Briten rechnen mit der Pleite Italiens

Briten rechnen mit der Pleite Italiens
Allen Beruhigungspillen zum Trotz: Die Schuldenkrise hat mit Italien und Spanien die großen Euroländer erreicht.

Allen Beruhigungspillen zum Trotz: Die Schuldenkrise hat mit Italien und Spanien die großen Euroländer erreicht.Die Sorgen, dass auch große Euroländer im massive Schwierigkeiten kommen könnten, nehmen zu. Das Londoner Forschungsinstitut Centre for Economics and Business Research (CEBR) hat dazu am Donnerstag die bisher schärfste Warnung veröffentlicht. Eine Pleite Italiens sei kaum noch abzuwenden. "Realistisch betrachtet, steht Italien die Zahlungsunfähigkeit bevor", sagt das CEBR. Spanien könnte "gerade noch davonkommen".

Problemfall Italien

Rom Italien stöhnt unter drei schweren Lasten: Der Schuldenberg beträgt mehr als 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP) und wird bis 2017 auf 150 Prozent wachsen. Die Wirtschaft kommt nicht in Fahrt, und für neue Schulden zahlt Rom derzeit Rekordzinsen von rund sechs Prozent. Wenn diese Konstellation länger anhält, könnte das griechische Schicksal drohen.

Madrid Spanien steht besser da: Zwar sind die enge Verflechtung zum schwer angeschlagenen Portugal, die Rekordarbeitslosigkeit, das schwache Wirtschaftswachstum und die derzeit gelähmte Regierung angesichts der Neuwahlen im November zu nennen. Doch gilt die Gesamtverschuldung von knapp 70 Prozent als verkraftbar (Österreich hat eine höhere Schuldenquote).

Frankfurt Angesichts dieser Entwicklung fordern immer mehr Experten, dass die EZB wieder in großem Stil Staatsanleihen von schwer maroden Schulden-Staaten aufkaufen soll. Dieses Programm ruht seit Monaten. Der Euro-Rettungsschirm soll diese Not-Maßnahme von der EZB übernehmen, dafür fehlen aber noch die rechtlichen Voraussetzungen. Eine Art Vakuum ist entstanden.

EZB kauft ein

Diese Leere füllt sich aber bereits wieder. "Es wäre nicht überraschend, wenn bereits am Ende dieser Pressekonferenz an den Märkten etwas zu sehen wäre", sagte EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Donnerstagnachmittag nach der EZB-Sitzung. Anleihen-Händler registrierten kurz darauf, dass die EZB portugiesische und irische Staatsanleihen kauft. Trichet deutete an, dass die EZB auch Spanien und Italien helfen könnte, indem sie deren Staatsanleihen kauft.

Wegen der Spannungen an den Finanzmärkten kündigte der oberste Euro-Notenbanker Trichet außerdem an, dem Finanzsektor zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat für Freitag eine Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Lage an den Finanzmärkten angekündigt. Auch Spaniens Ministerpräsident Zapatero werde teilnehmen.

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