Zehn neue Gartenregeln, die Hobbygärtner jetzt befolgen müssen

Zehn neue Gartenregeln, die Hobbygärtner jetzt befolgen müssen
Beim Start ins neue Gartenjahr heißt es, auf Klimaveränderungen reagieren. Was Hitze und Trockenheit für Blumen, Gemüsesorten, Stauden und die Wiese bedeuten.

Dass die Klimaveränderungen uns im Alltag eingeholt haben, merkt man auch im Garten. Die Jahreszeiten verschieben sich. „Der Frühling beginnt früher, der Sommer ist heißer, der Winter kürzer“, sagt Katja Batakovic von "Natur im Garten". „Es gibt immer noch Fröste, es ist nicht wie in Italien. Aber der Schnee bleibt nicht mehr so oft liegen. Und es wird trockener“. Früher hat man gesagt, wenn die Forsythien blühen, kann man die Rosen schneiden. „Heuer hat man die Rosen geschnitten, da haben die Forsythien noch lange nicht geblüht“, so die Expertin.

Zehn neue Gartenregeln, die Hobbygärtner jetzt befolgen müssen

Was bedeuten die neuen Klima-Bedingungen für Garten und Balkon?

  •  Kübelpflanzen: Die deutlich höhere Jahresdurchschnittstemperatur wirkt sich auch auf Kübelpflanzen aus. Während früher galt, mediterranen Kübelpflanzen verbringen den Winter in einem hellen, kühlen Raum, so hat sich dies zum Teil geändert. Oleander können den Winter in manchen Regionen auch im unbeheizten Glashaus verbringen – ohne, wie im zu warmen Winterquartier, Läuse zu bekommen. „Im Waldviertel ist das aber wahrscheinlich anders“, schränkt Batakovic ein. Im pannonischen Klima hat das mit „sehr konstant 0 Grad C im heurigen Winter“ funktioniert.
Zehn neue Gartenregeln, die Hobbygärtner jetzt befolgen müssen
  •  Balkonpflanzen: Am Balkon, wo die Pflanzen viel Sonne aushalten müssen, sollte eine Zonierung nach Wasserbedarf stattfinden. „Storchenschnabel, Salbei, Sedum-Arten und die niedrige Schafgarbe eignen sich für Balkonkästen, die extrem der Sonne ausgesetzt sind. „Auch Pelargonien halten alles aus, ebenso Lichtnelken. Alle anderen sollten in ihrem Schatten stehen“, so Batakovic.
  •  Sparsame: Am Balkon versorgen unglasierte Tonkegel Kübelpflanzen mit Wasser, indem sie in die Erde eingegraben werden und so zur Tiefen- und Wurzelbewässerung dienen. Im Staudenbeet kann man auf Tiefwurzler setzen, denn diese dringen mit ihren Wurzeln in tiefere Bodenschichten vor und versorgen sich so mit Wasser. Das sind etwa Königskerzen, Lilien, Iris, Bauernpfingstrosen und Rosen. Am Balkon empfiehlt die Expertin auf Pflanzen mit Speicherknollen wie Schwertlilien zu setzen, oder Pflanzen, die per se wenig Wasser brauchen wie die Olive oder Wolfsmilchgewächse, aber auch klassische Sommerblumen.
Zehn neue Gartenregeln, die Hobbygärtner jetzt befolgen müssen

Beet

  •  Beete: Außerdem rät die Expertin, Beete zu zonieren: Stauden, die es halbschattig und feuchter mögen, werden zusammen gesetzt. Je weniger Wasser die Pflanze braucht, desto weiter kann sie von der Wasserquelle (Schlauch, Regentonne) entfernt eingesetzt werden. Batakovic: „Alles, was regelmäßig Wasser braucht, soll im Blickfeld stehen.“
  • Kräuterrasen: Die kurz geschnittene Wiese, die es in vielen Gärten gibt, leidet in immer heißeren und trockeneren Sommern. Was tun? Anstelle der typischen kurz geschnittenen Wiese eignet sich entweder eine Wiese, die man nicht oder nur einmal im Jahr schneidet. „Oder, wenn die Wiese begehbar sein soll: der Kräuterrasen. Diesen erhält man, wenn man den Rasen verunkrauten lässt, nicht jedes Unkraut ausreißt“, so Batakovic.  Sie rät, diesen nicht zu kurz zu schneiden, auf sechs bis zehn Zentimeter, weil er dann viel trockenheitsresistenter ist. Wer jetzt frisch ansät, findet den Kräuterrasen im Fachhandel, er sollte neben den Gräsern über möglichst vielen Arten verfügen – denn sie sind es, die blühen.
  •  Gemüse: Mal ist es zu heiß, mal gibt es Frost. „Gemüsegärtner kompensieren das, indem sie in mehreren Abständen ansäen“, erklärt die Expertin. Das nennt sich satzweiser Anbau, damit lassen sich Wetterturbulenzen ausgleichen. „Anbauzeiten verschieben nach vorne und auch nach hinten, daher sollte man immer eine Ersatzkultur parat haben.“ Das bedeutet, es wird nicht auf einmal eine größere Menge von einer Sorte vorgezogen, sondern zeitlich versetzt. Der Vorteil: Dadurch ändert sich die Erntekultur, man kann immer wieder ernten. Batakovic rät: „Lieber Pflück- als Kopfsalat pflanzen, weil der Kopfsalat schießt, wenn es zu heiß ist. Er ist einer der Klimawandelverlierer.“ Stattdessen können Hobbygärtner mehr im Bereich Wintergemüse anbauen. „Im September Wintersalat vorziehen und dann aussetzen, denn der Oktober und November sind wärmer als bisher“, gibt Batakovic ein Beispiel.
  • Schatten: Manche Gemüsesorten vertragen die direkte Sonneneinstrahlung im Sommer nicht so gut wie andere. Daher sollten sie so gepflanzt werden, dass sie im Schatten von anderen Sorten stehen, die mit der Sonne besser zurechtkommen. Batakovic rät, dass etwa Gurken beschattet werden sollten, während Chili, Tomate, Melanzani, Paprika. Kürbis und Zucchini hitzefest sind.

  • Erde: „Torf ist bisher einer der wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Gartenerden. Doch die Torfnutzung zieht gravierende Umweltschäden nach sich“, sagt Dominik Linhard, Biologe und Biodiversitätsexperte von GLOBAL 2000. Auch für den Gartenboden ist Torf nicht ideal, da er langfristig übersäuert. Für eine Heidelbeere macht das vielleicht Sinn, wirkt sich jedoch negativ auf das Wachstum der meisten Gemüsearten aus. Zusätzlich entzieht Torf dem Boden Wasser. Daher lieber Komposterde oder torffreie Blumenerde verwenden.
  •  Boden: Damit die Erde im Beet an heißen Tagen nicht austrocknet, ist mulchen die Lösung. „Im Staudenbeet kann man mit Mulch arbeiten, der dauerhaft ist“, so Batakovic. Das kann Kies sein, Blähton oder Ziegelbruch. Dabei soll man darauf achten, dass diese Mulchschicht dick ist, „fünf Zentimeter mindestens.“ Dabei sollte heller Belag verwendet werden, weil sich der dunkle aufheizt.  Im Gemüsebeet mulcht man hingegen mit organischem Material: „Rasenschnitt nicht zu dick auftragen, Heu kann ruhig 30 Zentimeter dick sein“, so die Expertin. Rindenmulch sollte im Staudenbeet nur unter älteren Stauden verwendet werden, da er die Nährstoffe bindet.
  •  Bäume: Klimatolerante Bäume leiden nicht besonders unter den veränderten klimatischen Bedingungen. Die Expertin rät, für die Auswahl des passendes Obst-, Nadel- oder Laubbaums den Baumnavigator unter www.willbaumhaben.at heranzuziehen. So gelingt es, einen Baum zu finden, der zum Standort und zu den (neuen) Lichtverhältnissen passt. Generell gilt: Lieber kleine, junge Bäume pflanzen als schon große, die sich nicht mehr so gut anpassen können.

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