Bipa: Bestellung bitte selbst abholen

Zwischen der realen und virtuellen Welt: Mitarbeiter shoppen für Online-Kunden.
Was es in der Filiale vorrätig gibt, können Kunden schon von zu Hause aus reservieren.

Klopapier, Bodenreiniger oder Waschmittel gehören zu den Bestsellern. Zumindest in den Online-Shops von Drogeriemärkten wie Bipa. Noch tragen die Umsätze aus dem Webshop gerade einmal ein bis zwei Prozent zu den Gesamterlösen der Drogeriemarktkette bei, aber das könnte sich rasch ändern, ist Bipa-Geschäftsführer Dietmar Gruber überzeugt. Heuer haben die Umsätze im Webshop um 30 Prozent zugelegt – wenn auch von einem niedrigen Niveau aus startend. Konkrete Zahlen nennt Gruber nicht. Der Umsatz entspreche aber jenem von etwa sechs Filialen.

Bipa: Bestellung bitte selbst abholen
Interview mit BIPA-Geschäftsführer Dietmar Gruber am 25.11.2014 in Wien.
"Was den Webshops noch fehlt, sind Start-ups, die die Hauszustellung in einem kleinen Zeitfenster garantieren", meint Gruber. "Mit ihnen werden die Online-Umsätze abheben", ist er überzeugt und beeilt sich hinzuzufügen: "Wir wollen die Kunden aber nicht aus den Filialen vertreiben, wie es die Banken getan haben."

In Deutschland gibt es schon Versuche, wie den Lebensmittellieferdienst Shopwings. Das Start-up der Samwer-Brüder, die auch den Online-Modehändler Zalando hochgezogen haben, bietet sein Zustellservice aktuell in München und Berlin an. Shopwings kauft für Kunden bei Supermärkten und Diskontern in der Umgebung ein und liefert in einem Zeitfenster von nur einer Stunde. Solche Angebote sind in Österreich Mangelware.

Abholung in der Filiale

Bipa hat Ende November – nach einer Testphase in Wien und Niederösterreich – österreichweit ein sogenanntes "Click&Collect"-System gestartet. Das Konzept sieht vor, dass Kunden online den Warenkorb befüllen und diesen dann noch am selben Tag in einer Filiale ihrer Wahl abholen. Ob die gewünschten Artikel überhaupt in dieser Filiale verfügbar sind, ist mittels Ampelsystem auf der Homepage abrufbar. Der Lagerbestand wird alle 90 Minuten aktualisiert. In der Testphase hat sich gezeigt, dass die Österreicher beim Bezahlen eher konservativ sind. Jeder zweite Click&Collect-Kunde zahlte direkt in der Filiale.

Preisvergleich

Die Artikel kosten – mit Ausnahme von speziellen Online-Promotions – im Webshop gleich viel wie in der Filiale. "Sonst würden sich die Kunden ja gefrozzelt fühlen", sagt Gruber. Gegen die regelmäßig wiederkehrenden Vorwürfe der Konsumentenschützer, dass Drogerieartikel in Österreich viel teurer sind als in Deutschland, wehrt er sich vehement. Solche Vergleiche seien schon allein deshalb unfair, weil Bestpreise für Stammkunden mit Bipa-Karte nicht berücksichtigt werden.

Mehr als 3,2 Millionen Kundenkarten von Bipa sind derzeit aktiv, das heißt, sie wurden in den vergangenen sechs Monaten zumindest einmal benutzt. Die Kartenbesitzer tragen 85 Prozent zum Umsatz der Handelskette bei. Und liefern dem Unternehmen zahlreiche Informationen über das Einkaufsverhalten der Kunden. Gruber dazu: "Wir sind Weltmeister im Daten sammeln, aber bei der Auswertung haben wir noch viel Potenzial."

Heuer schreibt der Bipa-Onlineshop erstmals eine schwarze Null. "Wenn ich mir die Online-Entwicklung anschaue, werden wir in Zukunft tendenziell weniger Läden haben", sagt Gruber. Mit aktuell 619 Standorten in Österreich sei der Zenit mittlerweile erreicht.

Die virtuelle Welt als Tummelplatz der unbegrenzten Verkaufsmöglichkeiten – so schauen Händlerträume aus. Inspiriert werden sie von Experten, die gebetsmühlenartig orakeln, dass sich im Internet die großen Umsatzschübe abspielen werden. Blöd nur, dass das mit der selbsterfüllenden Prophezeiung selten funktioniert. Gerade fünf Prozent des Geschäfts spielen sich derzeit in der virtuellen Welt ab. Der Himmel hat sich also noch nicht verdunkelt, weil die vielen Drohnen mit Paketen über Wohnsiedlungen kreisen.

Die meisten österreichischen Onlineshops dümpeln umsatzmäßig unter der 100.000-Euro-Marke. Jeder zweite Euro, der online ausgegeben wird, fließt überhaupt an den österreichischen Händlern vorbei – und direkt auf das Konto eines ausländischen Konkurrenten. Riesen wie Amazon und Zalando lassen grüßen. Ihre Retourquoten von 50 Prozent und mehr würden die Boutique-Betreiberin aus der Fußgängerzone ohnehin an den Rande des Nervenzusammenbruchs treiben.

Trotz der Unkenrufe gehen Kunden noch immer ins Geschäft. Schließlich ist die viel gepriesene Bequemlichkeit des Shoppens von der Couch aus enden wollend, wenn der Paketzusteller just dann läutet, wenn niemand zu Hause ist. Und der Einkauf erst recht ein paar Straßen weiter hinterlegt wird.

Und was sagen die Experten jetzt? Sie orakeln schon, dass 9 von 10 Onlinehändlern wieder von der Bildfläche verschwinden werden.

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