Chinesischer Autobauer BYD setzt auf die Türkei statt Ungarn

BYD Autos im Hafen von Taicang
BYD verschiebt die geplante Massenproduktion in seinem zukünftigen Werk im ungarischen Szeged um mindestens ein Jahr und fährt stattdessen die Produktion in Manisa, der Türkei, hoch.

Zusammenfassung

  • BYD verschiebt die Massenproduktion in Ungarn bis 2026 und reduziert anfängliche Kapazitäten.
  • Die Produktion in der Türkei beginnt früher als geplant und übertrifft die bisher angekündigten Ziele.
  • Die Verlagerung ist ein Rückschlag für die EU und könnte Auswirkungen auf den Stahlkonzern voestalpine haben.

Der chinesische E-Auto-Bauer BYD stellt Insidern zufolge seine Produktionspläne für Europa um und gibt dabei wegen der niedrigeren Arbeitskosten der Türkei den Vorzug vor Ungarn. 

Die Massenproduktion im neuen Werk Szeged in Ungarn werde bis 2026 verschoben und die Fertigung mindestens in den ersten zwei Jahren mit geringerer Kapazität als bislang geplant gefahren, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen, berichtet Reuters.

Gleichzeitig werde der chinesische Tesla-Rivale früher mit der Produktion in einem neuen, eine Milliarde Dollar teuren Werk in Manisa im Westen der Türkei an den Start gehen und die angekündigten Produktionspläne dort deutlich übertreffen, sagte einer der Insider. 

Rückschlag für EU

Die Verlagerung der Produktion von Ungarn in die Türkei wäre ein herber Rückschlag für die Europäische Union, die gehofft hatte, dass ihre Zölle auf in China produzierte E-Autos chinesische Investitionen und gut bezahlte Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe anziehen würden. Viele der im neuen Werk in der Türkei produzierten Fahrzeuge sind zwar auch für Europa bestimmt, bei der Einfuhr in die Europäische Union sind aber keine Gebühren fällig. 

Die Änderung der Produktionspläne erfolgt im Zuge der Umstrukturierung des europäischen Geschäfts von BYD nach strategischen Fehlentscheidungen. 

Dazu gehörten die unzureichende Anwerbung von Händlern und von Führungskräften mit lokalen Marktkenntnissen sowie das mangelnde Angebot von Hybridfahrzeugen in Märkten, die sich gegen vollelektrische Fahrzeuge sträuben.

voestalpine betroffen?

Inwieweit der heimische Stahlkonzern voestalpine von der Strategieänderung des Autobauers betroffen ist, ist noch unklar. Im Juni hatten die Linzer einen Liefervertrag mit BYD abgeschlossen, wonach das Werk in Szeged ab dem Herbst mit Stahlblech beliefern werden hätte sollen.

"Wir verfolgen hier eine langfristige Vision mit dem Ziel, innerhalb der nächsten fünf Jahre von den Verbrauchern als europäischer Hersteller wahrgenommen zu werden", sagte BYD-Vizepräsidentin Stella Li damals laut Aussendung zur Produktion in Europa. Die voestalpine sei als Zulieferer aufgrund der geografischen Nähe zum Werk in Ungarn, der hohen Qualität und des guten Rufs des österreichischen Stahls ausgewählt worden.

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