Beinhartes Daunengeschäft

In einer gewöhnlichen Daunendecke stecken laut Experten die Federn von knapp 80 Gänsen.
Outdoor-Marken wie Jack Wolfskin stemmen sich gegen den Lebendrupf von Gänsen.

Die Daunen in Jacken und Decken sind mitunter schon weiter gereist als ihre Besitzer. Geschätzte 80 Prozent der rund um den Globus gehandelten Daunen kommen von Tieren, die in China aufgewachsen sind.

Eingesammelt werden die Federn von internationalen Konzernen – einer der großen Zulieferer der Industrie ist der US-Konzern Allied Feather & Down. "Dieser holt die Federn zunächst zum Waschen nach Kalifornien – dort ist die zentrale Waschanlage des Konzerns. Von Kalifornien aus werden die Daunen zur Verarbeitung an die Fabriken verschickt", erklärt Indra Kley von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Die Textilfabriken stehen vor allem in Asien, etwa in Bangladesch oder China. Sie liefern die fertige Ware später in die Läden der Textilketten rund um den Globus aus.

Unter welchen Umständen die Daunen gewonnen wurden, bleibt auf ihrer Weltreise oft auf der Strecke. "Ich schätze, dass 80 Prozent der Daunen aus Lebendrupf kommen", sagt Kley. Aus wirtschaftlichen Gründen – denn Daunen sind ein Nebenprodukt der Fleischproduktion. Wird eine Gans bis zu fünf Mal während ihres Lebens gerupft, steigert das für den Landwirt die Wertschöpfung pro Tier. In Europa hat die EU-Kommission das Rupfen lebendiger Tiere zwar verboten, die Kontrolle obliegt aber den Ländern. "Außerdem gibt es eine Ausnahmeregelung für die Zeit der Mauser, in der den Tieren unterstützend Federn ausgerissen werden dürfen", erläutert Kley. Damit sei der Tierquälerei Tür und Tor geöffnet. "Die Rupf-Truppen ziehen von Hof zu Hof und arbeiten im Akkord", sagt Kley. Bis zu 300 Tiere soll ein guter Arbeiter am Tag rupfen.

Tonnenweise Federn

Weltweit sollen 19 Milliarden Enten und 490 Millionen Gänse gehalten werden. Würden sie nur nach ihrer Schlachtung gerupft werden, würden sie zusammengenommen rund 430.000 Tonnen Daunen im Jahr liefern, rechnet Kley vor. "Tatsächlich ist der Markt aber drei bis vier Mal so groß." Die europaweit größten Bestände an Gänsen gibt es übrigens in Ungarn und Polen. Enten werden vor allem in Frankreich, Deutschland und Ungarn aufgezogen.

Namhafte Konzerne der Outdoor-Industrie – The North Face, Patagonia, Mammut und Jack Wolfskin – arbeiten künftig mit Vier Pfoten zusammen, um die Rückverfolgbarkeit der Daunen zu gewährleisten. Thomas Zimmerling, Sprecher von Jack Wolfskin, betont, dass der deutsche Outdoor-Spezialist schon seit Längerem nur Federn von Tieren kauft, die nachweislich nicht aus Stopfmast stammen und nicht lebend gerupft werden. Die Preise für Daunenjacken hätte das aber nicht in die Höhe getrieben. "In der Einzelkalkulation macht die Verwendung verantwortlich gewonnener Daune keinen großen Unterschied", sagt er. Im Vorjahr hatten sich die Daunenpreise weltweit verdoppelt. Grund dafür war die Vogelgrippe in Asien, die viele Bestände vernichtet hat und zu einem Engpass am Weltmarkt geführt hat. Zimmerling: "Jetzt sind die Preise wieder rückläufig, aber wir sind noch immer nicht auf dem Niveau vor der Vogelgrippe."

Von Kundenseite kommen laut Vertretern der Textilbranche bisher nur vereinzelt Anfragen zur Daunengewinnung. "Für die Masse der Konsumenten ist beim Kauf einer Daunenjacke nach wie vor das Preis-Leistungsverhältnis entscheidend", sagt ein Modehändler.

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