Bauschutt-Recycler bangen um ihr Geschäft
Auf jeder Baustelle dasselbe Problem: Wohin mit dem Bauschutt? Am kostengünstigsten und ökologisch sinnvollsten ist es, das Material gleich vor Ort zu zerkleinern und wieder aufzubereiten. Baustoff-Recycling mit mobilen Brech- und Siebanlagen führte dazu, dass Österreich mit einer Recyclingquote von 80 Prozent weltweit als Vorbild in Sachen Kreislaufwirtschaft gesehen wird.
Damit könnte bald Schluss sein. Eine seit Jahresbeginn geltende, neue Recycling-Baustoffverordnung will zwar die Kreislaufwirtschaft fördern, bewirke aber genau das Gegenteil, schlägt Gerald Hanisch, Vorstandschef von Rubble Master HMH, Alarm. Das Linzer Maschinenbau-Unternehmen hat sich auf das mobile Recycling spezialisiert und bangt wie andere Recycler auch jetzt um Aufträge im Inland.
"Die Situation ist für uns untragbar. Die Regelung ist völlig überzogen, ökologisch sinnlos und in dieser Form auch gar nicht administrierbar", schäumt Hanisch.
Abwärtsspirale
Die Verordnung regelt, vereinfacht gesagt, den Markt für Recycling-Baustoffe, indem sie bestimmte Auflagen für die Qualität der Materialien vorschreibt. So wurden etwa chemische Grenzwerte verschärft und bestimmte Untersuchungen vorgeschrieben. Dies führe dazu, dass recyceltes Material teurer werde als Naturmaterial, so Hanisch.
Da vor allem mobiles Recycling von den Auflagen hart getroffen wird, verlagere sich die Aufbereitung zu einigen wenigen stationären Recycling-Anlagen. "Wenn nicht mehr vor Ort recycelt wird, heißt das automatisch mehr Lkw-Verkehr auf der Straße und mehr Deponien".
Deponier-Tourismus
Da Deponieren im benachbarten, weniger regulierten Ausland billiger sei als in Österreich, fürchtet Hanisch gar einen "Deponier-Tourismus" nach Tschechien und anderen Nachbarstaaten. Was die vorgeschriebenen chemischen Untersuchungen anbelange, so seien die Prüflabore jetzt schon erschöpft, weshalb mit Wartezeiten von bis zu 14 Tagen gerechnet werden müsse.
Auch im privaten Hausbau könnte sich dadurch das Abrissrecycling erheblich verteuern. "Die Regulierung steht in keiner Verhältnismäßigkeit zu den Zielen", meint Hanisch. Man habe sich zu sehr auf die Chemie in einzelnen Recycling-Stoffen konzentriert und dabei die gesamtökologische Betrachtung völlig vergessen. Nicht alle, aber die meisten Materialen, etwa Asphalt oder Beton, könnten vor Ort so aufbereitet werden, dass sie wieder einsetzbar sind.
Ministerium kontert
Hanisch hofft gemeinsam mit dem Recyclingverband auf eine Nachbesserung der Verordnung durch das Umweltministerium. Dort ist man zwar gesprächsbereit, kann die Kritik zum Teil aber nicht nachvollziehen. Die Aufbereitung von Bauschutt vor Ort sei dann sinnvoll, wenn das Material auch vor Ort wieder eingesetzt werden kann, heißt es in einer Stellungnahme des Ministeriums, dies passiere insbesondere bei Straßenbaustellen reibungslos und werde auch durch die Verordnung "in keiner Weise eingeschränkt".
Qualitätskriterien für Recycling-Baustoffe habe es auch schon bisher gegeben. "Auch wenn die Kriterien etwas angehoben wurden, wird dadurch das Recycling nicht verhindert." Deponieren sei und bleibe teurer. Aus Sicht des Umweltministeriums "macht es keinen Sinn, schadstoffbelastete Baurestmassen mit zum Teil unzureichenden Methoden aufzubereiten und dann unkontrolliert in der Umwelt zu verteilen - dies widerspricht diametral einem vorsorgenden Umweltschutz". Vermischte, nicht schadstoffverfrachtete Baurestmassen würden leider einer hochwertigeren Behandlung bedürfen als dies bei mobilen Brechern möglich sei.
Der Vorwurf der Gefährdung von Arbeitsplätzen sei "aus der Luft gegriffen". Durch den verwertungsorientierten Rückbau könnten sogar zusätzlich Jobs entstehen.
Rubble Master: Die Hightech-Steinbrecher
Rubble Master wurde 1991 von Gerald Hanisch in Linz gegründet. Hanisch gilt als Erfinder des „Vorort-Recyclings“ und entwickelte erstmals eine mobile Brechanlage (Crusher) für das Recycling von Baurestmassen (Beton, Ziegel, Asphalt). Die Hightech-Brech- und Siebanlagen werden in mehr als 50 Länder exportiert, die Exportquote liegt bei 90 Prozent. In den USA brachte der Einsatz am Ground Zero in New York gleich mehrere Folgeaufträge. "Ein Viertel unseres Umsatzes entfällt bereits auf den nord- und südamerikanischen Markt. Dort sehen wir auch in Zukunft großes Wachstumspotenzial", sagt Hanisch.
Für heuer ist ein Umsatz von 54 Mio. Euro (plus acht Prozent) geplant. Das Unternehmen beschäftigt in Linz 120 Mitarbeiter, davon zehn Lehrlinge.
Beim sogenannten „Compact Crushing“ wird grobes Material zerkleinert und in einem Arbeitsgang zu Baumaterial aufbereitet.
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