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Wirtschaft

Casinos: Aufstocken oder Verkaufen - Regierung muss entscheiden

Staatsanteil: Sazka hat auf alle Fälle die Mehrheit der Stimmrechte.

von Andrea Hodoschek

12/11/2019, 05:19 AM

Die neue Regierung wird entscheiden müssen, wie die Staatsholding ÖBAG weiter mit dem Drittel-Anteil der Republik vorgeht. Entweder die Regierung beschließt, der Staat braucht keine Beteiligung am Glücksspiel und sucht einen Käufer. Das muss nicht Sazka sein. Andere internationale Anbieter könnten durchaus ein Interesse haben, ebenso österreichische Investoren.

Oder die Staatsholding stockt auf, sie hat ein Vorkaufsrecht von rund acht Prozent auf den Anteil der Novomatic. Dafür bräuchte die ÖBAG jedoch einen Regierungsbeschluss. Die ÖVP hat sich unter Kurz von der früheren Privatisierungsideologie verabschiedet. Das große Fragezeichen sind die Grünen, die einem Ausstieg des Staates kaum zustimmen dürften. Möglich wäre auch ein Shareholder Agreement aller Aktionäre.

Sazka bekommt durch den Novomatic-Deal auf alle Fälle die Mehrheit der Stimmrechte. Selbst wenn die Staatsholding aufstockt, denn die Tschechen haben wie berichtet ein Stimmrechtsabkommen mit einem Mitaktionär, der ehemaligen Kirchenbank Schelhammer und Schattera.

Karel Komarek, mit einem geschätzten Vermögen von rund 2,8 Milliarden Euro einer der reichsten Tschechen, war seit dem Einstieg in die Casinos auf die Mehrheit aus. 2017 meldete Sazka bei der Bundeswettbewerbsbehörde die Absicht, die „alleinige Kontrolle“ zu erwerben.

Kann Sazka die Casinos in der Konzernbilanz verbuchen, tun sich die Tschechen auf dem Kapitalmarkt leichter. Sazka expandiert international stark und gab zuletzt eine Anleihe über 300 Millionen Euro aus, verzinst mit hohen 4,125 Prozent. Ein Gang an die Börse wurde abgesagt.

Anonyme Anzeige

Das Ibiza-Video mit Straches Bemerkung „Novomatic zahlt alle“ dürfte Sazka durchaus gelegen gekommen sein. Im August löste eine anonyme Anzeige über die Bestellung des FPÖ-nahen Managers Peter Sidlo zum Finanzvorstand und angebliche Absprachen zwischen Novomatic und FPÖ etliche Hausdurchsuchungen aus, elf Beschuldigte gibt es derzeit, darunter zwei ehemalige ÖVP-Finanzminister.

Zuvor hatte Sazka versucht, die Republik im Aufsichtsrat der Casinos auszuhebeln. Novomatic hielt trotz eines Stimmrechtsabkommens mit Sazka zum Staat. Die Folge war eine Klage der Tschechen gegen Novomatic vor dem Schiedsgericht in Paris.

Sazka-Chef Chvatal spricht jetzt von der „besten Lösung“ für die Casinos, aber auch von „Innovationen“, die man auf den Markt bringen werde.

Die Bundeswettbewerbshörde (BWB) kündigte unterdessen an, den Deal ganz genau zu prüfen. Man habe erst aus den Medien von dem Deal erfahren, so BWB-Generaldirektor Theodor Thanner Dienstagabend in der ZIB2, die BWB kenne die konkreten Details noch nicht (siehe Video unten). Man werde sich das aber „sicher sehr sehr genau“ anschauen. Ob etwas gegen den Deal spreche, könne man erst nach der Analyse sagen, so Thanner weiter.

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