Billa will täglich um 20 Minuten länger offen halten
Billa, Merkur oder Penny sollten in Österreich länger geöffnet halten. Dieser Meinung ist Jan Kunath, Vorstandschef der deutschen Rewe-Gruppe. Er fordert in einem Treffen mit Margarete Schramböck, Österreichs Ministerin für Digitales und Standortfragen, dass die gesetzlich geregelten Öffnungszeiten „zumindest um vier Stunden erweitert werden“. Also von aktuell maximal 72 Stunden die Woche auf 76.
„20 Minuten, 500 Jobs“
„Vier Stunden mehr würden uns schon reichen“, sagt er und verweist allen voran auf die Vorteile für die Kunden, die sich derzeit durch einen Dschungel von Öffnungszeiten schlagen müssen. Nicht einmal innerhalb der Billa-Gruppe gelten derzeit einheitliche Öffnungszeiten. „Diese hängen davon ab, ob der Standort in einem Wohn- oder Gewerbegebiet, neben einer Schule oder an einem von Pendlern stark frequentieren Standort ist“, erläutert Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti. Manche Filialen öffnen um 7:20 Uhr, andere um zehn oder 20 Minuten später. Letztlich sei es immer ein Spiel mit der Zeit, denn unter dem Strich dürfen die 72-Wochen-Stunden nicht überschritten werden. Haraszti: „Es geht um 20 Minuten am Tag, die wir länger offen halten möchten. Damit würden wir im Konzern 500 zusätzliche Jobs schaffen.“
In der Wirtschaftskammer rennt der mächtige Manager damit keine offenen Türen ein. „Die Mehrheit der Händler findet die 72 Stunden ausreichend“, sagt Bundesspartenobmann Peter Buchmüller, der selbst Adeg-Kaufmann in Salzburg ist. Widerstand kommt vor allem von den kleinen Betrieben. „Die letzten Liberalisierungsschritte haben sie immer weiter verdrängt. Profitiert haben immer nur die Großen.“ Längere Öffnungszeiten, bedeuten höhere Personalkosten, die oft nur die Großen stemmen können. Buchmüller: „Die Kaufkraft steigt ja nicht, der Umsatz verteilt sich nur anders.“
Das Argument, dass sich die Umsätze nur verschieben, lassen die Rewe-Manager nicht gelten. Die Umsätze in Deutschland seien nach der letzten Liberalisierung der Öffnungszeiten gestiegen. Die Leute würden die Einkaufsmöglichkeiten am Abend nützen und weniger Essen gehen, so eine Erklärung.
In Österreich sind die Ladenöffnungszeiten in ein Gesetz gegossen, müssen also vom Nationalrat beschlossen werden. Im Regierungsprogramm ist dazu aber nichts vorgesehen. In der Wirtschaftskammer rechnet man daher in absehbarer Zeit mit keinen Änderungen. Die letzte Erweiterung der Öffnungszeiten gab es 2003 – bis dahin durften Händler maximal 66 Stunden in der Woche offen halten.
Laut einer Mitteilung der Europäischen Kommission von April 2018, hat Österreich innerhalb der EU noch immer eine der umfangreichsten Beschränkungen der Öffnungszeiten. Daran soll sich laut Ministerin Schramböck so schnell nichts ändern. „Eine Erweiterung ist derzeit kein Thema, auch wenn solche Forderungen immer wieder aus dem Handel kommen.“
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