Baumärkte zieht es in die Stadtzentren

Kleinere Flächen, dafür mitten in der Stadt: So sieht laut Experten die Zukunft der Baumärkte aus. In Wien ist die DFH-Gruppe mit dem CityBaumarkt-Konzept gestartet.
Die Branche setzt nach diversen Pleiten nun auf kleinere Formate in Ballungszentren.

Die Zeit der Flächenexpansion auf Teufel komm raus scheint – nach Großpleiten wie jener Praktiker in Deutschland und dem Abverkauf der bauMax-Teile – vorerst vorbei. Die Branche sieht das große Geschäft nun offenbar in kleineren Formaten in Ballungszentren. Sie will sich selbst den Anstrich eines Nahversorgers verpassen. Europaweit werden in den nächsten Jahren bis zu 400 kleinere Baumärkte in den Stadtzentren eröffnen, schätzen Experten.

In Österreich bringt sich die DFH-Gruppe – ein Joint Venture zwischen NBB und der Quester Privatstiftung – in Position. Vorige Woche ist sie mit ihrem ersten CityBaumarkt bei der U-Bahnstation Johnstraße, am Meiselmarkt im 15. Wiener Gemeindebezirk, an den Start gegangen. Vom Akkuschrauber über Kochlöffel bis hin zum Weber-Grill gibt es ein breites, wenn auch vergleichsweise eingeschränktes Angebot. Die Verkaufsfläche ist mit 900 Quadratmetern klein, herkömmliche Märkte sind etwa zehn Mal so groß. Wolfgang Tratter, Chef des CityBaumarktes nimmt es mit Humor: "Bei uns kann sich kein Verkäufer verstecken." Zehn Mitarbeiter werde es in der Filiale geben, einen Verkäufer zu finden, werde keine Herausforderung sein.

Rund 15.000 Artikel gibt es im CityBaumarkt, in einem durchschnittlichen BauMax waren es 35.000 bis 50.000. Wird das Format angenommen, sollen in den kommenden drei Jahren bis zu zehn CityBaumärkte in Wien entstehen.

BauProfi an Bord

"Preislich können wir mit der Großfläche mithalten", verweist Tratter auf die DFH-Gruppe, zu der auch 58 BauProfi-Franchisenehmer gehören. Im Vorjahr hat die Gruppe mehr als 200 Millionen Euro umgesetzt, mit dem CityBaumarkt geht DFH erstmals als eigener Betreiber an den Start. Im ersten Geschäftsjahr werden 1,5 Millionen Umsatz angepeilt. Tratter ist mit einem Fahrradbotendienst im Gespräch, um die Artikel per Boten zustellen zu lassen. Schon jetzt kann man sich aber alle Waren auch liefern lassen.

Österreichs private Haushalte geben zwar immer mehr in Baumärkten aus, aber immer weniger für Baustoffe und Werkzeuge, geht aus einer Analyse des Standortberates RegioPlan hervor. Grund dafür ist, dass schlicht weniger gebaut und renoviert wird. Gleichzeitig steigen aber die Ausgaben für Pflanzen, Garten- und Dekoartikel deutlich. Dieser Trend bedeutet, dass die Baumarktbranche zwar allgemein wächst, jedoch nicht im Kernsortiment.

Ende September hat die deutsche Obi-Gruppe von den Wettbewerbshütern grünes Licht für die Übernahme von 48 bauMax-Standorten in Österreich bekommen. Auch Hagebau und Hornbach übernehmen einzelne Märkte.

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