Seilbahnen: Bergsommer gut gelaufen, Winter wird zur Zitterpartie

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Warum Seilbahner Obergrenzen bei Gästezahl in Lokalen wollen, aber nicht in den Gondeln.

Am Berg ist die Hauptsaison besser gelaufen als gedacht. „Im Juli und August lagen Gebiete wie Leogang oder die Schmittenhöhe über dem Vorjahresniveau“, sagt Erich Egger, selbst Chef der Schmittenhöhe und Branchensprecher in Salzburg.

In Zell am See/Kaprun leben die Seilbahnen in normalen Jahren stark von internationalen Touristen aus dem arabischen Raum und Asien, die in besonders starken Wochen bis zu 45 Prozent der Gäste ausmachen. Diesen Sommer sind sie infolge von Reisebeschränkungen und gestrichenen Flügen ausgeblieben.

"Rund 80 Prozent der Gäste kamen aus Österreich und Deutschland", sagt Egger. Diese beiden Nationen haben wohl vielerorts die Saison gerettet. Egger schätzt, dass viele seiner Kollegen das Minus der Vorsaison im Herbst noch wettmachen. Vorausgesetzt die Rahmenbedingungen spielen mit.

Begrenzung steht nicht zur Diskussion

Wie der Winter läuft, bleibt das große Fragezeichen. Eine Begrenzung der Fahrgäste pro Gondel steht für die Seilbahner jedenfalls nicht zur Debatte. „85 Prozent unserer Betriebsmittel sind offen, also Sessel- oder Schlepplifte. Da seh ich kein Problem“, sagt Seilbahnsprecher Franz Hörl.

Egger ergänzt: „Wir sind ein Transport-Unternehmen wie Bus oder U-Bahn. Bei denen gibt’s auch keine Begrenzung. Außerdem liegen unsere Transportzeiten unter der kritischen 15-Minuten-Marke.“ Eine Begrenzung wäre laut Egger sogar kontraproduktiv, da sie zu Warteschlangen im Eintrittsbereich führen würde.

Genauso wenig hält er von einem neuen Vorschlag aus der Hotellerie, wonach im kommenden Winter eine Höchstgrenze bei der Zahl jener Wintersportler eingezogen werden soll, die sich pro Tag im Skigebiet aufhalten dürfen. "Nicht praktikabel", sagt der Seilbahner. Schließlich würden viele Einheimische mit Saisonkarte nur vormittags skifahren gehen, also mittags die Piste bereits wieder verlassen haben.

Da es aber kein Drehkreuz beim Verlassen des Skigebiets gibt, könne das nicht registriert werden. Und überhaupt werde eine Höchstgrenze seiner Meinung nach in vielen Regionen im kommenden Winter gar nicht nötig sein, wenn die aktuellen Reisebeschränkungen aufrecht bleiben. So gehen derzeit etwa im Gasteinertal die Gäste aus Schweden "massiv ab". Und ohne wieder hochgefahrene Flugkapazitäten wird es im Winter wohl auch bei sonst wichtigen Herkunftsmärkten wie Großbritannien eher mau aussehen.

Warum eigentlich, Franz Hörl

Aus Hörls Sicht ist es 5 nach 12, wenn es um die neuen Regeln beim Après Ski geht. „Wir können nicht wegen drei Prozent des Umsatzes 97 Prozent des Geschäfts gefährden.“ Er ist für „kontrolliertes Après Ski“. Also eine Begrenzung der Gästezahl in Lokalen und eine verpflichtende Registrierung der Gäste.

Denkbar sei auch eine Zwischensperrstunde, in der Lokale geputzt und desinfiziert werden. Ein entsprechender Vorschlag liege bereits bei Tirols Landeshauptmann Platter. "Mit der Bitte, dass er im Gesundheitsministerium Druck macht." Denn die Regeln für den Winter gibt letztlich das Ministerium aus.

"Auf Freiwilligkeit der Unternehmer würde ich mich nicht verlassen", sagt selbst Hörl. Den diese seien letztlich nicht der Feind ihres eigenen Geldes und beschränken den Après Ski nur dann, wenn es die Konkurrenz auch tut.

Derzeit laufen auf politischer Ebene auch Gespräche mit Italien und der Schweiz, um eine einheitliche Regelung im gesamten Alpenbogen zu erzielen. Hörl: "Das wäre gut, aber wenn es in der aktuellen Geschwindigkeit weitergeht, haben wir erst 2022 eine Lösung."

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