Bauernproteste: Geiz ist nicht geil

Bauernproteste: Geiz ist nicht geil
Landwirte demonstrieren vor den Geschäftslokalen von Spar

Es läuft etwas grundsätzlich falsch bei der Lebensmittelproduktion in der EU. Der Preisdruck sorgt für massive ökonomische Probleme in der Landwirtschaft, bei den Verarbeitungsbetrieben und beim Handel.

Heute, Mittwoch, werden die Bauern mit ihren Traktoren in sechs Bundesländern vor Spar-Filialen vorfahren. Anlass der Proteste ist die Kritik von Spar-Chef Gerhard Drexel am „Handelsbashing“. Bauernvertreter und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hatten die Marktmacht der drei großen Lebensmitteleinzelhändler Spar, Rewe und Hofer kritisiert.

Bauernproteste wegen Preisgestaltung der Handelskette Spar

Kaum Gewinn

Faktum ist, dass die Molkereien einen Gewinn von weniger als einem Prozent des Umsatzes machen. Die meisten Molkereien gehören den Milchbauern. Je geringer die Einnahmen, desto niedriger der Erzeugermilchpreis. „Wir brauchen mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette. Das Verschleudern von Lebensmitteln durch Aktionen im Lebensmitteleinzelhandel muss aufhören“, macht Bauernbundpräsident Georg Strasser seinem Unmut Luft.

Es geht dabei nicht nur um Milch. Auch bei Fleisch ist der Preisdruck auf Bauern und Verarbeiter groß. Ein beträchtlicher Teil wird über Billigst-Aktionen verkauft. Einige heimische Fleischverarbeiter haben im vergangenen Jahr Verluste geschrieben.

Heimische Produkte

Spar verweist in einer Aussendung auf den hohen Anteil heimischer Produkte im Regal. „So führt Spar seit 25 Jahren ausschließlich heimisches Frischfleisch mit AMA-Gütesiegel, zu 100 Prozent heimische Eier und zu 100 Prozent heimische Milch. Bei Butter kommen fast 90 Prozent aus dem Inland.“ Einen derartig hohen Anteil an heimischen Produkten gebe es sonst nicht in der EU. Die Aktionsangebote „helfen den landwirtschaftlichen Erzeugern, den Absatz ihrer Markenprodukte zu erhöhen“.

Dass Aktionen den Absatz erhöhen, ist unbestritten. Dafür sorgen die Konsumenten. Für viele gilt beim Kauf von Lebensmitteln immer noch der Grundsatz „Geiz ist geil“.

Wobei das Kaufverhalten in klarem Widerspruch zu den Meinungsumfragen steht. In so gut wie allen Umfragen behauptet ein Großteil der Konsumenten, dass sie durchaus bereit seien, für Tierwohl oder höhere Qualitätsstandards auch mehr zu bezahlen. Doch beim Einkauf wählen sie das billigste Produkt.

Die Entscheidung für den Kauf von Lebensmitteln aus Österreich ist bei verarbeiteten Produkten derzeit nicht möglich. Eine Herkunftsdeklaration ist nur bei Frischfleisch verpflichtend. Es ist daher derzeit möglich, Lasagne mit Fleisch aus Brasilien zu produzieren und auf die Verpackung „Hergestellt in Österreich“ zu schreiben.

Bauernbundpräsident Georg Strasser drängt auf eine Änderung bei der Deklarationspflicht in der EU. Auch bei verarbeiteten Produkten soll künftig die Herkunft der wichtigsten Bestandteile der Lebensmittel angegeben werden müssen. Dies sei eine wichtige Information für das Kaufverhalten der Konsumenten.

Eine Deklarationspflicht für Frischfleisch gibt es in der EU seit dem BSE-Skandal. Die Konsumenten haben damals kaum noch Rindfleisch gekauft. Um den Absatz wieder anzukurbeln, wurden verpflichtende Herkunftsbezeichnungen eingeführt.

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