Bergurlaub: Die Krux mit dem Gipfelkreuz

Welche Ausrüstung kaufen und was in den Rucksack packen? Viele fühlen sich überfordert
Reisepläne. Der Bergurlaub hat ein Imageproblem. Vielen ist er schlicht zu unbequem. Das soll sich ändern.

Urlaub - das Wort ruft spontan Bilder von Sonne, Strand und Meer hervor. Entspannung. Wer eine Woche am Strand liegt, braucht eigentlich nur Flipflops und Badezeug, damit wird selbst das Kofferpacken zum Kinderspiel. Alles kalkulierbar, alles kein Problem.

Völlig anders das Bild vom Bergurlaub. Beim Städter macht sich schnell ein Stressgefühl breit. Er sorgt sich um rasche Wetterumschwünge. Fürchtet, dass die neuen Bergschuhe reiben und ihn nicht verletzungsfrei bis zum Gipfel tragen werden. Nicht einmal das Speckbrot gilt als gesichert – der Hüttenwirt könnte schließlich Ruhetag haben. Kurz: Der Urlaub ist ein einziger Unsicherheitsfaktor. Fazit: Vielleicht doch besser ans Meer fahren?

So kann man das Ergebnis von Tiefeninterviews zusammenfassen, die im Auftrag der Österreich Werbung (ÖW) unter potenziellen Bergurlaubern in Österreich und Deutschland durchgeführt wurden. Ziel war es, herauszufinden, warum vor allem immer mehr Deutschen die Lust auf einen Bergurlaub vergeht – und was man dagegen tun kann.

„Convenience wird auch im Sommer zum Thema“, sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW). Dass sich der Winterurlauber die Skiausrüstung vor Ort ausleiht, ist längst normal. Im Sommer schaut das noch ganz anders aus. Das soll sich ändern. Als Vorbild gilt unter anderem die Tourismusregion Leogang, die sich auf Radsportler spezialisiert hat. Im Sportcenter finden die Gäste alles, was sie brauchen – vom Mountainbike über die Schutzausrüstung bis zum Fahrtechniktraining. Dass das ankommt, zeigt auch ein Blick in die Entwicklung der örtlichen Seilbahn. „1998 hatten wir im Sommer 20.000 Bergfahrten und 100.000 Euro Umsatz. Aktuell sind wir bei 320.000 Fahrten und 1,7 Millionen Euro Umsatz“, rechnet Kornel Grundner, Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen, vor.

„Christliche Preise“

Von den landesweit 253 Seilbahnen haben rund 200 auch im Sommer geöffnet. „Unsere Preise sind sehr christlich“, findet Seilbahn-Obmann Franz Hörl. „Die Gewinne müssen wir im Winter einbringen.“ Dennoch: Knapp 15 Prozent des Umsatzes spielt die Branche schon in den Sommermonaten ein.

Offene Seilbahnen alleine reichen aber nicht aus. Die Bergwelt muss inszeniert werden – und zwar für jeden anders. Gäste aus Osteuropa suchen oft die sportliche Herausforderung, wollen zum Canyoning, Paragleiten oder zumindest zur Sommerrodelbahn.

Andere suchen das Ursprüngliche – wobei die Erwartungen offenbar mit den Höhenmetern steigen. „Je höher man in den Bergen ist, desto tradierter und unverfälschter denkt man über das Leben dort“, weiß Holger Sicking von der ÖW-Tourismusforschung. Wer hoch am Berg lebt, wird demnach als besonders gastfreundlich und ehrlich eingeschätzt.

„Wie bei Oma und Opa stellt man sich das Leben vor“, sagt Sicking. „Aber modern und innovativ muss es trotzdem sein – und es braucht Inszenierung.“ Die Palette reicht von Kochkursen auf der Hütte bis zu geführten Wanderungen, bei denen man den Sonnenaufgang am Gipfel erlebt und vielleicht noch Yoga am Berg macht.

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