Der Finanzminister verhandle nicht über Schiffe, dementiert man im Ministerbüro. Er absolviere vielmehr den lange geplanten Antrittsbesuch, die Kanzler-Reise sei spontan erfolgt.
Ganz so routinemäßig dürfte der Besuch nicht sein.
Brunner trifft sich mit Managern des Staatsfonds Mubadala (hält als Syndikatspartner 24,9 Prozent an der OMV), des Ölgiganten Adnoc und des Abu Dhabi Investment Council (ADIC). Abu Dhabi sei ein wichtiger Partner, daher sei ein Austausch über aktuelle Themen gerade jetzt sinnvoll, erklärte Brunner gegenüber dem KURIER. Aber auch abseits der Energie-Krise gebe es zahlreiche Themen.
Die Abu Dhabis sind nicht amused über die OMV-Debatten in Österreich, die Gewinnabschöpfung für Öl- und Gasunternehmen und die Ansagen der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler. Ein Thema wird auch das Angebot des norwegischen Konsortiums sein, das sich neu formiert hat.
Das Konsortium hatte im Juli dem Finanzminister geschrieben, man könne ganz Österreich auf Jahre hinaus mit Gas versorgen. Dafür wolle man die Mehrheit am milliardenschweren E&P-Bereich der OMV (Öl- und Gasförderung). Als Kopf des Konsortiums trat das Kleinunternehmen Mime auf.
Inzwischen hat sich der wichtigste norwegische Teil, die Energieholding Aker ASA, wie berichtet zurückgezogen. Angeblich aus Compliance-Grünen, weil das Projekt öffentlich bekannt wurde.
Der Private-Equity-Funds Bluewater und der Commodityhändler Trafigura mit Sitz in Singapur blieben. Im Konsortium ist jetzt auch das norwegische E&P-Unternehmen DON, das allerdings wesentlich kleiner ist als die OMV. DON ist zwar in der Nordsee aktiv, doch der Großteil der Förderung liegt im kurdischen Teil des Irak.
Es gab diesmal kein schriftliches Angebot, sondern nur Gespräche mit ÖBAG und OMV. Das Konsortium will ab 2023 nur noch einen Teil der Gasversorgung Österreichs als Zwischenhändler garantieren. Für den Transport, also die Pipeline-Kapazitäten, müsse Österreich selbst sorgen – genau das ist aber eines der Hauptprobleme bei der Substituierung von Russen-Gas. Das Konsortium habe eine Liefergarantie von Aker BP, möglich, dass das Unternehmen später selbst wieder einsteige, hört man aus Norwegen.
Die SPÖ wirft der Regierung vor, sich zu sehr auf Abu Dhabi zu fokussieren. „Die Aufgabe der Regierung wäre es, mit dem Staat Norwegen langfristige und nachhaltige Gaslieferverträge abzuschießen, statt ständig PR- und Showreisen nach Abu Dhabi zu machen“, wettert SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll. Brunner müsse endlich seine Pläne mit der OMV transparent kommunizieren und wie er die Versorgungssicherheit gewährleisten wolle.
„Das norwegische Angebot ist eine Möglichkeit, aber ich bin für jede Idee offen. Wir sind dabei, die genauen Parameter und Bedingungen zu prüfen“, sagte Brunner. Die ÖBAG prüfe aber auch andere Varianten und habe den Auftrag, die Versorgungssicherheit Österreichs generell zu durchleuchten.
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