Wirtschaftsklima im Juni weiter eingetrübt

Wirtschaftsklima im Juni weiter eingetrübt
Die gemeldete Unsicherheit über die Zukunft stieg jedoch auf ein Zehn-Jahres-Hoch", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Das Wirtschaftsklima in Österreich hat sich im Juni weiter leicht eingetrübt. Der Bank-Austria-Konjunkturindikator fiel auf minus 0,2 Punkte - nach minus 0,1 Punkten im Mai - und damit auf den niedrigsten Stand seit Jänner 2021. Seine Prognose für das Wirtschaftswachstum und die Inflation hält das Finanzinstitut aufrecht. Die Erholung des Arbeitsmarktes dürfte sich indes verlangsamen.

Das Barometer wurde im Juni von einer schlechteren Stimmung im heimischen Dienstleistungssektor belastet - der Branche, die zum Jahresanfang noch am stärksten von den Öffnungsschritten profitiert hatte. Hier rechneten zwar "weiterhin viele Unternehmen damit, höhere Preise durchsetzen zu können, die gemeldete Unsicherheit über die Zukunft stieg jedoch auf ein Zehn-Jahres-Hoch", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Zudem sei im Juni die Zuversicht in der Industrie von Österreichs wichtigsten Absatzmärkten etwas zurückgegangen.

Abgemildert wurde der Rückgang durch die Stimmung in der heimischen Industrie, die sich nach einem Einbruch im Mai erholte, sowie von einer stabilen Stimmungslage am Bau.

Im Vergleich zum Jahresbeginn habe die wirtschaftliche Erholung deutlich an Tempo verloren, so die Experten der Bank Austria, die ihre Prognosen für das ganze Jahr aber aufrecht erhalten. "Durch den starken Jahresbeginn wird das reale Wirtschaftswachstum 2022 bei 4,4 Prozent liegen und aufgrund der Abschwächung 2023 bei mageren 1,5 Prozent", sagt der Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die Abkühlung der Konjunkturerholung schlage auch auf den Arbeitsmarkt durch. Die positive Entwicklung der letzten Monate setze sich zwar fort, die Dynamik lasse aber nach. Im Jahresdurchschnitt erwarten sich die Bank Austria Ökonomen eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent, die im Folgejahr 2023 dann aber nur auf 6,1 sinken werde.

Auch die Inflationsprognose wird beibehalten. "Unter Berücksichtigung der derzeitigen Energiepreise an den Märkten und der Preiserwartungen der Unternehmen ist kaum mit einem Rückgang der Inflationsraten bis in den Herbst in Österreich zu rechnen", so Bruckbauer. Erst nach dem Sommer 2023 sei dann wieder mit Teuerungsraten um die zwei Prozent zu rechnen.

Für heuer wird mit einer durchschnittlichen Inflation von 6,8 Prozent gerechnet. Im kommenden Jahr sollen es dann 2,7 Prozent sein.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die bisher im Vergleich zu den anderen westlichen Notenbanken einen zaghaften Kurs gefahren ist, habe den Ton zuletzt deutlich verschärft, schreiben die Volkswirte der Bank Austria. Dies habe im Juni zu dem stärksten Anstieg langfristiger Realzinsen in der Geschichte des Euroraums geführt.

"In diesem Umfeld erwarten wir von der EZB nach 25 Basispunkten im Juli und 50 Basispunkten im September noch weitere vier 25er-Zinsschritte bis März 2023", so noch Bruckbauer.

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