Der Neupreis einer Birkin Bag liegt bei rund 10.000 Euro, kann aber je nach verwendetem Material und Farbe deutlich höher ausfallen. Wie hoch der Wiederverkehrswert am Zweitmarkt ist, lässt sich schwer beziffern – immerhin hängt der vom verwendeten Leder, dem Zustand, möglichen Lieferverzögerungen und der Länge der Wartelisten auf neue Modelle ab. „Aber man kann schon sagen, dass die Wertsteigerung innerhalb einiger weniger Jahre bei 60 Prozent liegen kann. Solche Handtaschen sind auch kein Risikoinvestment – im schlimmsten Fall verkauft man sie zu dem Preis wieder, um den man sie gekauft hat.“
Nach oben hin ist vieles möglich. Die Himalaya Birkin Bag etwa ist aus Albino-Krokodilleder hergestellt. „Albino ist nicht züchtbar, sondern eine Laune der Natur. Die Nachfrage ist extrem hoch“, sagt Eggers – da kann die Tasche schon mal einen sechsstelligen Wiederverkaufswert erzielen. Eine „normale“ Birkin Bag in gutem Zustand erzielt aktuell einen Wiederverkaufswert von bis zu 15.000 Euro.
Weitere Luxushäuser
Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel – gerade bei Auktionen. Wenn sich etwa zwei um ein Stück „streiten“, erklärt Regina Herbst, spezialisiert unter anderem auf Handtaschen und Accessoires beim heimischen Auktionshaus Dorotheum. Die Birkin Bag, die zum höchsten Preis beim Dorotheum unter den Hammer kam, wechselte für über 40.000 Euro den Schrank.
Neben Hermès sind Chanel und Louis Vuitton die Luxusmarken, bei denen gewisse Handtaschen ihren Wert behalten oder sogar steigern. Bei Chanel ist die Classic Flap Bag in „fast jeder Größe eine Wertanlage“, sagt Johanna Eggers. Chanel ist seit der Corona-Pandemie auch auf den Zug der künstlichen Verknappung aufgestiegen und erhöht „kontinuierlich die Preise“, wodurch sich automatisch der Zweitmarkt entwickelt.
Begehrteste Modelle
Warum der Zweitmarkt eigentlich so gut funktioniert, ist klar: Kommt man so schwer an eine Birkin Bag, ist der Kauf beim Hersteller nur für die Oberschicht möglich – immerhin muss man ja einen gewissen Umsatz bei Hermès gemacht haben, um eine Tasche zu bekommen. Wie hoch der Mindestumsatz sein muss, darüber hält sich Hermès natürlich bedeckt. Der Mittelschicht jedenfalls fehlen die liquiden Mittel dafür.
Bei Louis Vuitton sind historisch betrachtet ganz klar die Modelle Speedy und Neverfull die Klassiker, berichtet Eggers. „Sie steigen kontinuierlich im Neupreis, haben aber nicht den Neupreis wie eine Birkin Bag.“ Regina Herbst vom Dorotheum beobachtet, dass Limited Editions, bei denen etwa prominente Modedesigner die Tasche designen, besonders begehrt sind. Ein Beispiel: Stephen Sprouse für Louis Vouitton.
Den höchsten Wiederverkaufswert erzielt man, wenn „die Schutzfolie an den Metallen noch dran ist, das Zubehör und die Box noch mit dabei sind“, sagt Johanna Eggers – die Tasche also ungetragen ist. Manche gut Betuchte tun auch genau das – und kaufen eine Birkin Bag, ohne sie dann zu tragen, sondern sie sofort weiterzuverkaufen. „Es gibt Leute, die permanent auf den Wartelisten stehen.“
Unerfahrenen rät sie, mit dem Kauf einer Tasche von Louis Vuitton zu beginnen – auch, um ein Gefühl für die Wertstabilität zu bekommen. Da lässt sich bereits ab rund 1.000 Euro ein gutes Modell kaufen. Als richtiges Investment muss man dann aber doch mehr Geld in die Hand nehmen. Bei Hermès müssten es um die 10.000 Euro, bei Chanel „kann es auch etwas weniger sein“. Auch hier werde sich der Wert der Taschen in den kommenden Jahren angesichts der Preispolitik von Chanel „signifikant“ nach oben bewegen.
Und wie man sicher sein kann, dass das Second Hand-Objekt der Begierde auch echt ist? Zum einen, indem man bei „vertrauenswürdigen Wiederverkäufern“ kauft. Zum anderen kann auch der Preis ein gutes Indiz sein. „Wenn eine Birkin Bag in neuwertigem Zustand in einer guten Farbe um 2.000 Euro angeboten bekommt, ist das ein Preis, bei dem man skeptisch werden sollte“, sagt Expertin Eggers.
Rein anhand von Bildern ist es fast unmöglich, die Echtheit einer Tasche zu prüfen. „Man macht sich keinen Begriff davon, wie gut diese Plagiate sind“, sagt sie. „Natürlich gibt es gewisse Merkmale, die jede Marke und jedes Modell haben. Bei der Birkin Bag ist es zum Beispiel ein Blindstempel.“ Generell gilt: „Bei jeder Marke und Tasche muss man im Detail nach verschiedenen Merkmalen suchen“, erklärt Regina Herbst vom Dorotheum.
Aber auch die Fälscher werden besser. „Mittlerweile wird vieles mitgefälscht, auch Rechnungen oder Staubbeutel.“ Wer ein Echtheitszertifikat mitgeliefert bekommt, sollte stutzig werden – denn die hat etwa Hermès nicht. Am häufigsten gefälscht wurden in der Vergangenheit Taschen von Louis Vuitton.
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