Briten leiten Zinswende ein, EZB hält die Füße still

EZB-Präsidentin Christine Lagarde
Bank of England sagt nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed der Inflation den Kampf an

Am Donnerstag wartete die Finanzwelt gespannt auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt und wurde vor allem von einer Nachricht aus London überrascht: Auf der Insel überwiegt trotz der hohen Zahlen an Omikron-Neuinfektionen und entsprechender Konjunktursorgen die Angst vor der steigenden Inflation.

Konkret hat die Bank of England als erste große Zentralbank der Welt die Zinsen angehoben. Wenn auch nicht dramatisch – von 0,1 auf 0,25 Prozent. Damit ist klar, dass auch die Bank of England längst den Brexit vollzogen hat und sich nicht mehr an Europa, sondern an den USA orientiert.

EZB bleibt bei Null-Zins

Auch in Frankfurt mussten die Währungshüter abwägen: Hier die wachsenden Konjunktursorgen wegen Omikron, was für das Beibehalten der finanziellen Hilfen und weiterhin niedrige Zinsen spricht. Dort die steigende Inflation, was für höhere Zinsen und ein Ende der Geldflut über spezielle Anleihekaufprogramme spricht.

Heraus gekommen ist ein Mittelweg: Die EZB beschloss nun auch formal das von vornherein so geplante Auslaufen des billionenschweren Corona-Sonderprogramms PEEP („Pandemic Emergency Purchase Programme“) mit Ende März. Das viel ältere Anleihekaufprogramm APP („Asset Purchase Programme“) bleibt hingegen aufrecht. Ein Ende der Geldflut sieht anders aus.

Und die EZB verzichtet vor allem auch weiterhin auf eine Anhebung des Leitzinses. Er bleibt bei 0,0 Prozent. Unter anderem um damit hoch verschuldeten Euro-Ländern das Leben zu erleichtern. Spannend ist, dass die EZB gleichzeitig ihre eigene Inflationsprognose für 2022 fast verdoppelt hat – von 1,7 Prozent im September auf nunmehr 3,2 Prozent.

Fed will Zinsen anheben

Die US-Notenbank Fed hat hingegen schon am Mittwoch drei Zinsanhebungen für 2022 in Aussicht gestellt, wenn auch noch nicht umgesetzt. Hintergrund ist: Auch in den USA überwiegt die Angst vor der Inflation, die von den stark gestiegenen Energiepreisen sowie von den Lieferengpässen und dem Materialmangel angetrieben wird. Und: Die monatlichen Konjunkturspritzen sollen in den USA bis März komplett eingestellt werden.

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