Guter Wein wird teurer

Guter Wein wird teurer
Seit Jahren setzt die österreichische Weinwirtschaft erfolgreich auf Qualität statt Massenproduktion. Die unterdurchschnittlichen Ernteerträge der vergangenen Jahre werden an der Strategie nichts ändern.

Österreich und Frankreich haben gleichen Grund zur Sorge. Auch in Frankreich müssen die Winzer mit geringeren Erträgen leben. Vom Jahrgang 2016 wird es wohl nur 43 Millionen Hektoliter geben. 2015 waren es noch fast 48 Millionen Hektoliter. Manche Gegenden haben unter Frost im Frühjahr gelitten. Einige waren von Hagelschlag betroffen. Besonders heftig sind die Auswirkungen im Anbaugebiet Champagne. Hier wird die Produktion um rund ein Drittel einbrechen. Die Lage könnte sich noch weiter verschlechtern, warnte Jérôme Despey, der Präsident des staatlichen Instituts für landwirtschaftliche Erzeugnisse FranceAgriMer.

Kleine Menge

In Österreich sind die Schäden teilweise noch massiver ausgefallen als in Frankreich. Aufgrund der Frostnächte Ende April fällt die Weinernte 2016 sehr mager aus. „Wir haben heuer die fünfte kleine Menge in Folge“, lautet das Resümee von Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Die Weinernte 2016 dürfte lediglich 1,8 Millionen Hektoliter betragen. Der heimische Durchschnitt liegt bei etwa 2,4 Millionen Hektoliter. Schlimm erwischt hat es das Burgenland mit Ertragsausfällen von bis zu 50 Prozent. In der Steiermark sind es sogar minus 75 Prozent. Es wird daher heuer so gut wie keinen Schilcher geben. Auch in Deutschland wird die Weinernte unter dem langjährigen Durchschnittsertrag liegen. Der Schädling Falscher Mehltau hatte sich durch den feuchten Frühsommer stark ausgebreitet und in fast allen Regionen zu Ausfällen geführt. Die Winzer mussten Pflanzenschutzmittel spritzen und entlauben, damit die Trauben schneller abtrocknen. Bio-Winzer, die viele Pflanzenschutzmittel nicht verwenden dürfen, haben besonders hohe Ausfälle. Auch in Jahren mit einer guten Ernte ist die Produktionskapazität der heimischen Winzer im internationalen Vergleich nur gering. Wein aus Österreich ist ein Nischenprodukt. Man muss den Kunden aus dem Ausland schon erklären, was Grüner Veltliner eigentlich ist. Weinmacher aus Kalifornien hingegen müssen den europäischen Konsumenten nicht erläutern, was Cabernet Sauvignon bedeutet. Das ist ein beträchtlicher Vorteil bei der Vermarktung.

Guter Wein wird teurer

Höhere Preise

Dabei ist es das Ziel der heimischen Weinbranche, hochwertigere Weine zu besseren Preisen zu verkaufen. „Wir wollen uns in den höherwertigeren Preisklassen nachhaltig festsetzen“, lautet die Strategie von Wilhelm Klinger, Geschäftsführer der Österreich Weinmarketing.
Begonnen hat der Trend zur besseren Qualität nach dem Weinskandal 1985. Einige heimische Winzer hatten ihre Weine anstelle von Zucker zusätzlich noch mit Diethylenglykol versetzt. Gesundheitliche Schäden oder Beeinträchtigungen wurden nicht bekannt. Aber der Glykolwein-Skandal führte zu einem massiven Vertrauensverlust der Verbraucher und einem Rückgang des Absatzmarktes für österreichische Weine. Der Ruf der österreichischen Weinwirtschaft wurde weltweit und nachhaltig beschädigt. Es blieb nur ein völliger Neuanfang. Weg vom Billigsegment, den früher berühmten Doppellitern. Mehr Weinexporte in der Bouteille und nicht nur im Fass. Um die Vermarktung im Ausland zu erleichtern wurde für gebietstypische Weine die Bezeichnung „Districtus Austriae Controllatus“ (DAC) eingeführt. Für das Kremstal oder das Kamptal sind das beispielsweise die Sorten Grüner Veltliner und Riesling. Das ist notwendig, weil die Betriebsgrößen in Österreich klein sind.
Das derzeit größte Weingut der Welt im Familienbesitz ist die Gallo Winery in Kalifornien. Die Weinberge im dortigen Sonoma County umfassen rund 2000 Hektar Rebfläche. Das Weinbaugebiet Wachau kommt auf eine Gesamtrebfläche von 1350 Hektar. Daher ist es auch schwieriger, sich international einen Namen zu machen. Die Wachauer sind mit Top-Qualität auch in den teuren Restaurants in den USA vertreten. Das steigert den Bekanntheitsgrad.Die Umstellung auf die Qualitätsschiene nach dem Weinskandal war jedenfalls nicht einfach und hat mehrere Jahre gedauert. Es ging dabei auch um eine moderne Produktionstechnik im Weinkeller. Mittlerweile ist es gelungen, die Durchschnittspreise pro Flasche anzuheben. Auch wenn die Winzer heute geringere Mengen verkaufen, bleibt den meisten mehr in der Börse.

Höhere Erlöse

2006 betrug der Durchschnittspreis für einen Liter Exportwein 1,58 Euro. 2010 waren es bereits 1,98 Euro. Mittlerweise kostet der Liter durchschnittlich knapp drei Euro. 2006 haben die heimischen Winzer Wein im Wert von 82 Millionen Euro ins Ausland verkauft. Heute ist der Erlös aus den Exporten auf mehr als 140 Millionen Euro gestiegen. Auch wenn Deutschland nach wie vor der mit Abstand größte Markt für Weinexporte aus Österreich ist, werden Länder wie China immer interessanter. Dort sind die Weinliebhaber bereit, für guten Wein auch gutes Geld zu bezahlen. Jedenfalls ist Wein eines der wenigen landwirtschaftlichen Produkte in Österreich, bei dem sich niemand Sorgen um den Absatz machen muss. Es gibt nicht viele Branchen, denen es gelungen ist, für eine geringere Produktionsmenge mehr Einnahmen zu lukrieren.
Die Österreich Wein Marketing hat eine Studie über den volkswirtschaftlichen Wert der österreichischen Weinwirtschaft in Auftrag gegeben. Es geht dabei nicht nur um die Verkaufserlöse für die Flaschen. Auch der Weintourismus ist ein gutes Geschäft. Denn Reisende, die wegen kulinarischer Genüssen nach Österreich kommen, geben deutlich mehr Geld aus als der Durchschnittstourist.

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