Trump löst Rekordhoch beim Bitcoin aus: Was steckt hinter dem Monsterhype?

Knapp vor 100.000 Dollar: Bitcoin weiter auf Rekordjagd
115.000... 120.000... 122.000 Dollar: Der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin klettert derzeit täglich auf neue Allzeithochs. Angetrieben durch Donald Trumps kryptofreundliche Deregulierungspolitik und eine Rekordnachfrage von institutionellen Anlegern scheinen derzeit alle Limits außer Kraft gesetzt. Beobachter sprechen schon von einem „Monsterhype“ wie er am Kapitalmarkt noch nie da gewesen ist. Selbst bei der Dot-Com-Spekulationsblase vor 25 Jahren ging es nicht in derart großer Geschwindigkeit nach oben.
Was steckt dahinter und lohnt es sich auch für Skeptiker, am Hype mitzunaschen? Der KURIER fasst die wichtigsten sieben Fragen zusammen.
1. Was hat den Hype ausgelöst?
Auslöser ist die lockere Krypto-Politik von Donald Trump, der die USA zur Bitcoin-Supermacht machen will. Die Aussicht auf ein liberaleres Umfeld sorgt für Jubelstimmung bei Spekulanten und versetzte auch institutionelle Anleger in Kauflaune, die sich bisher mit riskanten Assets zurückhielten.
Auch Börsekonzerne decken sich derzeit mit Kryptos ein. „Wie auch am Aktienmarkt ist auch bei den Kryptos aktuell die Risikobereitschaft wieder da“, analysiert Manuel Schleifer, Aktienmarktstratege der Raiffeisen International (RBI).
Er sieht auch das letzte „Halving“ vom April 2024 als Treiber. Dabei wird in regelmäßigen Abständen die Menge der in einem bestimmten Zeitraum ausgegebenen Bitcoin automatisch halbiert, um Inflation zu verhindern.
„Das Halving wirkt sich 12 bis 18 Monate später aus und hat auch in der Vergangenheit zu großen preissteigenden Effekten geführt“, so Schleifer. Auch sei der Juli historisch immer ein starker Kryptomonat.
2. Welche Maßnahmen planen die USA für den Kryptomarkt?
Der US-Kongress berät in dieser Woche - genannt Kryptowoche - gleich über mehrere Gesetzesvorlagen für den Kryptosektor.
Zum einen geht es um liberalere Rahmenbedingungen für neue Produkte wie Stablecoins und zum anderen geht es um die Ausgestaltung der strategischen Bitcoin-Reserve, die Präsident Trump im März ankündigte.
Sichern die USA ihre Währung mit Kryptos ab, könnten andere Staaten folgen. Experten diskutieren derzeit weltweit darüber, wie sinnvoll solche digitalen Währungsreserven sind.

3. Welche Risiken birgt ein deregulierter Kryptomarkt?
Große. Kritiker warnen davor, dass mit einer Deregulierung Betrügern wieder Tür und Tor öffnet und damit den Versuch einer Branche, seriöser und professioneller zu agieren, konterkariert.
Auch gebe es niemanden mehr, der auf eine Stopp-Taste drücken könnte, falls die Blase mit einem großen Knall platzt. Die Schockwellen auf den gesamten Kapitalmarkt wären unabsehbar.
4. Wie weit kann der Bitcoin-Kurs noch steigen?
Der Kurs werde auch in nächster Zeit weiter steigen, prognostiziert Schleifer und ist mit dieser Prognose nicht allein. Gerade in der jüngeren Vergangenheit ist in der Branche immer wieder von der 150.000-Marke die Rede.
Schleifer empfindet diese als realistisch: „Wir werden diese Zahl nicht mehr diese Woche erreichen, aber jetzt wird der Grundstein gelegt für die weiteren Anstiege.“
Auch die Zinssituation in den USA könne sich auf den Bitcoin-Kurs auswirken. Aktuell sehe es nach einer Senkung aus. Diese waren „historisch gut für die Kryptoindustrie“, so der Experte. Auch wenn die USA als Staat Bitcoin kaufen, könne das zu einer Verknappung auf dem Markt führen und den Preis treiben.
5. Macht es noch Sinn, jetzt in Bitcoin zu investieren?
Schleifer geht vor allem mittel- und langfristig von noch höheren Steigerungen des Bitcoin aus. Zu einem Krypto-Investment rät er aber nur, wenn bereits ein breit gestreutes Portfolio vorhanden ist.
Zudem käme es auf die eigene Risikobereitschaft an: „Wem Aktien schon zu riskant sind, der soll bitte vom Bitcoin auch die Finger lassen.“ Wer sich trotzdem entscheidet zu investieren, sollte dem Experten zufolge nur zwei bis fünf Prozent seines Kapitals in Kryptos stecken, um das Risiko zu minimieren.
6. Wer bereits längere Zeit veranlagt ist. Soll jetzt verkauft werden?
Ob das aktuelle Hoch zum Verkauf genutzt werden sollte, käme darauf an, wie dringend das Kapital benötigt werde, so Schleifer. Wer das Geld bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre braucht, solle die Stärkephase nutzen und seine Bitcoins veräußern.
Für Anleger, die Kryptowährung aber zur langfristigen Investition nutzen, wie etwa zur Altersvorsorge, würde wenig dafür sprechen, zu verkaufen. Diese könnten mögliche weitere Steigerungen in den nächsten Jahren für sich nutzen.
7. Wie groß ist das Verlustrisiko?
Kryptowährungen wie der Bitcoin unterliegen sehr starken Kursschwankungen und gelten daher als besonders riskant. Auch Schleifer warnt vor Verlusten: „Wer in den Bitcoin investiert, muss damit rechnen, dass das Kapital in nur kurzer Zeit nur noch die Hälfte wert ist. Diese Schwankungen müssen Investoren verkraften können.“
Auch seien Krypto-Währungen nicht mit Aktien vergleichbar, sondern eher mit dem Besuch in einem Casino. „Dort geht auch keiner hin zum Investieren, sondern zum Spekulieren“, so der Experte.
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