Berger setzt auf Fleisch aus der Region

Berger setzt auf Fleisch aus der Region
Die Familie lebt seit vier Generationen von der Fleischproduktion.

Das Ambiente ist gewöhnungsbedürftig. Im Kühlraum des Schinkenspezialisten Berger hängen knapp 6000 Schweineschlögel. Die „Christbäume“ – so nennt man die Aufhänger, an denen jeweils 16 Schlögel hängen – setzen sich auf Knopfdruck in Bewegung. In Richtung Waage und zum Zerlegeband.

Am Zerlegeband stehen 35 Mitarbeiter mit Gliederschürzen und Gliederhandschuhen und zerlegen täglich 3500 Schlögel. Dafür bekommen sie laut Firmenchef Rudolf Berger einen Nettomonatslohn von 1600 bis 1900 Euro. Gesprochen wird am Fließband quasi ausschließlich ungarisch. In Österreich seien kaum Mitarbeiter zu finden. „Die Fleischerschule ist zu zwei Dritteln leer“, seufzt Berger, selbst Fleischermeister und Absolvent der Wirtschaftsuniversität.

Seine Familie lebt seit vier Generationen von der Fleischproduktion, im Speziellen von Schinken. Rudolf Berger kümmert sich um die Produktion, seine Schwester managt den Verkauf, seine Frau den Einkauf. Jährlich verarbeitet der Betrieb aus Sieghartskirchen/NÖ mit 450 Mitarbeitern 19.000 Tonnen Wurst und Schinken sowie 6000 Tonnen Frischfleisch. 20 voll beladene Lkw verlassen täglich das Werk. „Unser Ziel kann nicht mehr die Mengensteigerung sein“, sagt der Firmenchef.

Berger setzt verstärkt auf Regionalität. Ein Fünftel der verarbeiteten Schweine kommen von Bauern in einem Umkreis von 50 Kilometern, die ihre Tiere gentechnikfrei füttern. Den Konsumenten diesen Mehrwert schmackhaft zu machen, sei gar nicht einfach, weil viele den Bezug zur Landwirtschaft verloren hätten, sagt Berger.

Selbstbedienung

Konsumenten greifen verstärkt zu fertig verpackten Schinkenscheiben. Binnen fünf Jahren hat sich die Zahl der Convenience-Packungen verdoppelt. Berger hat eine Million Euro in eine neue Abpackanlage gesteckt. Die Maschine wiegt und schneidet die Schinkenscheiben gleichzeitig – und schneidet so genau so dicke Scheiben, dass in jeder Packung genau 100 Gramm Schinken enthalten sind. Mit der Ökobilanz der Plastikverpackungen hat Berger wenig Freude. „In der Verpackung steckt mehr Energie als im Inhalt. Die Ware aus der Bedientheke wäre ökologischer. Aber der Kunde will es eben so.“

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