Zukunft des Gartelns: Bellaflora plant Onlineshop und Urban-Gardening-Innovationen

Gerade in den warmen Sommermonaten wird der eigene Garten für viele zur grünen Wohlfühloase. Sich das Urlaubsgefühl nach Hause zu holen, wird immer beliebter. Das beobachtet auch Susanne Eidenberger, Geschäftsführerin des Gartenfachmarkt-Kette Bellaflora, die im KURIER-Interview über Kundenwünsche und Trends spricht.
"Wir sehen, dass mediterrane Pflanzen wie Oliven- oder Feigenbäume immer beliebter werden", erzählt sie. Das liege nicht nur an dem südländischen Flair, den sie in einen Garten bringen, sondern auch an ihrer Wetterbeständigkeit.
Kalte Temperaturen, Hitzewellen und Starkregen
Und diese wird in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger. Pflanzen müssen mittlerweile nicht mehr nur kalte Winter, sondern auch Hitzewellen und Starkregen im Sommer überstehen können.
Neben dem Klimawandel würde auch die Arbeitssituation im Land beeinflussen, was in den heimischen Gärten wächst. "Pflegeleichte Pflanzen und wenig aufwendiges Garteln liegen aktuell im Trend", so Eidenberger.
Denn vor allem berufstätige Menschen hätten immer weniger Zeit, sich um ihre Pflanzen zu kümmern und wollen sich oft auch nicht zu viel Arbeit zuhause machen. Aus diesem Grund seien wenig arbeitsintensive Sorten aktuell beliebt. Auch würden vermehrt mehrjährige Pflanzen gekauft, anstatt einjähriger Blumen.

Etwa die Hälfte des Sortiments besteht aus sogenannten Boutique-Artikeln wie etwa Pflanzengefäßen oder Dekorationsgegenständen.
Garteln mit traditioneller Rollenverteilung
Nur langsam ändern sich die Rollenbilder der Geschlechter, wenn es um das Thema Garten geht, berichtet Eidenberger. Rund 85 Prozent der Bellaflora-Kunden seien weiblich.
"Vor allem die kreative Gestaltung liegt immer noch mehr bei den Frauen. Gröbere Arbeiten wie Rasenmähen oder Heckenschneiden übernehmen eher die Männer“, fasst die Geschäftsführerin zusammen.
Bei Zimmerpflanzen und im urbanen Bereich wachse aber auch das Interesse der männlichen Kunden. Das beobachtet Eidenberger besonders in den beiden Wiener Filialen, die Bellaflora unter dem Namen Salon Verde betreibt.
Anders als an den Standorten außerhalb der Großstadt, zu denen die Kunden großteils mit dem Auto gelangen, sollen sich diese Shops nach den Bedürfnissen der Wiener richten.
Lastenfahrrad und Erde zum Selbstabfüllen
So bieten sie etwa ein Lastenfahrrad für den Transport oder Erde zum Selbstabfüllen an. „Keiner möchte mit einem großen Sack Erde in der U-Bahn fahren. Das sind Themen, die uns im urbanen Raum beschäftigen“, erzählt Eidenberger.

Susanne Eidenberger ist seit Februar Alleingeschäftsführerin bei Bellaflora.
Auch insgesamt beschäftigt sich Bellaflora aktuell intensiv mit Transportmöglichkeiten. In Zukunft möchte das Unternehmen nämlich einen eigenen Onlineshop eröffnen. Wie der Versand dabei genau funktionieren soll, ist noch nicht klar.
„Das ist bei Pflanzen nicht so einfach, weil es sich um ein lebendes Produkt handelt.“ Auch sei die persönliche Auswahl durch den Kunden Teil des Einkaufserlebnisses. „Wenn ich vor 20 Rosenstöcken stehe, möchte ich mir meinen selbst aussuchen“, so Eidenberger.
Trotz stärkerer Onlinepräsenz sei deswegen auch weiterhin das Ziel, Kunden in die Filialen zu holen.
Anhaltende Kaufzurückhaltung ist "herausfordernd"
Obwohl Bellaflora im Vorjahr ein Umsatzplus verzeichnen konnte, seien die Zeiten "herausfordernd". Eidenberger beklagt die anhaltende Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung. Gerade deswegen müssten Unternehmen wie Bellaflora ihren Kunden mehr als nur einen Einkauf bieten, sondern eine „schöne Erfahrung“, sagt Eidenberger.
„Die Produkte einfach nur ins Regal zu stellen und zu warten, dass sie jemand kauft, ist bei unserer Positionierung am Markt nicht möglich. Das kann man vielleicht machen, wenn die Preise sehr billig sind." Bei Bellaflora würde stattdessen Wert auf eine höhere Qualität gelegt.

Eidenberger hofft auf eine baldige Stabilisierung der Konsumlaune und größeres Vertrauen der Menschen in den heimischen Wirtschaftsstandort. Sie verweist auf die vielen Arbeitsplätze, die durch Unternehmen wie Bellaflora geschaffen werden.
Bürokratie und Inflation belasten heimische Unternehmen
Sie selbst vertraut in den Standort Österreich, sieht aber auch Verbesserungspotenzial: „Alle Unternehmen leiden unter der Bürokratie und sie wird weiter verschärft durch die unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern. Oft sind Regeln auch nicht verständlich oder nicht realistisch umsetzbar.“
Eidenberger wünscht sich mehr Klarheit und Stabilität. Auch die Inflation und die hohen Kollektivvertragsabschlüsse würden Unternehmen belasten. Gepaart mit der wirtschaftlichen Unsicherheit und Konsumflaute ergebe sich ein „schädlicher Mix“.
Trotz der Herausforderungen plant Bellaflora für die nächsten Jahre eine weitere Expansion. Konkrete Pläne, wo neue Standorte eröffnet werden, gebe es aber noch keine.
Millioneninvestments sind geplant
Bestehende Filialen sollen flächendeckend modernisiert werden. Den Start machte im Vorjahr der „Flagship-Store“ in Leonding, der im Herbst zu einer großen Weihnachtswelt inklusive Christkindlmarkt umgebaut wurde.
Wie viel in Renovierung und Neueröffnungen investiert wird, könne Eidenberger zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. „Es werden aber schon einige Millionen Euro sein“, kündigt sie an.
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