Bilfinger versucht, sich neu zu erfinden

Bilfinger versucht, sich neu zu erfinden
Dienstleistungskonzern in den roten Zahlen. Neue Modelle mit niedrigeren Kosten für die Kunden.

Der Wandel ist vollzogen. Begonnen hat der deutsche Konzern Bilfinger als Baufirma. Nun wird die Bausparte mit 1900 Mitarbeitern und 350 Millionen Euro Umsatz an das Schweizer Unternehmen Implenia abgegeben. Der Kaufpreis beträgt 60 Millionen Euro. Der Österreich-Ableger von Bilfinger im Baubereich mit 200 Mitarbeitern wurde mitverkauft. Dessen Umsatz lag bei 80 Millionen Euro. „Der Abschied vom langjährigen Traditionsgeschäft ist uns nicht leicht gefallen“, kommentierte Bilfinger-Chef Herbert Bodner die Konzentration auf den Dienstleistungsbereich in den Segmenten Industrie, Energie und Immobilien. 2013 betrug der Umsatz 8,5 Milliarden Euro.

Das Unternehmen steckt in der Krise. Der Baubereich war für Bilfinger wegen geringer Renditen und hohem Risiko ein Verlustgeschäft. Als Folge der Energiewende in Deutschland sind Energieerzeuger wie Gaskraftwerke nicht rentabel. Es gibt daher keine Aufträge für die Wartung der Leitungen. Mit der chemischen Industrie hat ein weiterer Kunde schon mal besserer Zeiten erlebt.

Kein Wunder, dass es mit dem Aktienkurs deutlich abwärts ging. Nach vier Gewinnwarnungen wird der Konzern heuer wohl zum ersten Mal seit 1998 rote Zahlen schreiben. Nach Bekanntgabe des Verkaufs der Bausparte stieg der Aktienkurs leicht.

Neue Geschäftsmodelle

Gefragt sind neue Geschäftsmodelle, die eine Verbesserung der Margen ermöglichen. Für Bilfinger-Vorstandsmitglied Jochen Keysberg ist die Konzentration von Dienstleistungen ein Wachstumsmarkt: „Bei gewerblichen Immobilien sehe ich nach wie vor einen Trend zum Outsourcing. Industrie-Dienstleistungen und Immobilien-Dienstleistungen werden derzeit getrennt vergeben. Die Zukunft gehört einem Standortdienstleister, der beide Aufgaben erfüllt.“ Keysberg ist überzeugt, dass Bilfinger für die Übernahme aller Dienstleistungen an einem Standort sehr gute Voraussetzungen hat: „Es gibt nicht so viele, die sowohl im Industrie- als auch im Immobilienbereich tätig sind.“

Einen weiteren Wachstumsbereich ortet das Vorstandsmitglied bei Modellen, die den Kunden fixe Betriebskosten über einen längeren Zeitraum garantieren: „Eine langfristige Planung ist kostengünstiger. Wir sind in der Lage, über einen Zeitraum von 15 Jahren zu planen. Ziel ist die Maximierung der Nutzungsdauer von technischen Anlagen und Immobilien. “

Beim dritten Geschäftsbereich, der Energiesparte, ist Keysberg mit den Vorgaben unzufrieden: „Es fehlt in Deutschland eine zuverlässige und langfristige Energiepolitik. Das führt dazu, dass viele Investitionen nicht mehr in Deutschland getätigt werden. In Österreich ist die Verunsicherung wegen des hohen Anteils an Wasserkraft deutlich geringer.“

Wachstum in Österreich

Mit seinen österreichischen Unternehmen hat Bilfinger bei einem Umsatz von über 600 Millionen Euro (ohne der Bausparte) akzeptable Geschäfte gemacht. „2014 war ein durchaus zufriedenstellendes Jahr. Ich erwarte, dass die österreichischen Einheiten wachsen“, lautet die Prognose von Keysberg. Dazu gehören Bilfinger Chemserv und Bilfinger Maschinenbau in Linz oder Bilfinger Gerätetechnik und Bilfinger VAM Anlagentechnik in Wels.

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