Bratislava: Smartphone statt Plastikgeld

Kontaktlos bezahlen ist in der Slowakei schon weit verbreitet
Slowakische Tatra banka fungiert als "Testlabor" für neue, mobile Zahlungslösungen im Raiffeisen-Reich.

Bargeld nötig, aber die Geldbörse vergessen? Kein Problem. In Bratislava lassen sich nur mit dem Smartphone, ganz ohne Plastikkarte, Geldscheine am Bankomaten beheben. Kunden der Raiffeisen-Tochter Tatra banka nutzen dies schon seit einigen Jahren. Sie müssen dafür nur ihre Online-Banking-App am Handy öffnen, den Menüpunkt "Bargeld beheben" aufrufen und den gewünschten Betrag eingeben. Es erscheint ein sechsstelliger Zahlencode, der binnen 20 Minuten bei jedem Geldausgabeautomaten der Bank eingeben werden kann. Und schon spuckt der Automat die gewünschten Scheine aus.

"Die App ist praktisch, wenn man keine Bankomatkarte zur Hand hat", erläutert eine Managerin von Tatra banka während eine Live-Demo im Stadtzentrum, zu der der KURIER eingeladen wurde. Die App funktioniert jedoch nur, wenn sich der Geld-Automat im Freien und nicht im verschlossenen Bank-Foyer befindet. In Österreich ist dies aus Sicherheitsgründen aber immer häufiger der Fall.

Berührungsängste mit neuen Banking-Technologien sind in Bratislava weniger ausgeprägt als anderswo. Das Durchschnittsalter der 600.000-Einwohner-Stadt liegt bei 38 Jahren, mehr als 35.000 junge Erwachsene studieren hier. Sie benutzen das Smartphone ganz selbstverständlich auch als Geldbörse, die Bezahlterminals sind flächendeckend mit Nahfunk-Technologie (NFC) ausgestattet.

MobilePay

Um sich das Zücken der Bankomat(Debit)- oder Kreditkarte zu ersparen, lässt sich das Plastikgeld über die Banking-App am Smartphone digitalisieren. Beträge bis zu 20 Euro, also etwa in einem Kaffeehaus, können so mittels Handy und NFC beglichen werden. "Bei dieser Lösung handelt es sich um eine Eigenentwicklung", ist Tatra-banka-Vorstand Michal Liday stolz auf seine Entwicklungsabteilung, die in anderen Banken längst eingespart wurde. Weil hier Innovationen rascher ausgerollt werden können, sei die Tatra banka so etwas wie ein "Testlabor" für Raiffeisen, sagt RBI-Boss Johann Strobl. Die drittgrößte Bank der Slowakei wurde 1990 als erstes privates Geldinstitut gegründet und betreibt 110 eigene Filialen im Land – Tendenz sinkend. Dafür nutzen schon 73 Prozent der Kunden Mobile Banking.

Handy zu Handy

Filiale und Kassenschalter überflüssig macht der Geldtransfer von Handy zu Handy. In Österreich noch in den Kinderschuhen, bietet Tatra die Möglichkeit, mittels App Geldbeträge ohne IBAN zu überweisen, schon seit zwei Jahren an. Die Konkurrenz im Kampf ums Smartphone als Geldbörse ist groß. Die Banken matchen sich hier mit mächtigen IT-Riesen wie Apple oder Amazon, die ihre eigenen Lösungen forcieren. Auch innovative FinTechs graben den etablierten Instituten das Wasser ab.

Bratislava: Smartphone statt Plastikgeld
Peer-2-Peer-Kommunikation

Um Kunden die Nutzung neuester Bank-Applikationen schmackhaft zu machen, winkt Tatra mit geringeren Kontogebühren. Finanzielle Anreize, mit denen österreichische Banken noch geizen.

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