Berlusconi: "Euro-Austritt brächte Vorteile"

Auch wenn sich Berlusconi den Euro-Austritt Italiens nicht wünscht, Vorteile sieht der ehemalige Premier für das Land allemal.

Silvio Berlusconi hat einen Austritt Italiens aus dem Euro-Raum nicht ausgeschlossen. "Italiens Euro-Austritt ist nicht wünschenswert, hätte jedoch seine Vorteile. Im Grunde wäre der Euro-Austritt kein Fluch", sagte der ehemalige italienische Premier im Gespräch mit Journalisten am Mittwoch in der Abgeordnetenkammer.

Deutschland müsse die Europäische Zentralbank (EZB) in eine "Garantiebank" umwandeln, die Euro-Scheine drucke, um Staatspapiere zu zahlen, dort wo es einzelne EU-Mitglieder nicht schaffen. "Wenn Deutschland dies nicht tun will, muss es sich entweder aus dem Euro-Raum zurückziehen, oder die einzelnen Staaten kehren zu den nationalen Devisen zurück", so Berlusconi.

Der Medienzar äußerte die Hoffnung, dass beim EU-Gipfeltreten am 28. und 29. Juni wichtige Beschlüsse für Italiens Zukunft ergriffen werden. "Wir hoffen, dass (der italienische Premier Mario) Monti Druck auf Deutschland ausübt, damit es seine Position lockert und eine Auflösung Europas verhindert", meinte Berlusconi.

Italien hofft auf Anleihekäufe

Im Ringen um niedrigere Zinsen auf seine Staatsanleihen hofft Italien auf die Unterstützung der Euro-Rettungsfonds, scheut aber einen ordnungsgemäßen Hilfsantrag. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone schlug beim G-20-Gipfel im mexikanischen Los Cabos vor, dass die Fonds Schuldenpapiere angeschlagener Staaten wie Spanien oder Italien am Sekundärmarkt aufkaufen und damit für sinkende Refinanzierungskosten sorgen. Frankreichs Präsident Francois Hollande begrüßte den Vorstoß. Dieser werde bei dem Treffen von Italiens Ministerpräsident Mario Monti, Bundeskanzlerin Angela Merkel, des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und Hollande am Freitag in Rom besprochen.

Der Vorschlag sehe vor, die Kreditkosten für Länder, die ihre Reformziele erfüllten, zu stabilisieren, sagte Monti am Dienstag bei dem Treffen. "Und das sollte klar getrennt werden von der Idee einer Rettung", ergänzte er. Der EFSF kann Anleihen am Sekundärmarkt aufkaufen, wenn die Zinsen eines Euro-Landes zu stark in die Höhe schnellen. Allerdings muss die Europäische Zentralbank eine Notlage feststellen, die Regierung des betroffenen Landes einen Antrag stellen und sich im Gegenzug zu Reformen verpflichten.

Die Renditen für zehnjährige italienische Bonds waren durch die jüngst wieder eskalierte Schuldenkrise deutlich über sechs Prozent gestiegen. Die kritische Marke liegt bei sieben Prozent. Ein solches Niveau gilt in der Regel als mittelfristig nicht tragbar.

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