Bashneft: Wie sich Putin den nächsten Ölkonzern krallt

Wladimir Jewtuschenkow: Beziehungen zu Österreich
Russlands Präsident will offenbar die Rückgabe des vor fünf Jahren privatisierten Unternehmens erzwingen.

Von seinem Auftreten her wirkt Wladimir Jewtuschenkow so gar nicht wie ein Oligarch. Der 66-Jährige hat eher den Habitus eines biederen Wirtschaftsprofessors. Der es allerdings zu einem Vermögen gebracht hat, das von Forbes auf neun Milliarden Dollar geschätzt wird.

Mittlerweile ist der Börsewert seines Mischkonzerns AFK Sistema, an dem er 64 Prozent hält, in den Keller gerasselt. Der russische Staat greift nach einem der Filetstücke des Imperiums, dem an der Londoner Börse notierenden ÖlkonzernBashneft. PräsidentWladimir Putin will offenbar die Rückgabe des vor fünf Jahren privatisierten Unternehmens erzwingen. Jewtuschenkow steht seit der Vorwoche unter Hausarrest. Am Freitag erfolgte der nächste Schlag: Die Staatsanwaltschaft sperrte die Bashneft-Aktien.

Offiziell wird Jewtuschenkow Geldwäsche vorgeworfen. Die Sistema erstand den sechstgrößten russischen Ölkonzern für 2,5 Milliarden Dollar. Den Kaufpreis kassierte Ural Rachimow, damals Generaldirektor. Gegen den Sohn des Provinzchefs von Baschkortostan wird wegen Untreue ermittelt, er floh nach Österreich. Jewtuschenkow habe durch den Kauf Beihilfe zur Geldwäsche geleistet, sagt die Staatsanwaltschaft. Stimmt nicht, alles sei völlig korrekt und transparent abgelaufen, kontert Sistema.

Bashneft ist eine der effizientesten Ölgesellschaften, die sich auf die Förderung von fast schon erschöpften Ölreserven spezialisiert hat. Das weckte die Begehrlichkeit von Igor Setschin, dem Chef des staatlichen Ölriesen Rosneft. Setschin gilt als enger Freund von Putin.

Jewtuschenkow ist politisch unauffällig. Womöglich hat er zu wenig an die Politik gespendet, vermuten Insider in Moskau. Der russische Unternehmerverband appellierte an Putin, das Verfahren zu stoppen. Dem schwer beschädigten Investitionsklima tut die Quasi-Enteignung gar nicht gut.

Jewtuschenkow baute sein Vermögen im Telekom-Geschäft mit dem Mobilfunk-Anbieter MTS auf. Das Unternehmen war einer der potenziellen Kandidaten für die Übernahme der Telekom Austria. Als der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris 2012 wieder aus der Telekom ausstieg, beauftragte die Staatsholding ÖIAG Investmentbanken mit der Suche nach Ersatz-Investoren. Dabei wurde auch mit der MTS verhandelt. Als das Konsortium mit America Movil heuer kurz vor dem Scheitern stand, kam die MTS wieder ins Gespräch.

Jewtuschenkow hat auch persönliche Beziehungen zu Österreich und kommt gerne zum Skifahren in die Alpenrepublik. Er ist mit der Schwester von Elena Baturina verheiratet, der Oligarchin von Kitzbühel. Die Frau des ehemaligen Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow hat sich in der Hahnenkamm-Stadt eingekauft.

Im Board von Bashneft ist übrigens als unabhängiger Experte Thomas Winkler vertreten. Der Finanzmanager war im Vorstand des heimischen Faserherstellers Lenzing und ist Vize-Aufsichtsratspräsident der ÖIAG.

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