Beim Flüssiggas aus Katar haben andere die Nase vorn
Seit Monaten gehen die Bemühungen, sich unabhängiger von russischem Gas zu machen, mehr oder weniger zäh voran.
In Abu Dhabi gab es für die Regierungsspitze im März wenigstens die Zusage, dass man Österreich 2023/’24 ein Schiff mit Flüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG) verkaufen werde. Nur zwei Tage später kaufte Indien in Doha gleich 150 Schiffe randvoll mit Flüssiggas.
Das ist nur ein Beispiel, soll aber die Kräfteverhältnisse auf dem LNG-Markt illustrieren.
Katar sitzt nach Russland und Iran auf den größten Erdgasreserven der Welt und ist für Europa der wichtigste Lieferant. Aber: 80 Prozent der LNG-Lieferungen Katars gehen nach Asien. Der Grund ist meistens das entsprechende Commitment für langfristige Lieferverträge, sagt der Wiener Rohstoff-Experte Johannes Benigni im Gespräch mit dem KURIER.
So hat China erst zu Wochenbeginn einen Vertrag mit Katar über die Lieferung von jährlich vier Millionen Tonnen LNG abgeschlossen. Die Laufzeit: 27 Jahre, und damit der „längste“ Vertrag in der LNG-Geschichte.
Auch EU-Konkurrenz
Aber nicht nur die Asiaten, auch andere europäische Länder wie Frankreich haben im reichen Golf-Emirat die Nase vorn, wenn es um Flüssiggas geht. Es soll den Ausfall von russischem Pipeline-Gas ersetzen.
Hintergrund ist: In Katar läuft der Ausbau des North Field-Gasfelds, ein Teil des mit Abstand größten Gasfeldes der Welt („South Pars“), das sich Katar mit dem Iran teilt, auf Hochtouren. So soll die katarische Förderung bis 2026/’27 um 60 Prozent gesteigert werden. Schon lange vorher werden die Produktionsmengen verkauft, wofür die Abnehmerländer LNG-Terminals und Schiffskapazitäten brauchen.
Ende September hat Katar diesbezüglich einen weiteren Vertrag mit dem französischen Energieriesen TotalEnergies geschlossen. Wie auch die Chinesen investieren die Franzosen Milliarden in den gemeinsamen Ausbau des North Fields für entsprechende Anteile. Auch andere Konzerngiganten wie Shell sind beteiligt. Österreich ist da kurz gefasst nirgends. Aber auch Deutschland hat bisher nur Absichtserklärungen in der Tasche, trotz der Reisen von Kanzler Scholz an den Persischen Golf.
Benigni sagt zur Situation in Österreich: „Die Wirtschaft läuft seit Monaten Sturm. Ein Ersatz für russisches Gas ist so schnell nicht machbar. Die Industrie ist im Panik-Modus."
WM in Katar: Fußball & Wirtschaft
Im IV-WM-Studio beschäftigte sich Industrie-Chefökonom Christian Helmenstein zuletzt mit den Wirtschaftsräumen Asien und Amerika. Einerseites sind ja mit Japan und Südkorea zwei asiatische Länder im Rennen der Fußball-WM, die am internationalen Wirtschaftsparkett eine bedeutende Rolle spielen (Folge 2).
Andererseits geht es in Folge 3 um Uruguay und die USA, einen der wichtigsten Fernmärkte für Österreich. Weil Fußball in den USA bis heute noch eher als Randsportart gilt, wird auch der Gender-Paygap im Profisport beleuchtet.
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