Tschechien sichert sich Bioware

Tschechien sichert sich Bioware
Rewe eröffnet im Osten jährlich 80 Märkte. In Tschechien gibt es Verträge mit Bauern, um genügend Bioware zu haben.

Österreich hat eine Sonderstellung in der deutschen Rewe-Gruppe. Erstens verkauft in Österreich niemand mehr Lebensmittel als der Kölner Konzern mit seinen Vertriebsschienen Billa, Merkur, Penny und Adeg. Und zweites wird von Österreich aus die Billa-Ostexpansion gesteuert.

"Wir investieren bis zu 500 Millionen Euro pro Jahr in Osteuropa", erklärt Janusz Kulik, der bei Rewe International für Tschechien, die Slowakei, Russland, Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Kroatien zuständig ist. Jährlich sollen bis zu 80 neue Märkte eröffnen. Die aktuell 670 Standorte setzen jährlich 2,83 Milliarden Euro um.

Wichtigster Markt ist Tschechien mit 203 Billa-Märkten und 900 Millionen Euro Umsatz. Wie die Österreicher wollen die Tschechen Lebensmittel aus dem eigenen Land. "Der Anteil tschechischer Lieferanten liegt bei 70 Prozent", sagt Jaroslaw Szczypka, Chef von Billa in Tschechien und Slowakei. Er versucht gerade, Bio salonfähig zu machen. Nicht einmal ein Prozent der Lebensmittel trage ein Bio-Siegel. Zum Vergleich: In Österreich sind es sieben – bei Milch oder Eiern 18 Prozent.

Bio ist ein Wachstumsmarkt, stellt die Händler aber vor Herausforderungen. Denn Konsumenten achten besonders auf Regionalität. Im Gegensatz zu Massenware – wie billigem Öl oder Orangensaftkonzentrat – kann nicht einfach per Internetauktion der billigste Produzent ausfindig gemacht und mit der Belieferung mehrerer Länder beauftragt werden. Weil sich der Kampf um regionale Bioware in den kommenden Jahren wohl zuspitzen wird, kooperiert Rewe seit 2010 mit der tschechischen Agrarkammer, um sich ausreichende Mengen zu sichern. Mit Bio-Ware verdienen tschechische Bauern dank Förderungen 2,5-mal so viel wie mit konventioneller Ware. Zehn Prozent der Agrarflächen werden derzeit für den Bio-Anbau genutzt (Österreich: 20 Prozent).

Konkurrenz

Tschechien ist für die Rewe der Testmarkt bei der Ostexpansion. Zu den Mitbewerbern zählen Ahold, Lidl, Tesco und Kaufland – aber auch Penny. Der Diskonter gehört zwar auch zur Rewe-Gruppe, die Ostexpansion wird aber von der Zentrale in Köln geleitet. Um langfristig im Osten erfolgreich zu sein, setzt Kulik vor allem auf eines: "Die Kunden sollten uns als regionalen Supermarkt sehen."

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