Chefinnenwechsel bei Infineon

Monika Kircher saß 13 Jahre im Vorstand von Infineon Österreich.
Technik-Vorstand Sabine Herlitschka folgt Monika Kircher nach. Brigitte Ederer im Aufsichtsrat.

Geordnete Übergaben im Vorstand sind selten geworden. Noch seltener ist es, dass Vorstandschefs ihren eigenen Nachfolger suchen, einstellen und zwei Jahre lang höchstpersönlich einschulen. Geradezu einzigartig ist es, wenn der Chef eine Chefin und der Nachfolger eine Nachfolgerin ist, die an die Spitze eines der führenden Technologieunternehmen Österreichs folgt.

Sabine Herlitschka (47), seit zwei Jahren im Vorstand von Infineon Österreich, löst Ende März 2014 Monika Kircher (56) ab. Überraschend zwar, aber nicht ungeplant. „Den Entschluss dazu habe ich schon vor längerer Zeit getroffen, jetzt habe ich den optimalen Zeitpunkt dafür gewählt“, sagte Kircher nach der Aufsichtsratssitzung am Montag. Sie möchte „mehr Platz für das Privatleben“ schaffen. 13 Jahre lang war Kircher im Vorstand des Hightech-Konzerns und prägte die Wandlung vom reinen Produktionsbetrieb zur „Innovationsfabrik“ mit Schwerpunkt auf Forschung & Entwicklung maßgeblich mit. Jetzt will sie sich „in die zweite Reihe zurückziehen“ und Infineon in beratender Funktion und als Coach für junge Führungskräfte zur Verfügung stehen.

Spekulationen über andere als die von ihr vorgebrachten Rückzugs-Motive will sie gleich im Keim ersticken: „Ich bin zum Glück kerngesund, ich gehe nicht in Pension, ich gehe nicht zu einem Mitbewerber und ich gehe auch nicht in die Politik.“ Die ehemalige SPÖ-Vizebürgermeisterin von Villach galt wegen ihres Engagements etwa im Bereich Bildung zuletzt als Kandidatin für ein SPÖ-geführtes Wissenschafts- oder Technologieministerium.

Nein zur Politik

Chefinnenwechsel bei Infineon
Interview mit Brigitte Ederer von Siemens in ihrem Büro in der Siemensstraße in Wien am 09.09.2013.
Obwohl ihr mehrfach reizvolle Aufgaben in der Politik angeboten worden seien, schließe sie ein politisches Amt aus, stellte Kircher klar. Als Präsidiumsmitglied der Industriellenvereinigung und Aufsichtsrätin bei Siemens, AUA und dem Kärntner Energieversorger Kelag dürfte Kircher in nächster Zeit ohnehin nicht fad werden. Erstmals eine Frau im Aufsichtsrat gibt es künftig auch bei Infineon, wo fürEx-Siemens-Vorstand Brigitte Edererextra das Gremium erweitert wurde.

Herlitschka zeigte in einer ersten Stellungnahme „große Begeisterung für, aber auch großen Respekt vor der neuen Aufgabe“ als Vorstandschefin. Sie appellierte sogleich an die Politik, die Rahmenbedingungen für Forschung & Entwicklung sowie Bildung zu stärken. „Wir brauchen einen guten Hafen für unseren Standort und da gibt es einiges zu tun.“

Marktschwäche

Einiges zu tun hat Herlitschka auch im eigenen Unternehmen. Infineon Österreich litt im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) unter der allgemeinen Marktschwäche im Halbleiter-Geschäft, konnte sich aber im vierten Quartal wieder etwas erfangen. Der Jahresumsatz ging um zwei Prozent auf 1,182 Mrd. Euro zurück, das operative Ergebnis schrumpfte wegen der im ersten Halbjahr schwachen Auslastung um 18 Prozent auf 88,7 Mio. Euro. Während der deutsche Halbleiterkonzern die Investitionen in Österreich zurückfuhr, stieg der Aufwand für Forschung & Entwicklung leicht auf 270 Mio. Euro an. Die Mitarbeiter-Zahl erhöhte sich geringfügig auf 3100, wobei jeder dritte in der Forschung tätig ist. Kircher seht den Produktions-Standort Villach „bestens aufgestellt“ und daher für die nächsten Jahre gesichert.

Eine Frau, eine Quereinsteigerin und noch dazu relativ jung: Als Sabine Herlitschka (47) vor zwei Jahren in den Infineon-Vorstand kam, landete sie sprichwörtlich im kalten Wasser. Die Entscheidung von Monika Kircher, ihr gleich die Verantwortung für das Herzstück des Unternehmens, die Forschung & Entwicklung, zu übertragen, sorgte für großes Staunen. Vor allem in der Männerwelt.

Chefinnenwechsel bei Infineon
APA15872748 - 02122013 - WIEN - ÖSTERREICH: Sabine Herlitschka, Technik-Vorstand bei Infineon Austria, am Montag, 02. Dezember 2013, während einer Bilanz-PK von Infineon Austria zum "Geschäftsjahr 2012/13" in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Die Offenheit und Interesse für die „anderen Sichtweise“ sei im Unternehmen aber sehr groß gewesen, berichtete Herlitschka über die ersten Monate. Das für diesen Top-Job nötige Selbstvertrauen und der Mut zu Veränderungen brachte die Absolventin der Universität für Bodenkultur schon mit in den Hightech-Konzern. „Die Dinge kommen nicht von allein und ich lasse sie nicht gerne treiben. Wenn mir etwas wichtig ist, setze ich mich dafür ein“, so das Credo der gebürtigen Deutschen, die in Salzburg aufwuchs. Sie gilt als begnadete Netzwerkerin und Vermittlerin zwischen Wirtschaft und Wissenschaft mit Herz für Frauenförderung. Nicht unwichtig bei einem Konzern, der auch an öffentliche Fördertöpfe gelangen will.

Von 2003 bis 2006 war Herlitschka Vizerektorin an der Medizinischen Universität Graz und zugleich Bereichsleiterin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wo sie für internationale Programme zuständig war. Ein längerer Uni-Aufenthalt in den USA komplementierte die Internationalität. Herlitschka ist verheiratet, ihr Mann arbeitet in München. In der Freizeit liest sie gerne und betreibt Sport. Für ihre Leidenschaft das Segelfliegen wird ihr als Infineon-Chefin kaum noch Zeit bleiben.

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