Causa Commerzialbank: Wie Pucher die Umsätze der Gastro-Betriebe manipulierte

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Neben der Florianihof Betriebs GmbH erhielt auch der Gastro-Betreich des SV Mattersburg unrechtmäßig Millionen Euro aus der Bank.

Im Ermittlungsverfahren rund um die Commerzialbank Mattersburg (CBM) ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen 28 Beschuldigte und elf Unternehmen wegen gewerbsmäßig schweren Betruges, Untreue, betrügerischer Krida, Bilanzfälschung, Geldwäscherei sowie wegen diverser Korruptionsvorwürfe. Hauptdarsteller sind Ex-Banker Martin Pucher und seine ehemalige Vorstandskollegin Franziska Klikovits.

Jetzt liegt ein neues Gutachten des Sachverständigen Karl Hengstberger vor. Es befasst sich mit jenen Millionen Euro aus der Commerzialbank, die Pucher in der Gastro-Branche versenkt bzw. über die Gastrobranche verschoben hat. Im Mittelpunkt stehen die Florianihof Betriebs GmbH und die SV-Mattersburg Gastronomiebetriebs GmbH (SVM Gastro).

Kuriose Anklage: Mitarbeiter soll Ex-Banker Pucher erpresst haben

Laut Pucher begannen die Bargeldübergaben an den Geschäftsführer der Florianihof zirka im Jahr 2010, weil sie Verluste schrieb. Die Florianihof Betriebs GmbH erhielt von Pucher im Zeitraum von Oktober 2013 bis Dezember 2016 insgesamt 1,9 Millionen Euro bar als Umsatzaufbesserungen aus der Bank. Gegenleistung gab es für diese „Geldgeschenke“ keine. Anscheinend wollte er der Florianihof finanziell unter die Arme greifen.

Verluste mit Krediten finanziert

Das Geld wurde in die Kassa des Gastro-Unternehmens einbezahlt. Für diese Umsatzaufbesserungen zahlte die Florianihof sogar 231.000 Umsatzsteuer an die Finanz. „Zusätzlich erlangte die Florianihof ab spätestens November 2013 in unredlicher Art und Weise Kreditmittel in Höhe von insgesamt 3,07 Millionen Euro, da sich die Verbindlichkeiten am Betriebsmittelkonto um diesen Betrag erhöhten“, heißt es im Gutachten. „Die Florianihof finanzierte ihre Verluste ab spätestens 2013 durch die Ausweitung der Kreditlinien.“

Fingiertes Sponsoring

„Eine Rückzahlung der unredlich erlangten Geldmittel war der Florianihof ab Oktober 2013 unter normalen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht möglich, da hierfür die erwirtschafteten Umsatzerlöse und das daraus erwirtschaftete Ergebnis nicht ausreichten“, so der Gutachter.

Das Gastrounternehmen, das später von der Bank sogar übernommen wurde, war bereits Ende 2013 zahlungsunfähig. Obwohl die Florianihof marode war, zahlte der Gastrobetrieb von 2009 bis 2017 rund 979.000 Euro als Sponsoring an den Fußballklub SV Mattersburg. Zusätzlich sollen zwischen 2010 und 2015 rund 1,25 Millionen Euro aus der Bank über ein fingiertes Florianihof-Sponsoringkonto an den SV Mattersburg geflossen sein. Auch die SVM Gastro wurde illegal mit Geldern aus der Bank finanziert. Von Mai 2011 bis Juli 2016 flossen 563.000 Euro an Umsatzaufbesserungen in die Gastrokasse des Fußballvereins. Ab April 2016 flossen dann noch 2,03 Millionen Euro an Kreditmitteln an die SVM Gastro.

„Ohne die unredlich erlangten Bargelder aus den Umsatzaufbesserungen wäre der Geschäftsbetrieb spätestens ab 2010/11 (…) nicht aufrecht zu erhalten gewesen“, so Hengstberger. „Der Einritt der Zahlungsunfähigkeit der SVM Gastro musste einem redlich handelnden Unternehmer (...) spätestens Mitte 2016 erkennbar gewesen sein.“ Denn die letzte Bargeldübergabe erfolgte im Sommer 2016.

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