"Beim Crowdfunding geht es nicht ums Geld"

Interview mit Ex-Schirennläufer Rainer Schönfelder.
Ex-Skirennläufer Rainer Schönfelder über die Crowdfunding-Kampagne für das nächste Hotel.

KURIER: Ihr Partner ist Werbestar für Raiffeisen. Trotzdem holen Sie jetzt über Crowdfunding Geld fürs nächste Adeo-Hotel. Warum?

Rainer Schönfelder: Weil man die Kleinanleger in Österreich nur so teilhaben lassen kann.

Aber warum wollen Sie das?

Wir denken: Wer bei uns investiert, wird auch als Gast kommen. Und trägt die Botschaft nach außen.

Geldbeschaffung ist also nicht die Motivation?

Nein. Das Geld brauchen wir nicht. Wir haben ein gutes Investorennetz.

Sie zahlen, wenn alles gut geht, bis zu 4,5 Prozent an die Crowd-Investoren. Mehr als bei einer Bank.

Ja, das ist sehr teures Geld. Es geht uns um den Effekt, den die Crowd mitbringt: Image, Werbung, Kommunikation, Gäste. Da ist viel Potenzial.

Sie wollten 500.000 Euro, haben auf 750.000 erhöht. Wie viel Anteil des Gesamtvolumens ist das?

Das Haus kostet neun Millionen Euro, die Eigenkapitalquote ist 30 Prozent. Das Crowdkapital wird ein Teil des Eigenkapitals sein. Bemerkenswert ist: wir haben ein hohes Durchschnittinvestment pro Person.

Wie ist das zu erklären?

Es ist Vertrauen da, weil es schon Hotels gibt. Das Projekt ist leicht verständlich und es ist letztlich ein Investment in eine Immobilie. Etwas Solides.

Sind Immobilien die neuen Aktien?

Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Meine Meinung ist: Immobilien sind sehr attraktiv geworden, auch, weil sich viele am Aktienmarkt die Finger verbrannt haben. Ich war früher selbst stark in Aktien. Aber das Aktienthema hat man einfach nicht im Griff. Es können alle Kennzahlen passen, das KGV, die Buchwerte – und trotzdem kann alles ins Bodenlose stürzen. Weil sich die Aktien vom Fundament entfernt haben. Der Aktienhandel ist eine Laune des Windes. Weil jeder sekündlich vom Handy aus handeln kann.

Zurück zum Crowdfunding. Wenn eine Bank einen Kredit gibt, macht sie einen Risiko-Check. Jetzt gibt es hier 253 Investoren, die das alles nicht machen – und Ihnen trotzdem Geld geben.

Die Banken überlegen sich ihr Risiko zu gut. Sie haben Auflagen, Vorschriften, Gesetze. Wenn sie weiterhin so restriktiv sind, werden wir bald ein Problem kriegen, weil es stirbt der Motor ab. Viele gute Geschäftsideen werden im Keim erstickt, weil es keine Finanzierung gibt. Es gibt so viele Ideen auf dem Tourismussektor, die weder gefördert werden können, noch einen Kredit kriegen. Weil die Auflagen einfach viel zu hoch sind.

Haben Rainer Schönfelder und Hermann Maier da einen Vorteil?

Bei den Banken? Da haben wir keinen Vorteil. Das stört mich auch. Wir haben einen Vorteil, Grundstücke zu kriegen, Partner zu gewinnen. Wir sind auch schneller mit Projekten bekannt. Aber bei den Banken: Nichts, da müssen wir liefern.

Da zählen die Fakten.

Stimmt. Aber es ist völlig unemotional. Da ist alles zahlenlastig, es geht nur nach Listen. Das ist schrecklich. Früher hat der Bankangestellte in der Filiale seine Kunden über Jahre gekannt. Er konnte einschätzen, was und wer hinter einem Projekt steht. Der Bankangestellte hatte auch ein Pouvoir. Das ist alles vorbei. Heute entscheidet jemand weit weg, ob ein Kredit gewährt wird, oder nicht. Das ist einfach nicht richtig.

Welche Verantwortung haben Sie gegenüber den Investoren?

Eine enorme. Ich bin selbst investiert, mit meinem Geld, mit meinem Namen. Der Hermann und ich laufen mit dem Logo herum, wir stehen voll dahinter.

Das Prospekt beim Crowdfunding warnt vor den Risiken eines Totalverlusts. Was ist das konkret?

Letztlich ist das Risiko bei uns ganz simpel: Ist eine Nachfrage gegeben, oder nicht?

Das müssten Sie schon sagen können, weil es ja schon zwei Adeo-Häuser gibt. Wie läuft’s?

Wir kommen gut an. Bekommen viele Danke-Mails von Gästen und Tourismusverantwortlichen. In Tirol ist der Tourismus heuer runtergegangen, bei uns ist er in die Höhe geschossen.

Was war das große Learning aus den ersten beiden Häusern?

Die Lernkurve ist enorm und das möchte ich auch ausgedrückt wissen. Wir bauen funktioneller als am Anfang, haben im Betrieb gelernt, effizient zu sein. Und wir kennen jetzt unsere Gäste.

Wohin soll das Projekt wachsen?

Ich bin der Schnelle, der Hermann der Langsame. Ich sage: Österreich verträgt locker 15 Adeo-Hotel-Standorte.

Hermann Maier und Sie sind sehr unterschiedlich. Das passt zusammen?

Es ist perfekt. Wir beide sind uns bewusst, wie unterschiedlich wir sind. Deshalb funktioniert es auch so gut.

Braucht man einen Plan B wenn man Hotels ins Mittelgebirge baut?

Sie meinen, wenn es keinen Schnee mehr gibt? Erstens werden wir das alle nicht mehr erleben. Zweitens: Die Technologie bleibt nicht stehen – wir können super Kunstschnee machen. Und außerdem glaube ich: Was wir im Winter an Tourismus verlieren, werden wir im Sommer überproportional gewinnen. Wer fährt denn bitte noch in den Süden, wenn es bei uns heißer wird, die Sommer schöner werden? Wer legt sich an einen brütend heißen Strand, wenn er hier Aktivurlaub in den Bergen machen kann? Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Österreich hier gewinnen wird.

Rainer Schönfelder als Investor: Sind Immobilien mittlerweile Ihr Hauptgeschäft?

Ja. Aber es gehören Rohstoffe, Gold, Aktien genauso dazu.

Wie war Ihre Lernkurve mit Aktien?

Lernkurve? Das war ein Rodeoritt. Es waren heftige Zeiten. In den 90er-Jahren warst du ja ein Dodel, wenn du in einem Jahr nicht verdoppelt hast. Aber fürs Traden brauchst du Kapital. Also habe ich zwei Kredite aufs Elternhaus aufgenommen. In Spitzenzeiten habe ich aus einem Elternhaus fünf gemacht – in schlechten war ein Elternhaus weg. Dann habe ich zum Glück Kitzbühel gewonnen, alles zurückgezahlt und einen Strich drunter gemacht. Ich habe mich komplett neu aufgestellt. Das Erste, was ich gekauft habe, war ein Philharmoniker. Habe in Gold, Silber, dann in Immobilien investiert. Und in Aktien im Sinne einer Beimischung, weil das langfristig Sinn macht.

Was war früher Ihr großer Fehler?

Ich habe nicht im Team gespielt. Das fällt mir als Skifahrer heute immer noch sehr schwer. Man muss Leute finden, denen man vertraut und auf die man sich verlassen kann. Und dann muss man gemeinsam was tun.

Eine Abschlussfrage für die Sportfans: Hermann Maier oder Rainer Schönfelder – wer steht besser auf dem Ski?

Ganz einfach. Im Slalom ich. Im Riesentorlauf gleich. Und in Super-G und Abfahrt er.

Adeo Hotels: Die Hotelkette der beiden österreichischen Ski-Stars will wachsen

Das Konzept der Adeo-Hotels der beiden Skirennläufer Rainer Schönfelder und Hermann Maier ist simpel: Hotelzimmer in einem Haus, das aussieht, wie ein 4-Sterne-Hotel – aber keines ist. Gebaut wird modern und ansprechend, viel Holz, reduziertes Design. Die Zimmer sind funktionell ausgestattet. Gespart wird vor allem beim Personal, den Services und den Zusatzleistungen. Es gibt zum Beispiel eine Sauna, aber keinen Pool. Schönfelder erklärt: „Wir haben so wenig Personal wie möglich, in Gosau sind das 17 Mitarbeiter. Nur so können wir die niedrigen Preise halten. Die große Frage ist: Wie wenig Zuwendung können wir dem Gast zumuten? Das loten wir nach und nach aus.“

Entscheidend bei den Adeo-Hotels ist der Preis. „Bei der Abrechnung erkennt der Gast, dass er für weniger auch viel weniger zahlt“, so Schönfelder. Rund 40 Euro kostet eine Nacht pro Person. Frühstück und Abendessen werden extra gebucht.

Die Adeo-Hotels mit jeweils rund 100 Betten wollen die Frühstückspensionen ablösen. „In den Orten gibt es zu viele 4- und 5-Sterne-Hotels, die privaten Pensionen sind überaltet. Dieses Segment wollen wir besetzen“, sagt Schönfelder. Das funktioniere in den ersten beiden Häusern gut, die Auslastung sei „über den Erwartungen.“ Im Lungau und in den Kitzbüheler Alpen hat man bereits geöffnet. Das Dachstein-Hotel wird gerade gebaut, für Bad Kleinkirchheim läuft die Finanzierungsphase. Schönfelder kann sich 15 Hotels in Österreich vorstellen.

Die Investoren

Die Adeo-Hotelgruppe gehört zu 50 Prozent dem ehemaligen Skirennläufer Hermann Maier. Die anderen 50 Prozent teilen sich Ex-Skirennläufer Rainer Schönfelder (30 Prozent) und Thomas Schmid (20 Prozent), sein Partner in der „You will like it Group“, eine Investment-Firma im Wiener Millennial-Tower. Hier werden Investments für Kunden gemacht (Fokus: Erhalt der Kaufkraft plus moderater Wertzuwachs), hier sind die Adeo-Hotels gebündelt und mit „Living“ werden Wohnungen und Ein- und Mehr-Familien-Häuser entwickelt.

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