Bösendorfer ist wieder gut gestimmt

Bösendorfer hat seine Strahlkraft nicht verloren, sagt Chefin Sabine Grubmüller.
Der traditionsreiche Klavierhersteller schreibt zum vierten Mal in Folge schwarze Zahlen.

2008 wurde der Wiener Klavierhersteller Bösendorfer vom japanischen Konzern Yamaha übernommen, seitdem geht es mit dem Traditionshaus bergauf. "Das war eine Bündelung verschiedener Kräfte. Wir haben an unseren Stärken gearbeitet und sie weiterentwickelt", sagt Bösendorfer-Geschäftsführerin Sabine Grubmüller.

Bösendorfer sei ein kleiner Klavierhersteller, der aber eine weltweite Strahlkraft habe. Der berühmte "Wiener Klang", die Klavierbautradition und die finanzielle Unterstützung von Yamaha hätten dazu geführt, dass man nach drei Jahren Restrukturierung positiv bilanzieren konnte. Wenn das laufende Geschäftsjahr im März 2018 zu Ende geht, wird es das vierte Mal in Folge sein.

Bösendorfer hat in den vergangenen Jahren zwei Standorte auf einen zusammengelegt, Personal reduziert und zwei neue Konzertflügel entwickelt, die den heutigen Anforderungen entsprechen. "Vor 150 Jahren gab es nicht so große Konzertsäle, da wurde in Salons reicher Bürger gespielt", sagt Grubmüller. "Heute müssen Flügel in Konzertsälen mit 3000 Leuten oder in riesigen Zelten ganz anderes bieten." Daher sei es zu den Neuentwicklungen Bösendorfer 280 Vienna Concert und 214 Vienna Concert gekommen, die neben dem Klassiker 290 Imperial wesentlich zum Wachstum beigetragen haben.

Der "Wiener Klang" komme übrigens von dem Resonanzholz, das zu mehr als 80 Prozent aus Fichtenholz bestehe, sagt Grubmüller. Rasten, Resonanzkörper und Kastenwand würden bei der Klangwiedergabe zusammenspielen, das ganze Instrument werde zum Schwingen gebracht. Bösendorfer sei für seine ausbalancierte Tonvielfalt und sein dynamisches Klangspektrum bekannt. "Ziel ist es, auf allen großen Konzertbühnen vertreten zu sein", sagt Grubmüller.

Teure Exemplare

Im Premiumsegment verfüge Bösendorfer weltweit über einen Marktanteil im hohen einstelligen Prozentbereich, wichtigste Absatzmärkte sind Österreich, Deutschland, die Schweiz, Großbritannien, Spanien und Frankreich, aber auch die USA, Kanada und zahlreiche asiatische Staaten. Am russischen Markt gab es in letzter Zeit Rückgänge.

Bösendorfer ist seit 103 Jahren mit einem Geschäft im Wiener Musikverein vertreten, wo auch Yamaha-Flügel verkauft werden. Diese machen aber nur zehn Prozent des Absatzes aus und sind im mittleren Preissegment angesiedelt. Zehn Modelle hat das Unternehmen im Sortiment, zwei Pianinos und acht Flügel. Pro Jahr werden rund 300 Stück verkauft, die in Wiener Neustadt gefertigt werden. Die Preise liegen zwischen 30.000 und 160.000 Euro. "Bei Sonderanfertigungen können es auch einige hunderttausend Euro sein", sagt Grubmüller. Das Material kommt fast ausschließlich aus Österreich und Deutschland. Die Herstellung eines Flügels dauert sechs Jahre – wenn man die fünf Jahre, in denen das Holz gelagert wird, mitrechnet. Der tatsächliche Bau dauert sechs bis zwölf Monate. Ein Flügel kann bis zu 100 Jahre bespielt werden, im intensiven Konzertbetrieb sind es zehn Jahre.

Während Bösendorfer wächst, ist der Klaviermarkt weltweit rückläufig, sagt Grubmüller. Ein Trend gehe in Richtung Sonderanfertigungen. Wichtigste Abnehmer seien Konservatorien, Musikuniversitäten, Bühnen, Sammler und Liebhaber.

Stark im Jazz

Um den Absatz anzukurbeln, steht Bösendorfer in engem Kontakt mit Pianisten und Professoren. Doch nicht nur in der klassischen Musik, auch im Jazz kommen die Flügel aus Österreich gut an. Friedrich Gulda, Joe Zawinul oder Oscar Peterson schwörten auf Bösendorfer.

Bösendorfer erzielte im Geschäftsjahr 2016/’17 einen Umsatz von 12,18 Millionen Euro nach 12,15 im Jahr davor. Der Jahresüberschuss stieg von 403.000 auf 706.000 Euro. Für 2017/’18 rechnet Grubmüller mit einem Umsatz von 13 Millionen Euro, der Gewinn soll auch steigen, aber noch nicht die Millionen-Grenze knacken. Das Unternehmen beschäftigt 120 Mitarbeiter und vier Lehrlinge.

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