Bauern reagieren auf Klimawandel: So läuft die Getreideernte

Wegen Trockenheit fielen die zwei vorigen Ernten karg aus; AMA wagt eine Prognose für 2019. Österreich muss weiter importieren.

Die Getreideernte 2019 wird von der Agrarmarkt Austria (AMA) heuer ohne Mais auf rund 2,9 Millionen Tonnen geschätzt. Das sind um 10 Prozent mehr als im Jahr 2018.

Die Getreideernte in Österreich zu Zeiten des Klimawandels

Samt Mais erreicht die Prognose fünf Millionen Tonnen, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von sechs Prozent. Verschiebungen bei den Anbauflächen zeigen, dass die Bauern auf den Klimawandel reagierten.

"Somit erreichen wir nach zwei trockenheitsbedingt geringen Ernten wieder eine Erntemenge auf Durchschnittsniveau", sagte AMA-Vorstandschef Günter Griesmayr am Dienstag vor Journalisten in Wien. Die prognostizierte Gesamtproduktion von 5 Mio. t (mit Mais) beeinflusst die österreichische Getreidebilanz positiv und erhöht sich um sechs Prozent zum Vorjahr. Bei einem wachsenden Inlandsverbrauch verringert sich der Importnettobedarf nur leicht vom hohen Vorjahresniveau auf eine Million Tonnen, vorausgesetzt die Maisernte entspricht den derzeit mittleren Erwartungen.

Trockenperioden

Die Verschiebungen innerhalb der Getreideanbauflächen verdeutlichen eine Reaktion der Landwirte auf die immer häufiger auftretenden Trockenheitsphasen im Ackerbau. Wintergerste konnte in den trockenen Vorjahren und auch heuer durch die Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit und die früheste Abreife aller Getreidearten (Juni) trotz Trockenheit gute Erträge erzielen. Demnach weiteten die Landwirte 2019 die Fläche deutlich aus (+8.876 ha), wodurch ein neuer Rekordwert erreicht wurde.

Körnermais kann durch die Ausnutzung der insgesamt langen Vegetationszeit (Frühjahr bis Herbst) ebenfalls in trockenen Jahren durch hohe Erträge und generell als die Ackerkultur mit dem höchsten Kornertrag pro Hektar punkten. Die Fläche wurde um 8.777 ha zum Vorjahr ausgedehnt.

Die historisch kleinste Sommergerstenfläche aus dem Vorjahr wurde aufgrund geringer Hektarerträge und unzureichender Braugerstenqualität noch einmal deutlich (-10.909 ha) reduziert.
Neben der Reaktion auf den Klimawandel ist die verstärkte Marktorientierung der landwirtschaftlichen Betriebe aus den Flächenverschiebungen abzuleiten. So schrumpfte die bedeutendste Kultur Weichweizen mangels preislicher Attraktivität noch einmal deutlich (-10.011 ha) auf ihre historisch kleinste Fläche.

Zuckerrüben und Sojabohnen

Das massive Auftreten des Derbrüsslers zwang die Landwirte im Vorjahr fast ein Drittel der Zuckerrübenfläche umzubrechen. Heuer wurden trotz umfangreicher Maßnahmen der Landwirtschaft zur Erhaltung des Zuckerrübenanbaus in Österreich die Flächen vom Negativrekord des Vorjahres weiter deutlich verkleinert (-3.540 ha).

Die Sojabohnenfläche ist entsprechend dem mehrjährigen Aufwärtstrend mit der diesjährigen Zunahme von rund 1.584 ha die bereits viertgrößte Kultur auf unseren Äckern. Österreich ist nach Italien, Rumänien, Frankreich und Kroatien der fünftgrößte Sojaproduzent aller 28 EU-Mitgliedstaaten.

Ölraps, die bedeutendste heimische Quelle für Pflanzenöl, sinkt (-4.561 ha) durch klimawandelbedingt steigenden Schädlingsdruck und niedrige Preise auf das geringste Ausmaß seit 13 Jahren. Die Sonnenblumenfläche bleibt mit einem kleinen Minus (-250 ha) auf Vorjahresniveau, während der Öl- und Speisekürbis seine Fläche geringfügig ausdehnen kann (+1.839 ha).

Bio-Ackerfläche auf Rekordniveau

Die biologisch bewirtschaftete Ackerfläche nahm um 29.641 ha zum Vorjahr zu und erreichte somit abermals einen neuen Flächenrekord. Der Bio-Anteil an der Gesamtackerfläche steigt dadurch auf 20 Prozent. Die hohen Bio-Zunahmen in den Vorjahren (+10.359 ha in 2018, +22.214 ha in 2017) wurden somit nochmals übertroffen.

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Getreideernte im Sonnenuntergang

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