Motorrad-Hersteller KTM soll weiteren Vorstand bekommen
Bei der börsennotierten KTM-Mutter Pierer Mobility AG mit Sitz in Wels stehen grundlegende Veränderungen ins Haus. Der indische Hauptaktionär Bajaj, der mittlerweile fast 75 Prozent der Aktien hält und mit 800 Millionen Euro frischem Kapital den Motorradbauer gerettet hat, wird den Aufsichtsrat umkrempeln. Die vom Ex-KTM-Boss Stefan Pierer in das Aufsichtsgremium geschickten Kontrolleure werden durch Vertrauensleute der Inder ersetzt.
Dazu wird am 19. November eine außerordentliche Hauptversammlung abgehalten. Es kommt auch zu einer Namensänderung. Künftig heißt das Unternehmen Bajaj Mobility AG. Auch der Sitz in Wels wird aufgelassen. Beobachter gehen davon aus, dass das Unternehmen am KTM-Standort in Munderfing oder in Mattighofen angesiedelt wird.
Doch auch im Vorstand von KTM soll es zu Änderungen kommen. Wie Insider dem KURIER verraten haben, wird ein weiterer Vorstand gesucht, der bis zum Jahresende ernannt werden soll. Ein Insider: „Der kommt nicht von Bajaj, sondern soll ein unabhängiger sein“.
Neuaufstellung
Fakt ist, dass Vorstandschef Gottfried Neumeister alle Effizienz- und Sparpotenziale im Konzern prüfen lässt. So soll es an den Standorten Munderfing und Mattighofen zu Synergien in der Produktion und beim Overhead (Gemeinkosten) kommen. „Produktionslinien werden keine aus Oberösterreich abgezogen“, sagt der Insider.
„Dass sich KTM neu aufstellen muss, ist völlig klar. Dass man die Firmenstruktur umbauen wird, davon gehe ich aus“, sagt Michael Seemayer, Landesgeschäftsführer der Produktionsgewerkschaft Proge Oberösterreich zum KURIER. „Nach einer Insolvenz kann man die Struktur nicht so belassen. Es muss Anpassungen geben. Es stellt sich auch die Frage, wie schaut die Markenstrategie von KTM für die nächsten Jahre aus.“
Kritik an Auslagerungen
Dem Vernehmen nach wird das Unternehmen künftige alle drei Marken (KTM, Husqvarna und Gasgas) weiterführen. Zuletzt wurde bekannt, dass KTM die Gasgas-Motorrad-Produktion von Spanien nach Oberösterreich verlagern wird. Dass die Inder womöglich, Teile der Produktion abziehen könnten, diese Gefahr habe laut Seemayer schon immer bestanden.
„Es werden ja bereits KTM-Linien in Indien produziert“, sagt der Gewerkschafter. „Früher hat man indische Motorräder nicht so einfach verkaufen können. Heute kennst du keinen Unterschied mehr, ob die hier gebaut wurden oder in Indien.“
Was er aber kritisiert: dass KTM einzelne Bereiche in Gesellschaften ausgelagert hat, obwohl sie keine externen Auftraggeber haben. Zum Teil soll es bereits zu Wiedereingliederungen gekommen sein.
Die KTM AG hat mehr als ein Dutzend Tochterfirmen. Eine davon ist die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH, die kürzlich ihre Bilanz für das Jahr vorgelegt hat: Bei 193,5 Millionen Euro Umsatz wurden 43,3 Millionen Euro operativer Jahresverlust und 51,7 Mio. Euro Bilanzverlust geschrieben.
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