Casinos, Lotterien: Kaufpreis ist der Joker

Die Käufer haben es auf die Lotterien abgesehen, die 12 Inlandscasinos und die internationale Tochter CAI sind wenig lukrativ
Seit dem Verstaatlichtungsangebot stellen sich die Interessenten an.

Der Regierungsbeschluss über die Verstaatlichung des Glücksspielkonzerns Casinos Austria war de facto ein öffentliches Kaufangebot. Als sich VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling vom Ministerrat absegnen ließ, dass die neue Staatsholding ÖBIB ihren Drittel-Anteil auf bis zu hundert Prozent aufstocken kann, wurde die Glücksspielindustrie hellhörig.

Die Player wittern eine gewinnträchtige Chance. Wäre doch möglich, dass die bunt zusammengewürfelten Eigentümer der Casinos-Gruppe (Casag), die alle gegenseitige Vorkaufsrechte haben und sich einig sind, dass sie raus wollen, nicht an den Staat, sondern lieber an einen privaten Bieter verkaufen.

Die Casag-Aktionäre können entspannt pokern. Größter Miteigentümer ist nach der ÖBIB der Raiffeisen-Sektor. "Die öffentliche Ankündigung der ÖBIB ist ein Turbo. Die bisherigen Eigentümer werden an dieser Turbo-Entwicklung partizipieren", hofft Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. Man warte jetzt auf "nachvollziehbare Kaufangebote. Der Preis wird entscheidend sein", spricht Hameseder Klartext. Natürlich werde man sich auch die Strategie eines Käufers anschauen.

Casinos, Lotterien: Kaufpreis ist der Joker
epa04096883 President of the Austrian Olympic Committee (OeOC) Karl Stoss attends a press conference on a positive doping test of Austrian Cross-Country Skier Johannes Duerr at the Austria House Tirol in Krasnaya Polyana, Russia, 23 February 2014. Cross-country skier Johannes Duerr, originally a medal contender for today's 50-kilometers race, has tested positive for the blood booster EPO in the latest Olympic doping debacle for Austria. The OeOC said, that Duerr was caught in an out-of-competition test on 16 February. The examination of the B-sample is yet to be carried out. EPA/HANS KLAUS TECHT
Mehrere Interessenten haben schon angeklopft. Die Investmentfirma Epic hat sich mit zwei tschechischen Oligarchen zusammengetan. Der Novomatic-Konzern des Selfmade-IndustriellenHans F. Graf ist ebenso im Gespräch wie weitere internationale Anbieter. Bei der Novomatic stellt sich allerdings im Inland ein Wettbewerbsproblem. Möglich, dass der 23.000 Mitarbeiter große Mitbewerber nur 24,9 Prozent übernehmen kann.
Casinos, Lotterien: Kaufpreis ist der Joker
APA18234842 - 07052014 - WIEN - ÖSTERREICH: Der neu gewählte Stiftungsratsvorsitzende Dietmar Hoscher nach der konstituierenden Sitzung des ORF-Stiftungsrates am Mittwoch, 7. Mai 2014, im ORF-Zentrum in Wien. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Interessiert sind auch die Eigentümer des Dorotheum: Die BrüderSoravia, die FamilieDichand (Krone, Heute) und der InvestorMichael Tojner (Hotel Intercont). Sie ritterten bereits um den Drittel-Anteil, der KURIER berichtete. "Keine Auskunft", istErwin Soraviaauffallend kurz angebunden. Laut Salzburger Nachrichten sei auch Ex-SPÖ-KanzlerAlfred Gusenbauer für den BautycoonHans Peter Haselsteiner vorstellig geworden.

Der Trumpf ist die 68-prozentige Beteiligung der Casag an der Cashcow Lotterien. Die zwölf Inlands-Casinos und die internationale Tochter CAI sind weniger attraktiv. Der Drittel-Anteil der Staatsholding wurde 2014 mit 130 Millionen Euro bewertet. Jetzt wird neu geschätzt. Für Schelling kann es nur teurer werden.

Warum aber will ausgerechnet ein ÖVP-Politiker voll verstaatlichen? Wo die Schwarzen doch das Motto "Mehr privat, weniger Staat" ideologisch vor sich hertragen.

Schelling spekuliert auf einen guten Deal. Er will die Casag teilweise oder ganz weiterverkaufen. Mit einem schönen Körberlgeld für die Staatskasse. Wird spannend, ob dieser Plan aufgeht. Wirtschaftlich wäre die Sache vernünftig, denn ein Drittel hat Schelling ja bereits. Doch politisch kommt es nicht so gut, wenn sich der Staat teuer in ein Glücksspielunternehmen einkauft. Auch wenn die ÖBIB den Kaufpreis über Fremdfinanzierungen ohne Staatszuschuss stemmen könnte.

Der Finanzminister ist als Mitspieler nicht zu unterschätzen. Er sitzt mit dem Glücksspielgesetz am langen Hebel und kann die Eigentümerfrage beeinflussen. Bei Kriterien wie Branchenerfahrung und Compliance gibt es durchaus Interpretationsspielraum. Und über die Konzessionen kann er den Inlandsmarkt steuern.

Die maßgeblichen Eigentümer, neben Raiffeisen noch die Donau Versicherung (VIG-Gruppe), das Bankhaus Schelhammer und Schattera und die MTB-Privatstiftung der 87-jährigen Maria Theresia Bablik (16,79 Prozent), diskutierten lange über einen Ausstieg. Vor allem, seit das Casinos-Geschäft in die roten Zahlen rutschte. Erst im Vorjahr spielte die Casag bei 3,6 Umsatzmilliarden wieder einen Gewinn (41,7 Millionen) ein. Verbuchte aber ausgerechnet im weltweit boomenden Online-Gaming Umsatzrückgänge. Die Novomatic könnte die Casag aus der Portokasse kaufen. Der Konzern mit Headquarter in Gumpoldskirchen fuhr 2014 knapp 277 Millionen Gewinn ein und hält bei 1,17 Milliarden Eigenkapital.

Für Raiffeisen – der Sektor sah auch schon bessere Zeiten und verkauft Assets ab – gehört Glücksspiel wirklich nicht zum Kerngeschäft. RZB-Boss und Casag-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner soll lange gezögert haben, doch Hameseder und Klaus Buchleitner, Chef der RLB Niederösterreich-Wien, drängten auf einen Verkauf. Auch für die Donau Versicherung ist Gaming kein Core-Business und für eine Bank ebenfalls nicht.

Begonnen mit dem Verkaufspoker hatte die Stiftung der alten Dame. Dort ist Dietmar Hoscher im Vorstand, seines Zeichens langjähriger Vorstand der Casag. Dass ein Aktionärsvertreter im Spitzenmanagement der Beteiligung sitzt, ist eigentlich nicht vereinbar. Wenn man Compliance ernst nehmen würde. Der Ex-SPÖ-Abgeordnete ist außerdem Vorsitzender des ORF-Sitfungsrates. Der Staatssender hält wiederum sechs Prozent an den Lotterien.

Hoschers Casag-Vertrag ist mit Ende 2016 befristet. Ebenso wie das Mandat von Vorstandsvorsitzendem Karl Stoss. Noch heuer werden die Eigentümer – wer auch immer das sein wird – über eine Verlängerung entscheiden.

Stoss und Hoscher können aber gar nicht gut miteinander. Der hemdsärmelige, intern gerne polternde Hoscher und der zurückhaltende Vorarlberger Stoss geraten immer wieder heftig aneinander. Fragt sich, wer dieses Match gewinnt. Der Vertrag von Bettina Glatz-Kremsner läuft bis 2019. Die einzige Frau im Vorstand leistet, wird ihr in Eigentümerkreisen attestiert, hervorragende Arbeit. Friedrich Stickler geht bekanntlich im Sommer in Pension.

Stoss spielt sein eigenes Spiel. Er will die Lotterien vollständig übernehmen. Für die 32 Prozent müsste die Casag 120 bis 150 Millionen Euro in die Hand nehmen. Größte Lotto-Spieler sind Erste Bank, die B&C Holding (Bank Austria), ÖVAG und ORF. Stoss will, dass der ORF dafür bei der Casag andockt. Am Küniglberg wartet man gelassen ab, wie sich das Spiel entwickelt.

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