Brunner: Norwegisches Angebot für Gasversorgung nicht attraktiv

Brunner: Norwegisches Angebot für Gasversorgung nicht attraktiv
Staatliche Koordinierungsstelle soll sich künftig neben OMV um Gasbeschaffung kümmern, Absage an Fracking

Der Verkauf von Teilen der OMV an ein norwegisches Konsortium ist nach Ansicht von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) "nicht deckungsgleich mit den Zielen der Republik". Das norwegische Konsortium könnte die notwendige Versorgungssicherheit für die österreichische Bevölkerung nicht gewährleisten, sagte Brunner am Montag vor Journalisten. "Das wäre ein Ausverkauf des Familiensilbers der Republik und würde keine Verbesserung zum Status quo bedeuten", so Brunner. Das Konsortium wollte die Mehrheit am milliardenschwerren Öl- und Gasgeschäft (E&P) der OMV und wollte dafür einen Teil der Versorgung Österreichs übernehmen, aber keine Transport-Kapazitäten. Es gebe "auch andere Wege, die Gasversorgung sicherzustellen, ohne Veränderung der Eigentumsrechte der OMV".

Zuvor hatte der Finanzminister bereits Überlegungen des US-Finanzinvestors Carlyle für eine Übernahme eines großen Teils des Öl- und Gasgeschäfts des teilstaatlichen OMV-Konzerns als unattraktiv bezeichnet.

Brunner hatte die Staatsholding ÖBAG, die 31,5 Prozent der OMV-Anteile hält, beauftragt, die aktuelle und künftige Situation der Gasversorgung in Österreich zu prüfen. Die ÖABG hat ihre Analyse nun abgeschlossen, ÖBAG-Chefin  Edith Hlawati legte nun neben mehreren kurzfristigen Maßnahmen auch langfristige Handlungsoptionen vor. Entscheiden muss die Regierung, voraussichtlich im Frühjahr 2023.

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Finanzminister Magnus Brunner, ÖVP

Brunner und Hlawati präferieren unter den aufgelisteten Handlungsoptionen die Schaffung einer staatlichen Koordinierungsstelle für die Gasbeschaffung, weil diese wenig koste und ein geringes Risiko für den Staat bedeuten würde, da die Koordinierungsstelle nicht selbst als Gaskäufer auftreten würde. Diese Plattform würde, erklärte Hlawati, Anbieter und Kunden zusammenbringen, aber nicht in den Markt eingreifen. Die ÖBAG-Chefin rechnet mit Kosten zwischen zwei bis vier Millionen Euro und rund 20 Mitarbeitern. Diese Koordinierungsstelle könnte auch an den Versteigerungen im Sommer 2023 für die Pipeline-Kapazitäten teilnehmen. Denn das Versorgungsproblem sind nicht die Gasmengern, sondern die eingeschränkten Transportmöglichkeiten.

Geprüft wurde auch eine komplette Übernahme der Gasbeschaffung durch ein staatliches Unternehmen, also die von OMV-Chef Alfred Stern vorgeschlagene Verstaatlichung der Gashandelstochter OGMT, der KURIER berichtete. Dafür können sich aber weder Hlawati noch der Finanzminister erwärmen, denn das würde auch die Übernahme der Gas-Lieferverträge mit Gazprom durch die Republik bedeuten sowie die Risiko-Übernahme im Gashandel. Überdies wäre ein Gesetz zur Verstaatlichung der OMV-Gashandelstochter notwendig - und Bedenken der EU-Kommission seien nicht unwahrscheinlich, sagte Brunner.

ÖBAG-CHEFIN HLAWATI

ÖBAG-Chefin Edith Hlawati

Ein Versorgungsauftrag für die OMV kommt nach Ansicht von Hlawati nicht infrage, dem stünden die Kapitalmarktinteressen der anderen OMV-Aktionäre entgegen.

Fracking: Teuer und riskant

Eine klare Absage erteilte Brunner den Fracking-Plänen im Weinviertel, NÖ. Das wirtschaftliche Risiko sei zu hoch, meinte Hlawati, außerdem sei die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht gegeben und auch bei den neuen Verfahren würde die Umwelt belastet. Ab einer Bohrtiefe von 1000 Metern würden die Kosten exponentiell ansteigen, eine Förderung sei frühestens ab 2027 möglich. Dagegen könnte in die Inlandsförderung investiert werden, um die jährlich 5 bis 6 TWh stabil zu halten.

45 Prozent der heimischen Gasversorgung hat die OMV, weitere große Anbieter sind RAG, Shell, BP sowie 170 weitere Gashändler, von denen sich aber einige bereits zurückgezogen hätten. Gazprom liefert derzeit noch nach Österreich, aber die täglichen Mengen schwanken stark, von 65 bis 35 Prozent der Ordermengen.

Die Versorgung für diesen Winter ist gesichert, derzeit wird am Winter 2023/24 gearbeitet. Die ÖBAG rechnet in ihrer Analyse, die gemeinsam mit den Berater von McKInsey erstellt wurde, auf Grund von Einsparungen für 2023 mit einem Gasbedarf in Österreich von rund 85 TWh.

Strategische Gasreserve

Derzeit sind 20 TWh gespeichert, diese könnte laut ÖBAG-Analyse um 10 bis 15 TWh aufgestockt werden, was allerdings sehr teuer wäre. Die Kosten für die 20 TWh bezifferte Hlawati mit 3,95 Milliarden Euro. In Summe kann Österreich auf eine Gasmenge von 70 bis 80 TWh kommen, die große Unsicherheit allerdings sei der Transport.

Öl statt Gas

Rund 5 TWh Gas könnten durch Leichtöl ersetzt werden, sagte Hlawati. Das betrifft die vier Wärmekraftwerke in Österreich, ein sogenannter Fuel Switch wäre auch für Industriebetriebe möglich. Nischenthemen wie Biogas hätten laut Analyse nur bescheidene Auswirkungen.

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