Billiges Öl: Bremse und Turbo

Ölförderung
Kleiner Wachstumschub für Ölimportländer, Förderstaaten geht das Geld aus.

Saudi-Arabien fährt nicht nur gegen den schiitischen Iran eine Strategie, die Explosionskraft birgt. Auch am Ölmarkt lässt der Wüstenstaat seine Muskeln spielen – mit gefährlichen Folgen für die gesamte Weltwirtschaft.

Denn der Ölpreisverfall seit Mitte 2014 um gut 60 Prozent ist vor allem in der Überproduktion der OPEC – allen voran Saudi-Arabiens begründet. Zwar haben die neuen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran den Ölpreis zu Wochenbeginn - zumindest kurzfristig - um drei Prozent auf fast 39 Dollar je Fass steigen lassen. Doch die Aussicht, dass der er weiter nach oben schnellt, ist gering.

"Zumindest ein halbes Jahr lang wird der Ölmarkt noch von starkem Überangebot dominiert. Der Preis könnte sogar auf 30 Dollar je Fass zurückgehen", sagt Johannes Benigni, Ölexperte von JBC Energy. Die voll aufgedrehten Ölhähne der Förderländer sind ein Grund für den Preisverfall. Der andere ist die Schwäche der Weltwirtschaft, insbesondere Chinas, die die Nachfrage nach Öl dämpft.

Mini-Turbo

Für Ölimportländer wie Österreich sollte der niedrige Preis des Schwarzen Goldes ein Antrieb für den Wirtschaftsmotor sein. Immerhin ersparen sich Privathaushalte und Unternehmen gut eine Milliarde Euro an Spritkosten. Doch besonders groß ist der Wachstumsimpuls nicht. "Das billigere Öl bringt nur 0,1 Prozentpunkte mehr Wachstum", sagt Ökonom Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Denn die Ölabhängigkeit unserer Volkswirtschaft sei viel geringer als in früheren Jahren.

Für die Umwelt aber sei der niedrige Ölpreis von Nachteil. Es würden mehr Autos mit höherem Treibstoffverbrauch gekauft und der Ausbau der erneuerbaren Energien werde gebremst, was sich in Zukunft negativ auswirken könne. Wenn nämlich der Ölpreis wieder nach oben schnelle – was Experten in spätestens zwei Jahren erwarten – wird die gestiegene Ölabhängigkeit zum Bumerang, der das Wachstum deutlich bremsen könnte.

Für die Ölförderstaaten wiederum ist der niedrige Ölpreis eine schwere Last. Sogar Saudi-Arabien, das auf fetten Währungsreserven aus der Zeit des teuren Öls sitzt, beginnt den Gürtel für die Bevölkerung enger zu schnallen. Der Iran, der heuer seine Ölexporte nach Ende der Sanktionen verdreifachen könnte, wird mit den mageren Öleinnahmen keine großen Sprünge machen können. Und Venezuela schrammt seit Monaten an der Pleite entlang.

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