Handel verstärkt Kampf gegen chinesische Billigst-Plattformen Temu, Shein & Co

Seit den Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump gegen die Flut an Billigstwaren aus China, verstärken die asiatischen Anbieter ihre Verkaufsanstrengungen in Europa massiv - teils mit unlauteren Mitteln.
Ein Beispiel aus dem heimischen Sport-Bekleidungshandel: Während ein Rennrad-Trikot beim österreichischen Premium-Anbieter RH77 von Ex-Profi René Haselbacher aktuell für 177 Euro feilgeboten wird, wird das gleiche Produkt auf der Plattform AliExpress um 24,55 beworben. Der Anbieter „Shop1104697818 Store“, wirbt noch dazu mit den identen, ganz offenbar kopierten Fotos von RH77 für seine zweifelhafte Ware. Auch andere in der Rennrad-Szene bekannte Marken-Hersteller sind von solchen dubiosen Angeboten betroffen, etwa Maap oder Syn.
Ähnliche Beispiele gab es mit etwa Schuhen, mit weit überhöhten Bleiwerten in den Absätzen, erzählt Handelsverband-Chef Rainer Will im KURIER-Gespräch. Oder mit Nachthemden für Kinder mit giftigen Chemikalien im Stoff, die natürlich in Europa verboten sind - aber dennoch über das Internet verkauft werden, meist zu Spottpreisen.
Als Konsequenz verstärkt Will nun seinen Kampf gegen den unfairen Wettbewerb. Er hat am Montag einen Forderungskatalog präsentiert, mit dem er die Politik wach rütteln will, in der EU sowie in Österreich.
Will sagt: "Rund 90 Prozent der auf Fernost-Plattformen angebotenen Produkte entsprechen nicht den geltenden europäischen Normen. Es ist völlig unbegreiflich, warum diese Marktplätze in der EU nicht längst gesperrt wurden. Würde ein österreichischer Händler zu 90 Prozent gesundheitsgefährdende Fake-Produkte verkaufen, müsste er von Amst wegen sofort schließen."
Rainer Will verfolgt gleich mehrere Ansätze. Er fordert:
- Strafzahlungen für besonders umweltschädliche Produkte und solche, die mit giftigen Chemikalien belastet sind
- Werbeverbote für "Ultra-Fast-Fashion"-Anbieter wie Temu, Shein oder AliExpress, auch für Influencer, die Produkte der Fernost-Anbieter bewerben
- Eine Bearbeitungsgebühr je Produkt von zwei Euro für alle Lieferungen aus EU-Drittstaaten (eine höhere Handling Fee ist nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO nicht erlaubt)
- Eine beschleunigte Abschaffung der EU-Zollfreigrenze von 150 Euro, freilich nicht erst 2028 wie von Brüssel geplant
- Sowie eine Plattformhaftung für die korrekte Warendeklaration und Versteuerung
Will zum KURIER: "Diese Plattformhaftung ist für mich der wichtigste Punkt. Die Plattformen müssen für die Einhaltung der Steuervorschriften verantwortlich gemacht werden. Wir verlieren durch die aggressive Steuervermeidung bei der Einfuhrumsatzsteuer jährlich eine Milliarde Euro."
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