Aus Sicht der Regenschirmmacher ist Japan eine Insel der Seligen: Der Schirm ist für Japaner „ein modisches Accessoire“, mit dessen Raffinessen sie sich „intensiv auseinandersetzen“, sagt zumindest Martin Würflingsdobler. Seine Familie beschäftigt sich seit vier Generationen intensiv mit Schirmen. Genau genommen seit 1946, als der Urgroßvater von Würflingsdobler in Braunau am Inn eine Schirmfabrik gegründet hat. Dort werden noch heute Schirme in Handarbeit hergestellt, wenn auch nicht für den Massenmarkt. Aus der Manufaktur kommen etwa edle Trachtenvarianten mit Griffen aus echtem Hirschhorn und einer Bespannung aus österreichischem Loden. Zu haben sind solche Schirme in der Preisklasse jenseits der 200 Euro. Im Billigmarkt könne man ohnehin nicht mitspielen, sagt Würflingsdobler: „Solche Regenschirme sind in Österreich gar nicht mehr herstellbar.“
Dennoch: 70 Mitarbeiter fertigen in
Braunau jährlich rund 20.000
Schirme. In der „
Doppler Manufaktur“ landen vermehrt auch
Schirme zur Reparatur. Als Trend weg von der Wegwerfgesellschaft kann das allerdings nicht interpretiert werden. Es ist eher so, dass es kaum mehr Fachleute gibt, die Reparaturen übernehmen können. Auch im Geschäft mit exklusiven Werbeschirmen bewegt sich
Doppler zunehmend in einer Nische. Würflingsdobler: „Wir sind in
Europa eine der wenigen Firmen, die noch größere Aufträge erledigen können.“ Viele Konkurrenten haben im
Konkurrenzkampf mit den Billigschirmen aus
Asien längst das Handtuch geworfen. Auch Einzelkämpfer, die
Schirme noch in Handarbeit herstellen, gibt es kaum noch. Bei
Doppler läuft das Geschäft mit Werbeschirmen – sie machen bereits ein Drittel des Regenschirmumsatzes aus – auch dank der Aufträge von Autobauern wie
BMW oder
Rolls-Royce sowie diverser Luxushotels. Rund vier Millionen Regenschirme verkauft
Doppler im Jahr – die billigsten ab sechs Euro, die teuersten Spezialanfertigungen um 300 Euro. Der Familienbetrieb liefert
Schirme der Marken derby, s. Oliver,
bugatti oder bree und hat im Jahr 2005 auch die Marke Knirps nach
Oberösterreich geholt – mit einer 73-Prozent-Beteiligung am damals unter Qualitätsproblemen leidenden deutschen Unternehmen. Heute gibt es Knirps in 40 Ländern, gekauft wird er vor allem in
Deutschland, zweitgrößter Absatzmarkt ist
Japan.
Kommentare