudern geriet und unter der Baofusi-Brücke zerschellte. Der Fahrer, ein Mann in den Zwanzigern, soll dabei ums Leben gekommen sein, zwei junge Studentinnen – angeblich eine Tibeterin und eine Uigurin, beide nur leicht bekleidet – wurden schwer verletzt in Armeekrankenhäuser eingeliefert. Der Sportwagen war eigentlich nur für zwei Personen zugelassen.

Berichte und Fotos von dem spektakulären Unfall fanden sich unmittelbar danach auf Mikro-Blogs und Webseiten – doch schon nach wenigen Stunden waren sie verschwunden. Sogar Suchanfragen nach dem Begriff "Ferrari" wurden plötzlich blockiert. Die Behörden mauerten.

Fast ein halbes Jahr später lüften sich die Nebel und enthüllen einen neuen Skandal, der Chinas KP-Elite schlecht aussehen lässt. Denn wie jetzt bekannt wurde, handelte es sich bei dem Fahrer des teuren Ferraris um Ling Gu. Dessen Vater Ling Jihua war bisher Büroleiter des Zentralkomitees der Partei und eine Art Stabschef von Staatspräsident Hu Jintao. Am Wochenende wurde der 55-Jährige auf einen weit weniger wichtigen Posten abgeschoben, seine Chance auf einen Posten im mächtigen, 25-köpfigen Politbüro ist dahin. Und Präsident Hu Jintao, der turnusgemäß sein Amt im Herbst abgeben muss, verliert damit eine Möglichkeit, die künftige Politik weiter mitzubestimmen.

Falscher Totenschein

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Ling Jihua hatte offenbar alles unternommen, um den Unfall zu vertuschen. Sogar der Totenschein des Sohnes wurde manipuliert, sein Name auf "Jia" geändert, was pikanterweise im Chinesischen klingt wie das Wort "Fälschung". Der Vertraute des Präsidenten hatte genau gewusst, dass im Volk nichts schlechter ankommt als das offen zur Schau gestellte Luxusleben von Funktionärskindern.

Dass die Affäre ausgerechnet wenige Wochen vor der nur alle zehn Jahre erfolgenden Machtübergabe in Peking ruchbar wurde, ist auch Ausdruck des zähen Kampfes um Einfluss und Positionen in der neuen Regierung. Die jetzt durchgesickerten, detaillierten Informationen über die leicht bekleideten Begleiterinnen des Ferrari-Fahrers sollten wohl den Imageschaden für dessen Vater maximieren.

Ramponiert ist aber auch das Ansehen der KP, die in den Augen vieler Chinesen völlig korrupt ist. Schon die Berichte über das große Vermögen des im Handstreich entmachteten Spitzenfunktionärs Bo Xilai und das Todesurteil gegen dessen Frau Gu Kailai wegen Ermordung eines britischen Geschäftsmanns hatte die Wogen hochgehen lassen.

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