Bitpanda schreibt Nettoverlust von 116 Millionen Euro

Bitpanda-Mitgründer und CEO Eric Demuth
Heimische Kryptobörse rutschte im Vorjahr massiv in die Verlustzone. Der Umsatz brach ein. Nun wird am Geschäftsmodell gefeilt.

Die heimische Kryptobörse Bitpanda musste dem schlechten Marktumfeld im Vorjahr gehörig Tribut zollen und rutschte massiv in die Verlustzone. Das Unternehmen weist für das Geschäftsjahr 2022 einen Nettoverlust von 116 Mio. Euro aus, geht aus der aktuellen Bilanz hervor, die das Finanzportal Finance Forward  als erstes veröffentlichte. Der Nettoumsatz brach gegenüber dem Boomjahr 2021 um 80 Prozent auf 90 Millionen Euro ein.

Lagebericht: Umsatzminus durch Krypto-Winter

Laut Lagebericht des Unternehmens, der dem KURIER vorliegt, wurde der Verlust "durch den Krypto-Winter und der damit verbundenen Umsatzreduktion wesentlich beeinflusst". Kurseinbrüche diverser Krypto-Assets, allen voran Bitcoin, und eine negative makroökonomische Situation, insbesondere der Krieg in der Ukraine, setzten Bitpanda zu. "Dies führte dazu, dass das Eigenkapital von 278 Mio. Euro auf 162 Mio. Euro gesunken ist." Allein von Jänner bis Juni sanken die Umsatzerlöse um mehr als 50 Prozent.

"Die ganze Branche hatte mit einem Rückgang des Interesses zu kämpfen, was sich auf Krypto-Plattformen und Fintechs weltweit ausgewirkt hat - auch auf Bitpanda. Der Unterschied zum Vorjahr ist auch deswegen größer, weil 2022 eines der turbulentesten in der Geschichte der Kryptowährungen war, während 2021 das mit Abstand beste Jahr darstellte", erläutert Bitpanda-Chef Eric Demuth dem KURIER. Laut Bilanz schrumpfte der Transaktionsumsatz von 7,88 Milliarden auf 2,32 Milliarden Euro.

Im Lagebericht heißt es weiter: Das Management habe bei ihrer Planungsrechnung angenommen, "dass diese niedrigeren Einnahmen ohne jegliche Verbesserung für die nächsten zwei Jahre bestehen bleiben". Selbst unter dieser Annahme zeige sich, "dass das Unternehmen für die nächsten zwölf Monate jedenfalls zahlungsfähig bleiben wird".

Personal aufgebaut und abgebaut

Die Zahl der Mitarbeiter stieg laut Bilanz im Jahresschnitt 2022 von 389 auf 592. Allerdings leitete das Management bereits Kostensenkungsmaßnahmen inklusive einer Personalreduktion ein - wie berichtet wurden 270 Beschäftigte gekündigt - und verhängte einen Einstellungsstopp beim Personal.

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Das Unternehmen nutze nun die Zeit, um sein Produkt weiter zu entwickeln, sagte Demuth. Im Lagebericht ist von einem erforderlichen Wandel "von einem reinen Einzelhandels-App zu einer Investment-as-a-Service-Plattform" die Rede.

Kooperation mit RLB NÖ/Wien läuft plangemäß

Soll heißen, Bitpanda kooperiert verstärkt als Dienstleister mit anderen Unternehmen wie N26 oder Coinbase. Im Frühjahr wurde auch eine mögliche Kooperation mit der RLB NÖ-Wien bekannt gegeben. "Die Zusammenarbeit mit der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien verläuft wie geplant; aktuell ist ein dem Plan entsprechender Start für die ersten Nutzer bis Jahresende vorgesehen", betont Demuth. Weitere Kooperationen mit "traditionellen Banken in DACH" sollen noch im vierten Quartal 2023 bekannt gegeben werden.

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„In jedem Krypto-Zyklus konsolidiert sich der Markt, und jene Unternehmen, die investieren und ihr Produkt stetig verbessern, wachsen im nächsten Zyklus das Fünf- bis Zehnfache“, so Demuth. Außerdem habe Bitpanda eine Lizenz der Bankenaufsicht BaFin erhalten und dürfe auch auf dem deutschen Markt werben. Auch soll das Geschäft mit Aktien und ETFs weiter ausgebaut werden. Bis Ende des Jahres 2022 bot Bitpanda 211 Kryptowährungen, 2.465 Aktien und ETFs sowie vier verschiedene Edelmetalle an.

Demuth zeigt sich zuversichtlich, "dass sich die getätigten Investitionen in den kommenden Jahren absolut auszahlen werden". Für das laufende Jahr könne er bereits "eine signifikante Steigerung unseres Betriebsergebnis für das laufende Geschäftsjahr verzeichnen", was letztendlich zur Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone führe.

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