Brisante Pleite eines Bildungsvereins

Ex-Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner ist Präsident des Vereins
Präsident des insolventen Vereins Österreichischen Lateinamerika-Institut ist Ex-Minister Johann Farnleitner.

Gegen Jahresende häufen sich jedes Jahr die Insolvenzanträge. So musste jetzt auch der gemeinnützige Verein Österreichisches Lateinamerika-Institut, der vor allem Bildungsarbeit zu Lateinamerika anbietet, den Weg zum Konkursgericht Wien antreten. Der Verein, dessen Präsident der frühere Wirtschaftsminister Johann "Hannes" Farnleitner ist, hat ein Sanierungsverfahren beantragt. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Den Gläubigern werden 20 Prozent Quote angeboten.

Der Verein beschäftigt neun angestellte Dienstnehmer, darunter zwei Geschäftsführer, sowie 15 freie Dienstnehmer. Der Verein Österreichisches Lateinamerika-Institut unterhält eine gleichnamige gemeinnützige GmbH, die mittlerweile aber in Liquidation ist. Allein deren Gründung kostete laut Aktenlage 60.000 Euro.

Laufende Verluste

Bereits im Jahresabschluss für das Jahr 2013 wurde ein Verlust in Höhe von 44.000 Euro ausgewiesen, welcher zu einem Verlustvortrag von 115.100 Euro geführt hat. Gründe sollen „die späte Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt und das hinter den Erwartungen zurückgebliebene wirtschaftliche Ergebnis“ gewesen sein.

Daher wurde beschlossen, die gemeinnützige GmbH stillzulegen un die operativen Tätigkeiten samt Mitarbeiter wieder in den Betreib des Vereins zu übernehmen. Zugleich wurde die EDV, die Administration und das Kundenservice verbessert. Dazu wurden Fördergelder beansprucht.

Dann wurde für die Jahre 2014 bis 2016 ein Budget erstellt. Der Kredit in Höhe von 90.000 Euro wurde durch Haftungen von drei Privatpersonen besichert.

Im Jahr 2014 kam es zu einem Bilanzverlust in Höhe von 88.524 Euro und einer "buchmäßigen Unterdeckung des Vereinsvermögens in Höhe von 203.631 Euro", heißt es im Antrag weiter. Im Jänner 2015 wurden "Maßnahmen zur Sicherungen des Fortbestands" ergriffen.

Neben Spenden (30.000 Euro) gaben Vorstandsmitglieder ein Privatdarlehen (57.000 Euro) und die Bankhaftungen der Vorstände wurde auf 120.000 Euro erhöht. Zugleich wurden die Personal-Kosten reduziert.

Weitere Verluste

Trotzdem kam es Ende 2015 zu weiteren Verlusten in Höhe von 106.653 Euro, unterm Strich kam es zu einer "Unterdeckung des Vereinsvermögens" in Höhe von 310.285 Euro. Die Insolvenz konnte nur durch weitere Darlehen und Spenden in Höhe von insgesamt 173.500 Euro verhindert werden. Wieder wurde an der Personalschraube gedreht.

Bis Ende September 2016 konnte ein positives Ergebnis in Höhe von 77.271 Euro erzielt werden, aber die Verbindlichkeiten konnten mangels Liquidität nicht bedient werden, darunter auch die Gehälter der Dienstnehmer.

Die Schulden

Laut Aktenlage wird der Schuldenstand mit 200.699 Euro beziffert, davon entfallen 73.484 Euro auf Banken, der Rest auf Löhne und Gehälter sowie Honorare für freie Dienstnehmer. Weitere 29.293 Euro schuldet der Verein diversen Gläubigern. Präsident Farnleitner, der bis 21. September 2018 bestellt ist, haftet privat für 40.000 Euro. Seinen Darlehensgebern schuldet der Verein 142.000 Euro. Diese Forderungen wurden aber nachrangig gestellt.

Zur Erfüllung des Sanierungsplans sind 40.139,88 Euro nötig. Der Betrag soll aus der Geschäftstätigkeit in den Jahren 2017 und 2018 abgedeckt werden.

Vorstand des Österreichischen Lateinamerika-Instituts

Ehrenpräsidentin: Bundesminister a.D. Dr. Benita Ferrero-Waldner

Präsident: Bundesminister a.D. Dr. Hannes Farnleitner

Vizepräsident: Mag. Josef Mayer

Schriftführerin: Mag.a Stefanie Reinberg

Finanzvorsitzender: Univ. Prof. Dr. Ulrich Brand

Weitere Vorstandsmitglieder:

Univ. Prof. Dr.in Ursula Prutsch, Dr.in Maria Wurzinger, Mag. Guido Stock, Dr. Georg Grünberg, Dr. Siegfried Hittmair

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats: Univ. Prof. Dr. Martin Coy

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