Bei Semperit beginnt das große Aufräumen

Handschuhproduktion bei Semperit als Problemsparte
Restrukturierung. Semperit-Verlust verdreifachte sich 2017.

Martin Füllenbach hat kein leichtes Erbe übernommen. Der seit Juni 2017 amtierende Vorstandsvorsitzende der börsennotierten Semperit-Gruppe muss das Unternehmen praktisch von Grund auf restrukturieren. Im Geschäftsjahr 2017 stieg der Umsatz zwar um 2,6 Prozent auf 874 Millionen Euro. Außer dem Segment Semperflex, das Industrieschläuche herstellt, lief keiner der anderen drei Bereiche – Sempertrans stellt Förderbänder her, Semperform Profile für Alufenster und Sempermed Medizinhandschuhe – nach Wunsch.

Der Jahresverlust, der sich auf 26,3 Millionen Euro verdreifachte, geht auf zahlreiche Versäumnisse zurück, so Füllenbach. Zuallererst sei das Unternehmen mit 16 Produktionsstandorten zu komplex aufgestellt. Dadurch würden nicht nur die Fixkosten steigen, sondern auch die Produktion ineffizienter. Im Bereich Mixing – hier werden Gummimischungen hergestellt – kam es zu Engpässen, wodurch extern teuer zugekauft werden musste. Ob und wie viele Werke zugesperrt werden, wollte Füllenbach noch nicht sagen. Der Standort im niederösterreichischen Wimpassing soll jedoch nicht gefährdet sein.

Das IT-System ist laut Füllenbach nicht auf dem Niveau, auf dem es sein sollte und muss erneuert werden. Potenzial gebe es auch beim Einkauf, wo teils nicht die erwünschten Preise erzielt werden. Weiters werde zu viel Ausschuss produziert, in manchen Segmenten im hohen einstelligen Prozentbereich.

Lange Liste

Negative Auswirkungen auf das Jahresergebnis hatten auch zahlreiche Sondereffekte, wie Abschreibungen bei Sempermed, eine Werksschließung in Frankreich, Rückstellungen für eine Steuerprüfung und Wertberichtigungen in der IT. Daran änderte auch der positive Effekt durch den Ausstieg aus dem Joint Venture in Thailand nichts. Bis 2020 soll die Transformation abgeschlossen sein. Heuer werden 80 Millionen Euro investiert, eine Dividende für 2017 wird nicht vorgeschlagen.

Füllenbachs Vorgänger Thomas Fahnemann hat in der Hauptversammlung übrigens keine Entlastung als Vorstandsvorsitzender – sprich Billigung seiner Geschäftsführung – bekommen. Die Liste der Sondereffekte soll zu lang gewesen sein.

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