Bauern liefern mehr Bio-Milch, es droht ein Preisverfall

Von wegen Landidylle: Kühe geben heute zehn mal mehr Milch als vor 100 Jahren
Die Preise für konventionell erzeugte Milch sind am Boden. Bauern drängen in den Bio-Markt.

Der Karren ist verfahren: Die Preise für konventionell erzeugte Milch sind derart im Keller, dass der Bund Deutscher Milchviehhalter bereits 30 Cent Entschädigung für jeden nichtproduzierten Liter Milch fordert. Grund: Nach dem Auslaufen der Milchquoten, dem Embargo aus Russland und einer sinkenden Nachfrage aus China gibt es zu viel Milch in Europa – und Österreich. Nur Bio-Betriebe kassieren noch gute Preise und Zuschläge – auch im Export. Viele Bauern wollen daher auf Bio umstellen.

Jetzt werden Befürchtungen laut, dass auch der Bio-Preis in einem See zu viel produzierter Bio-Milch untergeht. "Wir haben bei unseren beiden Molkereien zweistellige Zuwachsraten bei der angelieferten Milchmenge", sagt Andreas Steidl, Direktor des Qualitätsmanagements von Ja!Natürlich, der Bio-Marke des Rewe-Konzerns. Dafür nennt er drei Gründe: Bio-Bauern weiten ihre Produktion aus, in dem sie zusätzliche Kühe in den Stall holen oder ihnen mehr Kraftfutter geben, um die Produktionsmenge zu steigern. Dazu kommen die neuen Betriebe.

Marktpotenzial

Der Bio-Markt wächst aber nicht in den Himmel. "Den Bio-Anteil noch anzuschieben, wird schwierig, auch wenn wir immer neue Produkte auf den Markt bringen", sagt Ja!Natürlich-Chefin Martina Hörmer. Sie schlichtet unter anderem eine sogenannte Bio-Heublumenmilch in die Regale, um sich von der Bio-Masse abzuheben. Ein Liter kostet im Handel 1,25 Euro. Das sind um 40 Cent mehr als die Billigmilch, zu der viel mehr Kunden greifen. Auch wenn Konsumenten in Umfragen gerne etwas anderes behaupten: Am Ende entscheidet bei vielen nicht das Tierwohl, sondern der Preis über das, was im Einkaufswagerl landet.

Steidl befürchtet nicht nur zu viel Bio-Milch, sondern auch eine Verwässerung der Qualitätsstandards, weil konventionellen Betrieben der Einstieg erleichtert wird. "Ein Billig-Bio-Ansatz schadet der gesamten Branche."

Derzeit liegt der Bio-Milch-Anteil bei 20 Prozent, das Potenzial wird mit maximal 33 Prozent beziffert. Ja!Natürlich hat im Vorjahr 368 Millionen Euro umgesetzt – ein Plus von 3,6 Prozent.

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